Premiere beim 34. Wettbewerb der besten Rotweine Deutschlands

Deutscher Rotweinpreis 2020

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay

Vorhang auf für die besten Weine des Deutschen Rotweinpreises 2020. Corona bremste die Winzer nicht aus. Die Zahl der Anstellungen war wieder gross. Und was in der Finalrunde aufgeboten wurde, machte viel Freude. Wir konnten grossartige Weine verkosten und erlebten dabei eine Premiere: Erstmals schaffte es, zu einem exakt passenden Termin, ein erfahrener ostdeutscher Winzer auf das Podest. Er war bereits im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat ein tüchtiger Önologe.

Der 34. Deutsche Rotweinpreis, erstmals 1987 durchgeführt, hatte trotz der erschwerten Verkostungsbedingungen eine ganz normale Grössenordnung mit knapp 1550 Weinanstellungen von weit über 300 Betrieben. Aber es gab doch einige Auffälligkeiten. So war es diesmal offenbar das Jahr der Geschwister! Bei einem der beiden Sieger in der Königsklasse Spätburgunder sind zwei junge Damen namens Meike und Dörte von der Ahr die Chefinnen. Im pfälzischen Sausenheim sitzen Karoline und Dorothee gewissermassen im Doppel auf einem Gaul. Den besten Portugieser in der Kategorie der unterschätzten Sorten verantworten die Brüder Stefan und Christian aus Rheinhessen. Und noch relativ jung an Jahren, aber schon lang erfolgreich unterwegs sind die unzertrennlichen Pfälzer Steffen und Andy, die wir zu «Roten Riesen» ernannten. Auch zwei mit jeweils eigenen Weingütern im Badischen seit etlichen Jahren rivalisierende Brüder gingen erneut ins Rennen. Aber diesmal kam nur einer auf das oberste Treppchen.

Hier befinden sich Erzeuger, die ein Comeback feierten oder eine Durststrecke nach Jahren ohne Plätze an der Sonne beendeten. Ebenso gibt es Wiederholungstäter, die den Sieg von vor einem Jahr bestätigten. Und wir berichten über neue Namen, etwa unsere südbadische «Entdeckung des Jahres» oder den ersten Winzer aus dem deutschen Osten, der nicht nur im Finale war, sondern hier gleich bei den Neuzüchtungen souverän auf Rang eins kam – praktisch zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung.

Wie schon in der Vergangenheit praktizierten wir wieder salomonisches Denken. Wenn Weine im Finale nach dem Stechen die exakt gleiche Note aufweisen, wird nicht nachgekartet. Dann gibt es eben zwei Sieger. Und hinter zwei Triumphatoren kann es dann nur noch einen Dritten (oder mehrere) geben. Alle Weine, die sich in der Finalrunde für das Stechen qualifizierten, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits drei Verkostungen hinter sich. Denn schon in der Vorrunde kommen nur die Weine weiter, die doppelt geprüft wurden.

Diese Gründlichkeit ist wohl Teil des Erfolgs unseres Wettbewerbes. Deshalb unternehmen manche Winzer besondere Anstrengungen, um dabei zu sein. Termine werden bis zuletzt ausgereizt, um die Weine im besten Zustand an den Start zu bringen. Ein badischer Winzer liess sich mit seinen Fassproben besonders viel Zeit und schickte am letzten möglichen Tag einen Mitarbeiter über eine einfache Distanz von 460 Kilometern (!) mit seinen Proben im Pkw nach Schwandorf. Alle Weine waren finalreif. Dann vertat sich unser Stratege beim Fülltermin und war gezwungen, Burgunder und Co. erst extrem kurz vor dem Finale auf die Flaschen zu bringen (Fassproben sind in letzter Instanz nicht zugelassen). Mit der Folge, dass sie recht strapaziert am Finalort ankamen und dort keine Chance hatten. Für 2021 wird es wohl einen anderen Schlachtplan geben und er wird sich ein Beispiel an Kollegen nehmen, die solche Weine zunächst gemeldet hatten, aber dann einen Rückzieher machten. Dafür schickten sogar einige Österreicher Weine. Ihnen mussten wir mitteilen, dass der Rotweinpreis deutsch bleibt.

Welche Kreise dieser Wettbewerb zieht und wo er schon aufmerksam registriert wird, macht unser Spruch des Jahres deutlich. Er kommt von einem aufgeweckten fünfjährigen Knirps. Thomas, der Enkel von Monika und Konrad Schlör aus Reicholzheim, registrierte, wie sich Oma und Opa über den Sieg bei Edelsüss freuten. Daraufhin vergass er die gegenüber den Winzern erbetene Geheimhaltung, marschierte mit stolzgeschwellter Brust in den Kindergarten und liess alle wissen: «Wir haben gewonnen, den deutschen Rotweinpreis, aber ich darf das nicht sagen.»

