Dossier Friaul
Wein & Tourismus
Fotos: Marco Milani, Gianpoli Scognamiglio, Fabrice Gallina, z.V.g

Frische Weissweine und elegante Rote von mineralischen Terroirs, dazu roher Schinken in feinen Scheiben und würziger Bergkäse: So geniesst man in Friaul-Julisch Venetien, wo die Alpen auf die Adria treffen. Immer mehr Weingüter locken mit modernen Zimmern und Apartments. Wer Lust auf eine Weinreise mit authentischen Erfahrungen hat, ist hier richtig.
Hier und nirgendo sonst in Italien trifft so viel aufeinander: Friaul-Julisch Venetien ist eine Region, die von vielen Einflüssen lebt. Der Nordosten Italiens grenzt an Österreich und Slowenien, und das ist nicht zu übersehen. Die friulanische Gastfreundschaft und Tradition trifft hier auf eine mitteleuropäische Esskultur. Die Strassenschilder tragen slowenische Untertitel, Nachnamen klingen mal italienisch, mal deutsch, mal slawisch. An manchen Stellen, etwa in der Grenzstadt Gorizia – die Europäische Kulturhauptstadt 2025 zusammen mit Nova Gorizia auf der slowenischen Seite – bemerkt man kaum, wenn man eine Landesgrenze übertritt.
Die Landschaft vereint auf relativ kleinem Raum einen bemerkenswerten Reichtum an Biodiversität und Natur: diese reicht von den Julischen und Karnischen Alpen und den Dolomiten im Norden über von Weinbergen bedeckte Hügel bis hin zur Adriaküste im Süden. Die Ebene steht dem Karst mit fossil durchzogenen Kalkfelsen gegenüber. Grosse Waldstücke wechseln sich ab mit Weinbergen, felsige Küsten flankieren den Golf von Triest. Flüsse wie der majestätische Tagliamento und der geschichtsträchtige Isonzo durchziehen die Landschaft.
Wer den Wein und die gastronomischen Vorzüge der Region entdecken will, für den emphielt sich eine Entdeckungsreise auf der Wein-und Genussstrasse Friaul-Julisch Venetiens. Auf sechs verschiedene Touren, die von den Bergen über die Hügel und durch die Flusstäler bis zur Küste reichen, kann man unkompliziert Weingüter und lokale Erzeuger besuchen, an Verkostungen teilnehmen, in die Geschichte von Familien und Weinbergen eintauchen. Neben Hotels bieten immer mehr Weingüter, Bauernhöfe und Agriturismi komfortable Unterkünfte mit persönlichem Kontakt an.
Rebsorten fürs kühle Klima
Friaul-Julisch Venetien ist vor allem für seine frischen Weissweine bekannt. Dabei trumpft die Region mit Rebsorten auf, die auf das kühle Klima abgestimmt sind. Schon die einfacheren Weinen überzeugen mit guter Qualität: Der weisse Hauswein im Restaurant ist meist ein Friulano. Er zeichnet sich durch blumige Noten aus, er kann mit Schinken oder Pasta ebenso gut kombiniert werden wie mit Fisch. Eine weitere traditionelle Weissweinsorte der Region, die wieder mehr gefördert wird, ist die Ribolla Gialla. Sie wirkt elegant, und aus ihr wird auch zunehmend Schaumwein hergestellt, der Ribolla Gialla Brut. Aromatisch sind Vitovska und Malvasia, man findet sie vor allem entlang des Küstenstreifens. Edelsüsse Weissweine werden aus den Rebsorten Picolit und Verduzzo Friulano hergestellt. Die Rotweine der Region sind zumeist körperreich und tiefdunkel in der Farbe, sie spiegeln aber auch die mineralischen Böden wider. Die wichtigsten roten Sorten sind dabei Refosco dal Peduncolo Rosso, Terrano und Schioppettino.

Auch internationale Rebsorten bringen hier spannende Weine hervor. Besonders bekannt ist Friaul-Julisch Venetien für kühle, exotisch-aromatische Sauvignon Blanc und leichte, frische Pinot Grigio. Chardonnay wird hier öfter im Holz ausgebaut. Unter den Roten sind es vor allem kräftige, farbstarke Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, die in dem mediterran-alpinen Klima ihre dunklen Fruchtnoten gut entfalten können. Hier bringt Pinot Noir feine, elegante Rotweine hervor.
So isst Friaul-Julisch Venetien
Typischerweise mild und süsslich im Geschmack sind die Schinkenspezialitäten aus Friaul-Julisch Venetien. Etwa der Prosciutto di San Daniele DOP, ein luftgetrockneter Rohschinken aus der kleinen Stadt San Daniele del Friuli, in der Provinz Udine. Das Mikroklima dort, geprägt vom Zusammentreffen kalter und warmer Luft aus Alpen und Adria, macht die Reifung besonders und beeinflusst die Aromen. Während der Prosciutto di San Daniele längst über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist, bleibt der Prosciutto d’Osvaldo eine regionale Spezialität. Dieser langsam gereifte Rohschinken, über Kirsch- und Lorbeerholz geräuchert, wird nur in einer kleinen Manufaktur in der Stadt Cormons hergestellt. Eine weitere Schinken-Spezialität des Friaul, der Schinken aus Sauris, kommt aus dem gleichnamigen Bergdorf. Auf Buchenholz wird er mild geräuchert und an der Bergluft getrocknet.

Eine mild-würzige Aromatik haben auch die Bergkäse des Friaul. Der bekannteste unter ihnen ist der Montasio DOP, ein fester Kuhmilchkäse, der mindestens zwei Monate bis über 18 Monate reift. Mit ihm wird etwa traditionell der Frico gemacht: Dieser knusprige Kartoffel-Käse-Fladen ist das Signaturegericht der Region. Intensiver im Geschmack ist der Jamar-Käse, der in einer 70 Meter tiefen Karsthöhle reift. Seine Textur ist krümelig, manchmal ist er von Blauschimmel-Adern durchzogen. Das typische Pastagericht der Region ist Tagliolini al San Daniele: feine Bandnudeln in cremiger Sauce mit gebratenem Prosciutto. Für ein aussergewöhnliches Geschmackserlebnis sorgen die Cjarsons: Nudeltaschen mit süss-herzhaften Füllungen, zum Beispiel mit Rosinen, Kakao, Ricotta und Zimt.
Ein klassisches Süssgebäck aus der Stadt Cividale del Friuli ist die Gubana, ein saftiger Hefekuchen mit einer nussigen Füllung aus gehackten Mandeln, Walnüssen und Pinienkernen. Sie gilt als Festtagsgebäck zu Weihnachten oder zu Hochzeiten, darf aber natürlich rund ums Jahr genossen werden.
Das Olivenöl aus der Region Triest, das Extra Native Olivenöl Tergeste DOP, ist bekannt für seinen pikanten Geschmack. Die Olivenbäume dafür wachsen oft nahe den Weinbergen. Der Winter ist in Friaul-Julisch Venetien die Zeit für die Rosa di Gorizia. Bei dieser Radicchio-Art, die nach dem ersten Frost geerntet wird, sitzen die Blätter locker an kleinen Köpfchen, so dass ihre Form an Rosen erinnert.