Travel like a Pro

48 h an der Côte d’Azur

Text: Nicole Harreisser, Fotos: gettyimages / Kotkoa, z.V.g.

Abseits der bekannten Wege an der südfranzösischen Küste liegen unzählige Kleinode, die es zu entdecken lohnt. Kunst, Kultur, Sport, Kulinarik – und nicht zu vergessen: wunderbare Weine aus der Region um Bandol und die erfrischenden Rosés der Côtes de Provence. Ein Streifzug durch das Hinterland der Côte d’Azur.

Brigitte Bardot, gleissendes Sonnenlicht, eine sanfte Brise und strahlend blaues Meer: Die Côte d’Azur, die zu den ersten Regionen Europas gehörte, die vom Tourismus entdeckt und erobert wurde, ist ein Sehnsuchtsort. Doch gibt es viel mehr zu entdecken als die bekannten Orte wie Saint Tropez, Nizza oder Cannes. Die Region Var, das südlichste Departement Frankreichs und ursprünglich nach dem Fluss Var benannt, der aber heute nicht mehr zu ihm gehört, mit kleinen Küstenorten, die sich ihren Charme trotz der sommerlichen Besuchermassen erhalten haben, mittelalterliche Dörfer und natürlich auch die Weinregionen, die die Augen der Weinliebhaber leuchten lassen: Bandol, Côtes de Provence... Aber nicht nur die Weine lassen die Region strahlen, der kulinarische Aspekt, das kulturelle Angebot und die mediterrane Landschaft lassen den Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Fast familiär ist der Flughafen Toulon-Hyères, der mit einem Zwischenstopp über Paris erreicht werden kann. Vom Kofferband bis zum Strand sind es selbst zu Fuss nur gut 15 Minuten, bevor man die nackten Füsse ins Wasser strecken kann. Ein entspannender Start für genussvolle Tage. Ein Glas Rosé zum leichten Mittagsmenü mit Plat du Jour direkt am Strand. Nach einer kurzen Überfahrt auf die Île de Porquerolles kann man mit einem Spaziergang Kunst- und Weingenuss entdecken: die phantastische Villa Carmignac inmitten einer unglaublichen Parklandschaft und die Domaine de la Courtade, das namhafte Inselweingut.

Blühende Lavendelfelder in den sanften Hügeln der Region Dracénie, umgeben von teils jahrhundertealten Weinbergen, bilden einen scharfen Kontrast zum Azurblau der Küste. Eine Region, die von mittelalterlichen Zeugnissen, aber auch von dem Genuss lokaler Produkte und Kunst geprägt ist. Eine Fahrradtour durch die Weinberge mit einem Zwischenstopp an einem kulinarischen Highlight, dem «Le Logis du Guetteur» in der Altstadt des mittelalterlichen Örtchens Les Arcs, wo traditionelle provenzalische Gerichte auf der Terrasse unterhalb der Burg serviert werden.

Tag 1

9 h Kulinarische Vielfalt1

Nach einem kurzen, erfrischenden Bad geht es zunächst einmal zum alten Hafen mit Blick auf die Bucht und zu dem täglichen Fischmarkt. Verlockende Köstlichkeiten aus dem Meer werden hier täglich und frisch an den Mann gebracht. Nur ein kurzer Weg führt weiter zur Markthalle, in der in leuchtenden Farben alle Köstlichkeiten der Provence angeboten werden. Fast um die Ecke findet man bei «Le Poussin Jaune» feinste, hausgemachte Pasteten und frische Pasta.

Fischmarkt, alter Hafen, täglich am Morgen;
Markthalle, Place de la République, täglich am Morgen ausser montags
Le Poussin Jaune
52 Rue Charabois
83700 Saint Raphaël

11 h 400 Jahre Geschichte2

1620 gegründet, gehört La Martinette zu den ältesten Weingütern der Provence. Seit 2019 findet die Weinbereitung im neu erbauten Weinkeller mit Blick in die Rebzeilen statt. Die drei Ebenen des Gebäudes repräsentieren die drei Zonen, in denen das Weingut die Trauben anbaut: die Ebene von Argens, ein kühles Terrain, das Plateau aus rotem Lehm mit Mergel und die mineralischen Kalksteinböden. Auch der Ausbau der Weine erfolgt auf drei Arten: im Stahltank, in Zementtanks und in Eichenfässern. 