 

Der «Rote Riese»

Weingut Rings, Freinsheim (Pfalz)
Grosse Weine als Massstab

Zwölf Weine im Finale, einige Topplatzierungen
www.weingut-rings.de

Winzer, die über einen längeren Zeitraum mit erstklassigen Kollektionen aufwarten, haben sich eine besondere Auszeichnung verdient. Sie sind für uns «Rote Riesen». In diesem Jahr waren die Brüder Andi, 34, und Steffen Rings, 42, fällig. 2001 startete Steffen aus dem Fasswein-Betrieb der Eltern heraus, Andi kam einige Jahre später, als er ebenfalls die Techniker-Ausbildung in Bad Kreuznach absolviert hatte, hinzu. Ein zweiter Platz beim Rotweinpreis in 2006 mit einem St. Laurent liess erstmals aufhorchen. Es folgten jede Menge Topplätze und Sprünge auf das Treppchen. Die Rebfläche wuchs von 12 auf 40 Hektar. 2018 wurde ein lang geplanter Umzug in einen prächtigen, in die Reben integrierten Kellerneubau vollendet. Weitere Marksteine: Bio-Zertifizierung seit 2017, 2015 Aufnahme in den VDP. Die beiden messen sich an grossen Weinen. Das zeigen die vielen, vielen geleerten Flaschen aus Spitzengütern im Neubau an allen möglichen Plätzen, sogar auf der Toilette…

Kategorie Entdeckung des Jahres

Wein & Hof, Hügelheim (Baden)
Sensation im Gutedel-Dorf

www.weinundhof.de

Erstmals dabei, alle drei Spätburgunder im Finale, zwei mit 16.5 Punkten bewertet, der 2016er sogar mit 17.5 Punkten unter den Top Ten, da war die Ernennung zur «Entdeckung des Jahres» nur logisch. Die 1952 gegründete Mini-Genossenschaft im 1450-Einwohner-Dorf Hügelheim im Markgräflerland, die sich seit rund zwei Jahren Wein & Hof nennt, ist ein würdiger Titelträger. Zwei erfahrene Männer sind tonangebend für die 60 Winzerfamilien und deren 75 Hektar Reben: Geschäftsführer Thomas Benz und Kellermeister Martin Schneider, beide deutlich über zwei Jahrzehnte im Amt. Aber ihnen selbst war wohl nicht bewusst, wie gut sie beim Spätburgunder sind. Schliesslich ist hier der Gutedel mit 35 Prozent Flächenanteil die Hauptsorte. Wer sich durch die Kollektion verkostet, stellt fest: sehr gutes Preis-Wert-Verhältnis. Das hat inzwischen sogar der DFB erkannt: Für den Ausschank bei Länderspielen wurde der 2018er Pinot Noir «Edition M» reserviert.

 

Kategorie Spätburgunder

Weingut Meyer-Näkel, Dernau (Ahr)
«Der Vater als Vorbild»

Walporzheimer Kräuterberg Spätburgunder
VDP.Grosses Gewächs 2018
www.meyer-naekel.de

Vater Werner Näkel, 67, der 1982 begann, den Weinbau an der Ahr aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, hat im Ruhestand Legenden-Charakter, kontrolliert gelegentlich die Weinberge, ist E-Bike-Fan und hat noch ein Joint Venture in Südafrika. Seine Töchter Meike, 40, und Dörte, 38, die schon etliche Jahre Verantwortung tragen, haben an die grossartigen Rotweine angeknüpft, mit denen der Vater zum Vorbild an der Ahr wurde. Sie hatten gute Lehrmeister. Dörte paukte Wein bei Knipser. Die Schwester hatte schon einen Studienplatz für Medizin, schnupperte dann kurzfristig bei Joachim Heger rein und stellte fest: «Wein ist ein facettenreicher Beruf.» Eine Ausbildung bei Fürst war die Folge. 23 steile Hektar mit über 30 Jahre alten Reben werden aktuell händisch bewirtschaftet. Im Keller läuft alles spontan ab, mit Falldruck, ohne Pumpen. Geändert hat sich der Lesetermin für den Top-Burgunder. Früher war der Kräuterberg Mitte Oktober dran, der 2018er wurde am 27. August geerntet.

