Spaniens Big Player

Ausverkauf bei Ortega Fournier

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 14. Mai 2019


SPANIEN (Berlangas de Roa) – Innerhalb weniger Jahre hat der Spanier und Ex-Banker José Manuel Ortega in drei klassischen Weinländern eine Art Weinimperium aufgebaut, das mit großen Investitionen, überraschend schnell und mit einem bemerkenswerten Sortiment gewachsen ist. Die von Ortega gegründete Gruppe Ortega Fournier unterhält Weingüter im Uco Valley (Mendoza, Argentinien), im Leyda Valley (Maule, Chile) und im Ribera del Duero (Berlangas de Roa, Spanien). Für die internationale Weinszene war es eine Überraschung, als Ortega sein Flaggschiff, die Kellerei Ortega Fournier, gelegen im Uco Valley von Mendoza und in das er Anfang der 2000er Jahre 20 Millionen Euro investiert hatte, in 2018 nach langen Verhandlungen verkaufte. Käufer der Kellerei mit den Marken Alpha Crux, B Crux und Urban Uco, war die argentinisch-kanadische Weinfamilie Agostino, die selbst seit 2005 ihre Kellerei Agostino in Maipu (Mendoza) betreibt. 

Gonzáles Byass

Aktuell hat Ortega sich auch von seiner Kellerei Ortega Fournier, gelegen in Berlangas de Roa (Provinz Burgos) im Anbaugebiet Ribera del Duero, getrennt. Käufer ist der spanische Global Player González Byass. Mit der Übernahme des Gutes und deren Labels stärkt González Byass seine Marktmacht in Spanien enorm, insbesondere weil Ribera del Duero die zweitwichtigste spanische Herkunftsbezeichnung ist und dort rund 16 Prozent der Rotweine aus Spanien produziert werden. Mit dieser Übernahme ist die Weinfamilie González Byass nun in den zehn wichtigsten Weinregionen Spaniens vertreten, international ergänzt durch Weingüter in Chile und Mexiko.

Das 1979 errichtete Weingut Ortega Fournier in Berlangas de Roa ist mit der Entwicklung des Anbaugebietes Ribera del Duero stark gewachsen. Hier, zwischen den Gemeinden La Horra und Roa de Duero, sind rund 80 Hektar in verschiedenen Lagen im Ertrag, das Durchschnittsalter der Reben liegt zwischen 30 und 70 Jahren. Fournier-Weine aus dem Ribera del Duero haben in den vergangenen Jahren viele renommierte Auszeichnungen erhalten, darunter exzellente Noten von so renommierten internationalen Publikationen wie Wine Advocate, Decanter, Wine Spectator und Wine Enthusiast sowie von spanischen Top-Titeln und Weinführern. 

Mit dem Erwerb des Gutes Ortega Fournier gibt sich González Byass aber nicht zufrieden und ist weiter auf Einkaufstour. Gerade wird die Übernahme der Bodega Beronia, die in 1973 von einer gastronomischen Gesellschaft gegründet wurde, vorbereitet. Das im Rioja liegend Gut zählt dort zu den renommiertesten Kellereien, die Reservas und Gran Reservas im reinen, traditionellen Stil von La Rioja produzieren. Darüber hinaus realisiert González Byass in diesem Jahr zwei weitere wichtige Projekte: die Einweihung des weltweiten ersten Sherry-Luxushotels, das in die Weinkellerei González Byass in Jerez integriert ist, und die Erweiterung der Weinkellerei Pedro Ximénez, gelegen in der DO Jerez, das nach der gleichnamigen spanischen Weissweinsorte benannt ist. Die Trauben der Sorte Pedro Ximénez entwickeln hohe Zuckerwerte – ihr Saft rundet die hauseigenen Sherrys ab.

Big Player in Sachen Sherry und Wein

González Byass ist ein familiengeführtes Weinunternehmen mit einer Sammlung von Weingütern, verteilt auf die wichtigsten Weinregionen Spaniens. Erstmals trat die Familie González Byass 1835 als Winzer in Jerez auf den Plan. Zuerst widmete sich die Familie der Herstellung feiner Sherries und Brände, nach und nach kam dann der Weinbau hinzu. Heute ist die fünfte Generation der Familie die Verwalterin einer ganzen Reihe von zum Teil weltweit bekannten Marken, die in einigen der berühmtesten Regionen Spaniens Wein produziert, darunter Bodegas Beronia (Rioja und Rueda), Cavas Vilarnau (Barcelona), Finca Constancia (Vino de la Tierra de Castilla), Finca Moncloa (Vino de la Tierra de Cádiz), Viñas del Vero (Somontano) und Pazo de Lusco (Rías Baixas) sowie jetzt auch Ortega Fournier (Ribera del Duero). 

Im Jahr 2016 erweiterte González Byas seine Reichweite erstmals in die Neue Welt mit der Übernahme des Familienweingutes Veramonte in Chile und im Jahr 2017 mit dem Kauf der Marke Pedro Domecq (Brandies und Weine), deren Hauptgeschäft in Mexiko liegt. In dieser Dekade hat das Unternehmen zudem seine Beteiligungen im Premium-Spirituosengeschäft weiter ausgebaut und bekannte Marken wie The London No.1, MOM Gin, Druide Vodka und Nomad Outland Whisky geschaffen. 

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