Château La Martinette
4005 Chemin de la Martinette
83510 Lorgues
Tel. +33 (0)494 73 84 93
www.chateaulamartinette.com
Shop montags bis samstags jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Weingutsbesichtigung von dienstags bis freitags mit Voranmeldung

13 h À table3

Direkt unter dem Marktplatz des Dörfchens Les Arcs liegt das Restaurant «Le Logis du Guetteur» von Maître Max Callégari. Seine kreative bodenständige Küche ist inspiriert von lokalen Produkten der reichen, provenzalischen Landwirtschaft. Serviert wird auf der Terrasse mit Blick über die Ebene oder, wenn der Mistral bläst, in einem der kleinen verwinkelten und dadurch sehr anheimelnden Separees, die in den Burgberg gebaut sind.

Le Logis du Guetteur
Place du Château 
83460 Les Arcs-sur-Argens
Tel. +33 (0)494 99 51 10
www.logisduguetteur.com

16 h Mit dem Rad durch die Weinberg4

Von Les Arcs aus radelt es sich wunderbar zu den Weinbergen zum Château Font du Broc. Der unterirdische Fasskeller lässt einen an eine jahrhundertelange Tradition denken, wurde aber erst vor 40 Jahren gebaut. Besonders bekannt ist das Bio-Weingut für seine kräftigen und eleganten Rotweine.

www.tourisme-dracenie.com
Château Font du Broc
Chemin de La Font du Broc
83460 Les Arcs-sur-Argens
Tel. +33 (0)494 47 48 20
www.chateau-font-du-broc.com

18 h Wein und Kunst5

Zwischen Les Arcs und Le Muy liegt das Château Sainte Roseline mit 700-jähriger Weinbautradition. Das Herz der heutigen Besitzerin Aurélie Bertin gehört auch der Kunst: Viele zeitgenössische Kunstwerke schmücken das Weingut. Die hauseigene Kapelle beherbergt den Leichnam und die Reliquien der Heiligen Roseline, der Mutter Priorin der Abtei von La Celle-Roubaud von 1300 bis 1329. Viele Wunder führten dazu, dass sie im 19. Jahrhundert heiliggesprochen wurde. Auch befinden sich unglaublich beeindruckende Werke von Chagall, Giacometti, Ubac und Bazaine in der Kapelle.

Château Sainte Roseline
1854, Route de Sainte-Roseline
83460 Les Arcs-sur-Argens
Tel. +33 (0)494 99 50 30
www.sainte-roseline.com

20 h Der grosse Gatsby6

F. Scott Fitzgeralds Roman «Der grosse Gatsby» und der elegante Art-Deco-Stil der 20er Jahre standen bei der Gestaltung des stilvollen Hotels «Le Touring» Pate. Der Mythos der Côte d’Azur, der französischen Rivera, scheint wieder aufzuleben. In der Brasserie, mit Blick auf die Promenade und den Hafen Saint-Raphäel, werden traditionelle und mediterrane Gerichte serviert. Im ersten Stock befindet sich das Restaurant «Albert 1er», in dem sich vortrefflich am Abend eine frische, kreative Küche in exklusivem, elegantem Ambiente geniessen lässt.

Hôtel le Touring
1 Quai Albert 1er
83700 Saint-Raphaël
Tel. +33 (0)494 55 01 50
www.letouring.fr

Tag 2

9 h Ab auf die Insel7

Wie lässt sich ein Morgen besser beginnen, als mit der Überfahrt auf die Île de Porquerolles? Die Überfahrt von Hyères dauert nicht lange und direkt am Hafen kann man sich zur Stärkung für den Inselrundgang noch mit einem Kaffee stärken und dann mit dem Inselplan aus dem Office de Tourisme den Rundgang über die Insel starten. 

