Vertikale La Condenada: Zurück zum Premierenjahrgang

Revolutionen werden oft ausgerufen, und selbsternannte Revolutionäre gibt es noch mehr, vor allem in der Weinwelt. Das spanische Anbaugebiet Rioja erlebt derzeit allerdings eine echte Revolution. Die im Jahr 2019 eingeführten Kategorien Viñedo Singular und Vino de Zona/Municipio haben der Rioja ein Vielfaltsmerkmal hinzugefügt. Für viele Experten sind dank dieser Lagen- und Village- Weine die unterschiedlichen Unterregionen damit erstmals schmeckbar.

Ein Vorreiter dieses Ansatzes ist die Bodegas Artuke, geleitet von den Brüdern Arturo und Kike de Miguel Blanco, aus der Rioja Alavesa. Diese Subregion ist ein Hotspot für die vielleicht spannendsten Lagen des Anbaugebiets. Mit ihren Weinen gehen die Artuke (ein Akronym für Arturo und Kike) jedoch einen Schritt weiter. So sucht man «Viñedos Singulares» auf dem Etikett vergebens; auch die Prädikate «Reserva» oder «Crianza» sind auf Artukes Rot- (sechs) und Weissweinen (nur einer) nicht zu finden. Dazu sagt Winzer Arturo de Miguel Blanco: «Wir machen nur Weine in der Kategorie Genérico, vom Einstiegswein bis hin zu unserem teuersten Cru.» Eine Entscheidung, die sicherlich viel Erklärungsarbeit benötigt, doch Arturo sieht darin den einzigen Weg für seine Bodega, die im Schnitt bis zu 150 000 Flaschen abfüllt. Die traditionellen Kategorien sind da nur was für die Massenproduzenten, für ihn ergeben Gran Reserva und Co. schlichtweg «keinen Sinn». Der Weg, den Artuke damit einschlägt, zeigt klar in Richtung Burgund mit seinen Premiers und Grand Crus. La Condenada, eine Tempranillo-dominierte Cuvée, die bis zu 14 Monate in 600 Liter-Fässern reift, beschreitet diesen Pfad konsequent und kompromisslos. Erst mit zwei bis drei Jahren auf der Flasche öffnet der Wein sein delikates Aromenspiel, das viele Freunde des traditionellen Rioja überraschen dürfte. Die hiesige Vertikale zurück auf den Jungfern-Jahrgang 2013 legt auf jeden Fall das Potenzial dieses ambitionierten Vorhabens offen.