 

Kategorie Spätburgunder

Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr (Ahr)
«Extrem wenig, extrem gut»

www.wg-mayschoss.de

Nach einer Tour durch das reizvolle Ahrtal stockt kurz der Atem, wenn man Mayschoss erreicht hat. Die extrem steilen Weinberge scheinen fast überzuhängen. Tapfere, wendige, unerschrockene Winzer sind hier tätig. Und das mit ungebrochener Begeisterung. Ein junger Mitarbeiter der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr deutet mit der Hand nach oben in eine von kargen Felsen umrahmte Flur. «Da droben wachsen Trauben von mir.» Nicht ganz so extrem ist die Lage Walporzheimer Kräuterberg, mit der die bereits 1868 gegründete Genossenschaft wie 2019 beim Spätburgunder ganz oben auf das Treppchen sprang, jetzt mit dem Jahrgang 2018.

Er war unter den rund 1,2 Millionen Liter Wein, die von Mayschoss auf 150 Hektar jedes Jahr im Schnitt geerntet werden, einmal mehr das Aushängeschild. Verantwortlich ist der erfahrene Kellermeister Rolf Münster, die Voraussetzungen diktierte Geschäftsführer Matthias Baltes mit einer Erntebegrenzung auf maximal 30 Hektoliter pro Hektar, extrem wenig, aber gut belohnt bei der Auszahlung.

 

Kategorie Cuvée

Weingut Herzog von Württemberg, Ludwigsburg (Württemberg)
Wichtiger Faktor Zeit

DUX 2017
www.weingut-wuerttemberg.de

An das Jahr 2013 erinnert sich Michael Herzog von Württemberg, 54, besonders gern zurück. Damals setzte sein Weingut eine feine Duftmarke mit einem Spätburgunder-Sieg beim Deutschen Rotweinpreis. Die Bemühungen um mehr Qualität, die der Nachfolger des einstigen Königshauses Württemberg in die Wege geleitet hatte, waren von Erfolg gekrönt. Dass der Sieg in der hart umkämpften Kategorie Cuvées geteilt werden muss, stimmt nicht traurig. Im Haus knallten nach der Bekanntgabe Sektkorken (vermutlich vom erstklassigen Riesling brut)…

Verantwortlich für die ausgewogene Kollektion mit einer Reihe eleganter Weine von 40 Hektar ist der Geisenheim-Absolvent Moriz Just, der gern mit dem Faktor Zeit spielt. Der kraftvolle DUX (alter Adelstitel für «Anführer») wird nur in optimalen Jahren erzeugt, mit spät geernteten Trauben in meist unterschiedlicher Zusammensetzung und Ausbau in Eiche aus herzoglichen Wäldern.

 

Kategorie Cuvée

Weingut Martin Waßmer, Bad Krozingen-Schlatt (Baden)
Ein Landwirt als «Riese»

Ehrenstettener Ölberg «Chapelle» 2016
www.weingut-wassmer.de

Er ist Meister der Landwirtschaft und gelernter Koch. Aber als Martin Waßmer, 59, vor 25 Jahren etwas Rebfläche von den Eltern übernahm, die an eine Genossenschaft ablieferten, bildete er sich durch Seminare und Erfahrungsaustausch mit Profis fort und wagte ab 1997 den Sprung in die Selbstständigkeit als Winzer (mit Spargel und Erdbeeren als weitere sichere Standbeine). Bald fiel er beim Rotweinpreis auf und war 15 Jahre später reif für den Titel «Roter Riese». Seitdem hat er sich weiterentwickelt, steigerte die Fläche auf 38 Hektar und konnte 2016 die Einweihung einer neuen Kellerei feiern. In den Reben pflegt er eine dichte Bepflanzung mit teilweise über 10 000 Stöcken pro Hektar. Im Keller werden offene Maischegärung und Spontangärung praktiziert. Seine von ihm besonders geschätzte Cuvée Chapelle lag 16 Monate in Barriques. Auf den Erfolg wurde mit seinem erstklassigen Rosé-Spätburgunder-Sekt angestossen.

 

Kategorie Unterschätzte Sorten

Weingut Braunewell, Essenheim (Rheinhessen)
Die «Holz-Fetischisten»

Portugieser trocken Réserve
www.weingut-braunewell.de

Vor zehn Jahren überlegten Stefan Braunewell, 37, Bruder Christian, 33, und Vater Axel, 60, ob sie nicht Portugieser aushacken sollen. Dazu kam es nicht. Quasi zum Abschiednehmen wurde radikal ausgedünnt und es entstand ein grandioser Wein. An den hat man mit dem Erfolgsgewächs von 2018 angeknüpft. Die Brüder hätten den Sieg fast schon in der neuen, schmucken Vinothek feiern können, die langsam dem Provisorium entwächst und am 1. Mai 2021 offiziell eröffnet wird. Stefan, der Junge für (fast) alles im Haus, war hier lange Zeit Bauleiter. Weinbau hat er auch gelernt (bei Meßmer und Rebholz). Aber der Keller ist überwiegend das Reich von Christian, der bei Knipser und Wittmann in die Lehre ging und bei Rings praktizierte. Im Weinberg wird vorbildlich naturnah gearbeitet, im Keller sind beide «Holz-Fetischisten» (Christian strahltüber Platzgewinn für Barriques und Halbstücke). Sekt mit langem Hefelager ist eine neue Liebe der ambitionierten Brüder.

