Dossier Friaul 2025
DOC Carso
Fotos: Gianpaolo Scognamiglio, www.francescozoppi.com, Thierry DelsartCesiónz.V.g.

Es sind die riesigen Kalkfelsen, die dem Karst (italienisch «Carso») seinen Namen geben. Sie ragen hier über die Küste des italienischen Teils der Adria. Schon der Lyriker Rainer Maria Rilke fand hier Inspiration, ein Panoramaweg auf einem Plateau an der Küste über Duino ist deshalb nach dem Dichter benannt. In den Steinbrüchen der Region wird der Karstmarmor abgebaut, der zwar kein echter Marmor ist, aber dennoch als gleichermassen robustes wie optisch elegantes Baumaterial geschätzt wird.
Die felsige Landschaft des Carso bietet ausserdem spannende Ausflugsziele. Die Karsthöhle Grotta Gigante etwa liegt in den Bergen bei Sgonico, rund 15 Kilometer von Triest entfernt. Sie gilt als eine der grössten Schauhöhlen der Welt.
Weinkeller in Felshöhlen
Der steinige, karge Boden ist aber auch für den Weinbau ein Segen. Er fordert die Reben, ihr Bestes zu geben, und er verleiht dem Wein eine kalkige Mineralik. Auch manche Weinkeller sind hier in den Fels hineingehauen. Etwa im Weingut Zidarich in Duino-Aurisina, wo die Fässer in einer unterirdischen Höhle am Hang lagern, die mit viel Muskelkraft angelegt wurde. «Zwölf Leute haben dafür zehn Jahre lang Steine abgetragen», berichtet Winzer Benjamin Zidarich. Auch sein Nachbar Sandi Skerk reift seine Weine unterirdisch im Berg. Skerks Verkostungsraum schmiegt sich ebenfalls an den rohen, rötlichen Felsen. Von beiden Weingütern aus kann man auf den Golf von Triest sehen.
«Schon Rainer Maria Rilke fand am Golf von Triest Inspiration.»
Weiter nördlich wiederum, nahe Gorizia, liegt das Weingut Castelvecchio eingebettet in eine grüne Landschaft, in der sich Weinberge mit Waldstücken abwechseln, so dass auch manchmal Goldschakale zwischen den Reben auftauchen, berichtet Mitinhaber Luca Tomasig.
Ausschank im Weingut: Osmize
Zur regionalen Esskultur in der Region Triest gehören die Osmize. Dabei handelt es sich um einfache Ausschanklokale, die zu begrenzten Zeiten öffnen dürfen, ähnlich wie Buschenschänken. Ihren Namen haben sie von dem slowenischen Wort für «Acht», weil sie an nur acht Tagen im Jahr öffnen dürfen. Meist sind sie an Weingüter angeschlossen. Zur Saison trinkt man dort gemütlich ein Glas Wein zu regionalen Schinken, Wurst und Käse, die Spezialitäten kann man dort meist auch direkt kaufen.

Zidarich
Kompromisslos ist Benjamin Zidarich, wenn es um den Ausbau seiner Weine geht. Von künstlichen Hefen hält er nichts, bei ihm wird alles spontan vergoren. Auch seine Weissweine vergären für mehrere Tage auf der Maische – er machte schon Orange Wines, als der Name noch gar nicht in Mode war. Seine Weinberge neigen sich zum Meer hin, das man von der Terrasse seiner Vinothek gut sehen kann. Die Weine reifen teilweise in Steintanks. Sein Vater baute als Landwirt mit Gemischtbetrieb auch Trauben an, er selbst spezialisierte sich dann nur auf Wein. «Als Kind nahm mich mein Vater mit in die Weinberge, da habe ich mich in die Trauben verliebt.»
zidarich.it

Skerk
Inmitten der zerklüfteten Hügel mit Blick auf den Golf von Triest liegt das Weingut von Sandi Skerk. Vitovksa, Malvasia, Terrano, Sauvignon Blanc und Pinot Grigio baut er als Orange Wines aus. Die Reben wachsen auf steinigen Böden, vom Meer her werden sie gut belüftet. In einer Höhle am Weingut hat er Steintanks in die Erde eingelassen, in denen er manche Weine auf den Schalen gären lässt. Ein Verfahren, das an die ursprüngliche Vinifikation in Georgien mit eingegrabenen Amphoren erinnert. Nach der Reifung in Eichenfässern füllt er seine Weine ungefiltert ab. Das Ergebnis sind Weine mit intensiven Kräuteraromen und einer kalkigen Mineralik.

Castelvecchio
Schon allein der Parco Ungaretti, der das Weingut Castelvecchio umgibt, ist sehenswert. Angelegt in Terrassen, mit Skulpturen und einem steinernen Pavillon, ist er Teil des «Friedenswegs» durch das Friaul. In dem Weingut unter der Leitung der Familie Terraneo wird der Weisswein im Edelstahl und teilweise im modernen, ungeharzten Zementtank ausgebaut. Denn Weisswein, erklärt Mitinhaber Luca Tomasig, soll leicht sein, nicht von Holzeinfluss beschwert. In die Eichenfässer im steinigen Keller werden nur die Rotweine gelegt, sowohl die heimischen Rebsorten Terrano und Refosco dal Peduncolo Rosso als auch der Cabernet Sauvignon.