Unique wineries of the World - Frankreich

Weingut Maison Delas Frères

Text: Alexandre Truffer, Fotos: rbb, Vinmedia

  • Wird 2019 eröffnet: der neue Keller in Tain l’Hermitage.

Brückenschlag nach Tain

Delas Frères ist so alt, dass niemand mehr mit Sicherheit sagen kann, wann genau das Haus gegründet wurde. Vermutlich in den 1830er Jahren. Das ist auch nicht so wichtig und illustriert perfekt die Philosophie des Unternehmens. Delas ist ein Betrieb, der sich nicht auf die Vergangenheit stützt, sondern zielstrebig in die Zukunft blickt. Michel Delas war der letzte Repräsentant der Familie, der das Haus bis 1977 leitete. Er tat es eher aus Pflicht denn Überzeugung. Als er die Gelegenheit hatte, Delas an André Lallier zu verkaufen, Besitzer von Champagne Deutz, mit dem er einen regen Austausch pflegte, zögerte er nicht lange. Die Zukunft des Betriebs war ihm wichtiger als Familientradition. 1996 erwarb die Rouzaud-Familie (Château Pichon Comtesse, Domaines Ott, Roederer, Ramos Pinto…) Champagne Deutz und setzte einen Direktor an dessen Spitze, der aus dem alten Haus ein Juwel machen sollte (und dies auch tat): Fabrice Rosset, bis heute Generaldirektor der Marke – und automatisch auch von Delas. Er arbeitete fortan eng mit einem so passionierten wie talentierten jungen Weinmacher zusammen, der einige Jahre zuvor bei Delas eingestiegen war: Jacques Grange, der Erfahrungen im Burgund und im ganzen Rhônetal gesammelt hatte. Gemeinsam vollbrachten sie Wunder. Was Deutz recht war, sollte Delas nur billig sein: Einzig die Qualität in der Flasche zählte. Stilmässig wie qualitativ machte Delas einen gewaltigen Schritt nach vorne.

«Kraftmeier mag ich nicht. Ich will Weine mit Eleganz und Frische.»

Mit Domänenabfüllungen aus eigenen Reben in Spitzenlagen von Rhône Nord. Mit Handelsweinen aus zugekauften Trauben aus dem ganzen Rhônetal. Und, wenn der Transport von Trauben aus Gründen der Distanz nicht zu empfehlen war, mit Cuvées aus sorgfältig ausgesuchten Grundweinen aus dem Süden der Rhône. Mit einer Produktion von rund 2 Millionen Flaschen blieb Delas allerdings vergleichsweise ein Zwerg. Mengenwachstum war nicht möglich: Ende der 1990er Jahre gab es einfach nicht genügend Trauben, die dem qualitativen Anspruch der beiden Vordenker entsprachen. So konzentrierten sie sich ausschliesslich auf die Qualität und investierten gewaltig in zeitgemässe Kellertechnik. Immerhin: 2006 konnte Delas eine Domäne in Crozes Hermitage erwerben. Heute verfügt das Haus über 32 Hektar erstklassige eigene Lagen; davon stolze 10 Hektar auf den besten Böden von Hermitage (Domaine des Tourettes und Les Bessards) sowie zwei Hektar in Saint-Joseph (Sainte-Epine) und 20 Hektar in Crozes-Hermitage (Domaine des Grands Chemins). Weder Grange noch Rosset mögen Kraftmeier. Woran sie glauben und wofür sie kämpfen, sind Weine mit präzisem Terroirausdruck und grösster Eleganz und Raffinesse. Dieser Vorgabe entsprechen selbst die einfachsten Weine der Marke. Nur eine Schwäche hatte diese bis dahin: Es fehlte ihr etwas an Visibilität. Die Kellerei liegt so versteckt in Saint- Jean-de-Muzols am rechten Rhôneufer, dass nicht einmal Eingeweihte den Weg dorthin fanden. Doch das wird bald anders: Delas wagt den Schritt über die Brücke und wird 2019 eine topmoderne Installation im Herzen von Tain l’Hermitage beziehen. Hier kann Jacques Grange nicht nur noch präziser seine Idee des grossen Rhône-Weins verwirklichen: Hier kommen künftig auch Besucher auf ihre Rechnung und werden so zu begeisterten Botschaftern dieses kleinen, topfeinen Betriebs in der ganzen Welt.

Unsere Spitzenweine

Domaine des Grands Chemins Crozes-Hermitage 2016

Verführerisches Bouquet von schwarzer Kirsche, Brombeere, Lakritze und einem Hauch Menthol; dichter Ansatz, fleischiger Bau, tragendes, kompaktes Tannin mit seidigem Schliff , anhaltendes Finale; noch sehr jugendlich, doch von perfekter Balance und mit grossem Potenzial zur Reife.

 

Domaine des Tourettes Hermitage Blanc 2016

Superbe, komplexe Aromatik von Blüten und exotischen Früchten, Vanille und Gebäck; vollmundig, opulent, aber auch mit besonderer Mineralität und Frische und nicht enden wollendem Ausklang. Herrlich schon jetzt.

 

Domaine des Tourettes Hermitage 2015

Superbe, mineralisch-würzig-fruchtige Aromatik; verbindet präzise Machart, samtene Fülle und tragende Struktur zu einem überlegenen Ganzen, langes Finale auf den Noten der Nase; grosser Wein mit Persönlichkeit, den man unbedingt noch etwas rei fen lassen sollte.