 

Kategorie Unterschätzte Sorten

Weingut Wachtstetter, Pfaffenhofen (Württemberg)
Vorurteile weggeblasen

Trollinger Alte Reben 2018
www.wachtstetter.de

Wer ihn besuchen will und «Pfaffenhofen» ins Navi eingibt, bekommt einige Pfaffenhofen zur Auswahl. Das einzige Pfaffenhofen ohne Zusatz ist das richtige. Hier angekommen, kann man sich in einer gemütlichen Vinothek oder der Gaststätte «Adler» von Rainer Wachtstetter, 52, und seiner Gattin Anette (verantwortlich für die Küche) verwöhnen lassen. 2003 übernahmen die beiden den Betrieb von seinen Eltern mit damals zehn Hektar. Heute sind es 20 Hektar. Zwei Drittel entfallen auf rote Sorten. Der Trollinger-Anteil ist mit 2,5 Hektar erstaunlich hoch. «Ich mache gern Blindproben mit Gästen, um Vorurteile abzubauen. Das gelingt.» Freilich ist Wachtstetters Trollinger nicht alltäglich. Perfekt reife Trauben aus Top-Südhang-Lagen, die vorsortiert wurden, sind der Grundstoff. Lange, klassische Maischegärung und Ausbau im Holz sind Standard. Die Qualität des sonstigen Sortiments hat schon 2009 zur VDP-Mitgliedschaft geführt.

 

Kategorie Lemberger

Weinkonvent Dürrenzimmern, Brackenheim-Dürrenzimmern (Württemberg)
«Göttliche» Kollektion

1. Platz, Divinus Réserve 2017
2. Platz, Divinus 2016
3. Platz, Trollinger Barrique Divinus 2017
www.weinkonvent-duerrenzimmern.de

«Nichts g’sagt ist g’lobt gnua», zitiert Kurt Freudenthaler, Weinmacher beim Weinkonvent Dürrenzimmern, die bekannte schwäbische Version für ein Kompliment auf die Frage, ob es denn vom Vorstand eine Belobigung für die Topergebnisse beim Deutschen Rotweinpreis gab. Platz eins und zwei in der württembergischen Königsklasse Lemberger und dazu noch ein dritter Rang mit einem Trollinger – mehr geht fast nicht. Vor einem Jahr trumpfte er mit einem Portugieser auf. Der 63-Jährige, seit 2003 verantwortlich im Keller der 200-Hektar-Genossenschaft, ist also vielseitig unterwegs und kann stolz auf seine Topserie «Divinus» sein. Das lässt sich übersetzen mit «göttlich». Passt zum Namen «Weinkonvent», mit dem im Herbst 2015 der seit der Gründung im Jahr 1937 verwendeten Bezeichnung «Weingärtnergenossenschaft» Ade gesagt wurde. Der Betrieb wurde damals sakral umgestaltet. Nur Klosterbrüder hielten nicht Einzug…

 

Kategorie Edelsüss

Weingut Schlör, Reicholzheim (Baden)
Badisches Nordlicht

Reichholzheimer Oberer First Spätburgunder Weissherbst Beerenauslese 2019
www.weingut-schloer.de

Konrad Schlör ist landsmannschaftlich kein Franke, obwohl er in der Region Tauberfranken zu Hause ist. Er ist badisches Nordlicht. Der 61-Jährige machte sich 1984 mutig mit Gattin Monika in einer damals von Genossenschafts-Kollegen dominierten Region selbstständig. «Plötzlich stand ich isoliert da», erinnert er sich. Aber der Absolvent der Weinbauschule Weinsberg musste nie bereuen, dass er seine Trauben selbst verarbeitete. Bald fiel er mit seinen Weissweinen überregional auf (vor allem mit dem heute noch richtig guten Müller-Thurgau). Ein Urknall war der zweite Platz mit Spätburgunder beim Rotweinpreis 2007, dem noch weitere Erfolge und Top-Platzierungen folgten. Mit einem edelsüssen Spätburgunder lag er 2014 bereits einmal vorn. Mit lediglich sechs Hektar hat Schlör keine grosse Spielwiese, aber mit der Lage First eine erstklassige Flur, die bedeutende Weine möglich macht und zur Mitgliedschaft im VDP (seit 2010) beitrug.