TLV-TVM
La Tour Fondue
83400 Hyères
Tel. +33 (0)494 58 21 81
www.tlv-tvm.com
Saisonaler Fahrplan

10 h Villa Carmignac8

Auf dem Weg vom Hafen zur Villa Carmignac sollte man unbedingt den Blick über die wunderbaren Strände der Insel schweifen lassen. Am Eingangstor der Fondation Carmignac bis zur Ausstellung in der Villa durchschreitet man den prachtvollen Garten. Insgesamt sieben verschiedene Bereiche mit jeweils charakteristischen Pflanzen wurden angelegt. Beeindruckende Skulpturen ergänzen das Areal. Die Sammlung Carmignac unter dem Motto «Freiheit» umfasst circa 300 hochkarätige Kunstwerke, darunter legendäre Werke von Andy Warhol und Roy Lichtenstein. 

Villa Carmignac
Ìle de Porquerolles
La Courtade
83400 Hyères
Tel. +33 (0)465 65 25 50
www.fondationcarmignac.com

11.30 h Früchte der Insel9

1983 gründete Henri Vidal auf den fruchtbaren Schieferböden der Insel die Domaine, die zur Apellation Côtes de Provence gehört. 30 Jahre später erfuhr sie durch die Übernahme von Edouard Carmignac eine Wiederbelebung. Die Hauptrebsorten sind Rolle, Mourvèdre und Grenache, ergänzt von Syrah und Sémillon. Es werden zwei Linien gekeltert: Les Terrasses und La Courtade. Die Trauben für La Courtade stammen von den ältesten Rebanlagen. Das Etikett ziert die mächtige Skulptur am Eingang der Villa Carmignac.

Domaine de la Courtade
Ìle de Porquerolles
83400 Hyères
Tel. + 33 (0)494 58 31 44
www.lacourtade.com

13 h Lido Beach10

Man sitzt direkt am Strand unweit des Hafens von Hyères. Eine bunte, kreative Küche wird unter den bunten Sonnenschirmen auf der Terrasse serviert. Klein, aber fein ist die Speisekarte mit mediterranen Gerichten wie Fisch, Meeresfrüchten und provenzalischer Küche. Besonders zu empfehlen: gegrillter Pulpo auf Petersiliensalat oder die Variation alter Tomatensorten. Dazu einen frischen Rosé aus der Region! Et voilà!

Le Restaurant Lido Beach
5 Av. Emile Gérard
83400 Hyères
Tel. + 33 (0)494 01 43 80
www.lido-beach.com

15 h A Walk in the Park11

Nach so viel kulinarischen Genüssen bietet es sich an, die wunderbaren Parks der Stadt Hyères zu erkunden. Im Jardin Olbius Riquier erwartet die Besucher ein typischer Garten aus dem 19. Jahrhundert mit tropischen Pflanzen, einem Palmenhaus für tropische Gewächse und Vögel sowie einem See. Der Park Saint Bernard umgibt die Villa Noailles. Die Aussicht aus diesem Garten mit kubistischen Elementen reicht über die gesamte Küste. 

Zentrum von Hyères
www.hyeres-tourisme.com

19 h Diner mit Meerblick12

Einige Kurven gilt es zu überwinden, bis man im Ortsteil Presqu’île de Giens im Gourmetrestaurant «La Rascasse» ankommt. Aber der Weg lohnt sich in zweierlei Hinsicht. Mit Blick bis hin zu den Île d’Hyères geniesst man auf der Terrasse den Sonnenuntergang. Kulinarisch wird man verwöhnt mit feinen, subtil-aromatischen Gerichten, die von regionalen Produkten geprägt sind. Gekrönt wird das Menü von hausgemachten Patisseriekreationen, die einen den Gedanken an Kalorien völlig vergessen lassen.

La Rascasse im Hotel Le Provençial
113, Place Saint-Pierre
83400 Hyères
Tel. +33 (0)498 04 54 54
www.provencalhotel.com

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