Swiss Wine List Award 2025
Interview mit Torsten Noack, Head Sommelier
Text: Nicole Harreisser, Fotos: Michel Reybier Hospitality, z.V.g.

Herr Noack, ganz herzlichen Glückwunsch zur erneuten Auszeichnung Ihrer Wein-karte als «Beste Weinkarte der Schweiz». Nun bereits zum dritten Mal. Haben Sie damit gerechnet?
Egal was ich jetzt antworte, es wäre falsch! Sagen wir mal so, ich habe darauf hingearbeitet und die Daumen gedrückt, dass es reicht.
Unsere Jury war sich absolut einig in der Bewertung. Was macht Ihre Weinkarte so besonders?
Dass die Weinkarte so breit aufgestellt ist, macht sie in meinen Augen so besonders. Es gibt für jeden etwas zu finden, die Vielfalt der Rebsorten, Regionen, Stilistiken und der Preiskategorien ist für mich der Grundstein. Des Weiteren arbeiten wir ständig und akribisch an der Optimierung des Aufbaus der Karte.
Der Küchenchef des Radius, Stefan Beer, kreiert bereits seit 2018 sein Menü «vo hie» mit ausschliesslich lokalen und regionalen Produzenten. Wie schaffen Sie es immer wieder, Ihre Gäste mit Ihrer Menübegleitung zu überraschen?
Das ist einfach, die Weine aus dem Kanton Bern beschreibe ich immer gern als ein «unbeschriebenes Blatt». Keiner hat hier eine Erwartung, da die meisten die Weine nicht kennen. Dazu eine grossartige Story über den Winzer und den Wein, und schon hat man zu 50 Prozent gewonnen. Stimmung macht in meinen Augen sehr viel aus beim Degustieren. Natürlich halten die Weine auch, was wir versprechen, und passen dann auch noch zum Gericht. ;-)
Wenn Sie Gast wären im Radius, was würde Ihnen in der Weinkarte besonders ins Auge stechen?
Die grosse Anzahl an kleinen Flaschen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dort ein breites Angebot zu haben, da ich selbst gern einen guten Wein trinke, aber eine ganze Flasche zu viel ist. Die Tendenz geht in die Richtung lieber weniger, aber einen guten Wein.
Seit dem letzten Jahr hat sich die Anzahl der Weine auf der Karte erhöht. Wie gehen Sie bei der Auswahl von neuen Weinen vor? Was muss ein Wein haben, um es auf Ihre Karte zu schaffen?
Er muss ins Sortiment passen. Bei gängigen Weinen muss das Verhältnis zwischen Preis und Leistung stimmen. Bei der Suche nach speziellen Weinen sollte ein Winzer dahinterstehen, der mit Leidenschaft arbeitet, das ist es, was diese Weine so einzigartig macht und ihnen den Charakter verleiht. Das Preissegment spielt bei der Auswahl auch eine grosse Rolle, es sollte für jeden Geldbeutel etwas dabei sein.
Alkoholfreie Weine und alkoholfreie Alternativen sind in aller Munde. Sie waren einer der Ersten, die dieser Kategorie grosse Aufmerksamkeit geschenkt haben. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Sie sind nach wie vor gefragt, mit steigender Tendenz vor allem bei jungen Leuten. Der bewusste Umgang mit Alkohol lässt viele ver-mehrt zu Alternativen greifen. Umso überraschter sind sie, wenn eine Auswahl zur Verfügung steht, die sich hinter einem Wein nicht verstecken muss.