 

Kategorie Deutsche Klassiker

Weingut Karl-Heinz Gaul, Grünstadt-Sausenheim (Pfalz)
Heikle Sorte, gut im Griff

St. Laurent Sausenheimer Honigsack 2018
www.weingut-gaul.de

Geballter Schwestern-Charme mit Weinkompetenz und Mut empfängt einen im Grünstadter Ortsteil Sausenheim. Mut deshalb, weil Karoline, 36, und Dorothee, 34, sich an einen grossen, rostfarbenen Kubus wagten, in dem Wein prächtig präsentiert wird (und Wohnraum unter dem Dach geschaffen wurde). «Das hat für viel Gesprächsstoff gesorgt», lachen beide. Seit 2007 sind sie im 1993 von den Eltern gegründeten 20-Hektar-Betrieb aktiv, nach erstklassigen Ausbildungsplätzen: Dorothee bei Wehrheim, Karo bei Bassermann-Jordan und Mosbacher. Den Namen des verstorbenen Vaters halten sie in Ehren, Mutter Rosemarie ist Kuchen-Grossmeisterin. Zuständig für den Ausbau ist Tüftlerin Dorothee. Aber es gibt viel Austausch und auch Diskussionen, alles mit dem Ziel, erstklassigen Wein herzustellen. Einig sind sie sich bei der Erfolgssorte St. Laurent, die auf einem Hektar wächst: «Keine einfache Rebe, kann sehr ertragreich sein. Aber wir haben sie seit 1994 im Anbau und längst gut im Griff.»

 

Kategorie Internationale Klassiker

Weingut Matthias Gaul, Grünstadt-Asselheim (Pfalz)
Multikulti in den Reben

2018 Cabernet Franc Réserve
www.gaul-weine.de

Er betreibt nach eigener Aussage «Multikulti im Weinberg », obwohl Matthias Gaul 2015 und 2017 mit Spätburgunder beim Rotweinpreis Siege feiern konnte. Aber internationale Sorten (und Bezeichnungen) sind für den 53-jährigen Geisenheim-Absolventen, der vor seinem 1995 erfolgten Einstieg ins elterliche Weingut wissensdurstig durch die weite Weinwelt tourte, wichtige Ergänzungen. Sie werden wohlwollend von Gattin Anne, gebürtig aus dem Elsass, goutiert. Neuerdings betrifft das besonders den Cabernet Franc. Seit 2018 hat Gaul bei seinem Ziel, grossartige Weine in einer bis vor wenigen Jahren unterschätzten Region zu erzeugen, einen guten Partner mit dem international erfahrenen Tobias Müller, 36, als technischem Kellermeister. Beide sind experimentierfreudig, setzen auf Rebanlagen in höheren Fluren und dichte Bepflanzung (ein Versuch mit bis zu 15 000 Reben pro Hektar). Was sie anpacken, ist von Erfolg gekrönt.

 

Kategorie Neuzüchtungen

Winzerhof Gussek, Naumburg (Saale-Unstrut)
Der Ossi vom 51. Breitengrad

Kaatschener Dachsberg Blauer Zweigelt trocken Breitengrad 51 2018
www.winzerhof-gussek.de

Dieser Erfolg trifft einen, der schon Erfahrung mit Wein hatte, als es noch die DDR gab. André Gussek, 64, war ab 1982 Kellermeister im damaligen Volkseigenen Weingut Bad Kösen und blieb in dieser Position nach der Wende bis 2002. Gewohnt zu improvisieren, begann er sich im Nebenjob ab 1993 zu verselbständigen. Neun Jahre später konnte er sich im und rund um das ehemalige Verwalterhaus des früheren Arbeitgebers mit einem eigenen Betrieb in zentraler Lage von Naumburg verwirklichen. Er hat hier Zugriff auf ausgezeichnete Lagen, verteilt auf 9,3 Hektar. Seine Erntemenge begrenzt er auf maximal 55 Hektoliter pro Hektar. Neben Riesling und weissem Burgunder gehören die Rotweine zu seinen Stärken. Er baut sie in grossen Holzfässern oder Barriques aus. In den letzten Jahren stellte er in der Verarbeitung einiges um und sorgte damit für elegante, geschmeidige Gewächse, die in der ambitionierten Gebiets-Vereinigung Breitengrad51 zu den Besten gehören.

 

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