Giovanni Manetti, Giacomo Bartolommei & Albiera Antinori

I tre tenori

Fotos: Getty Images / eyecon, Bruno Bruchi, z.V.g., Sandro Michahelles Fotografo

Sie produzieren nicht nur Wein, sondern widmen ihre Zeit – ehrenamtlich –  auch ihrer Appellation: die Präsidenten der Winzerkonsortien der Toskana. In stürmischen Zeiten wie den aktuellen, dank Trump und Konsum-flaute, ist es wichtiger denn je, für Kontinuität zu sorgen. Gerade in einigen der wichtigsten Weinproduktionsgebiete wie dem Chianti Classico, Montalcino oder Bolgheri.

Giovanni Manetti

Herr des Schwarzen Hahnes

Das Konsortium des Chianti ist eine der bedeutendsten Realitäten des toskanischen Weinbaus, die das historische Chianti-Gebiet und seinen Wein schützt. Seine Geschichte begann mit dem Erlass von Grossherzog Cosimo III. im Jahr 1716, der die Grenzen des Chianti festlegte, gefolgt von der Gründung des ersten Schutzkonsortiums im Jahr 1924 durch 33 Winzer. Heute hat das Konsortium 480 Mitglieder, 342 sind mit eigenem Label auf dem Markt, mit dem Gallo Nero, dem Schwarzen Hahn, als Symbol.

«In seine Zeit als Präsident fällt die Etablierung der UGA – der geografischen Zusatzbezeichnungen – als weiterer Meilenstein für die Zukunft der Appellation.»

Seit 2018 steht der 62-jährige Giovanni Manetti dem Konsortium als Präsident vor, nunmehr in der dritten Periode. Bereits seit 1992 war der Winzer im Verwaltungsrat des Konsortiums und wurde 2012 Vizepräsident: Während der Einführung der Gran Selezione als Spitzentypologie der Chianti-Classico-Qualitätspyramide war er massgeblich an den Entscheidungen beteiligt. In seine Zeit als Präsident fällt die Etablierung der UGA – der geografischen Zusatzbezeichnungen – als weiterer Meilenstein für die Zukunft der Appellation. In seiner Funktion als Präsident wird Manetti aktuell von den Vizepräsidenten Francesco ­Colpizzi und Sergio Zingarelli unterstützt.

Giovanni Manetti ist mit seiner Familie Besitzer des Weingutes Fontodi in Panzano in Chianti. Dort produziert er unter anderem den Sangiovese-Supertuscan Flaccianello della Pieve und die Gran-Selezione-Weine Vigna del Sorbo, Terrazze di San ­Leolino und Pastrolo von Rebbergen in Panzano und Lamole.

In nächster Zeit ist die Kandidatur als UNESCO-Kulturerbe ebenso geplant wie die Ausarbeitung eines Nachhaltigkeitsprotokolls für die Zukunft der Appellation, in der der Bio-Anteil bereits jetzt hoch ist. Etwas, das Giovanni Manetti auch auf seinem biologisch wirtschaftenden Weingut Fontodi in der Conca d’Oro von Panzano sehr am Herzen liegt.

chianticlassico.com

Name Giovanni Manetti

Weingut Fontodi

Konsortium Chianti Classico


Giacomo Bartolommei

Neues Blut für den Brunello

Er ist der jüngste Präsident in der langen Geschichte des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino: der 33-jährige Giacomo Bartolommei, bereits seit 2019 Vizepräsident des Konsortiums. In dieser Funktion unterstützte er den langjährigen Präsidenten Fabrizio Bindocci, der dem Consorzio ab 2019 und davor bereits von 2012 bis 2016 vorstand. Als Vizepräsidenten wurden Andrea Cortonesi (Uccelliera), Fabio ­Ratto (Antinori) und Bernardino Sani (Argiano) nominiert. Neu im Verwaltungsrat ist auch Violante Gardini Cinelli Colombini vom Weingut Casato Prime Donne.

Giacomo Bartolommei ist Önologe und Exportleiter der Familienkellerei Caprili, die sein Grossvater 1965 im Südwesten Montalcinos gegründet hatte. Nach dem Önologie- und Weinbaustudium trat er 2016 offiziell bei Caprili ein. 2018 schloss er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Siena ab.

«Die aktuelle wirtschaftliche Lage erfordert energisches Handeln in Bezug auf Werbung und Kommunikation.»

Die aktuelle wirtschaftliche Lage erfordere energisches Handeln in Bezug auf Werbung und Kommunikation, sagte Giacomo Bartolommei bei Amtsantritt. Gerade Unwägbarkeiten auf wichtigen Märkten wie den USA stellen das Konsortium vor grosse Herausforderungen.

Die Rebkultur hat in Montalcino eine lange Tradition, der Aufschwung zur heutigen Grösse kam aber erst im 19. Jahrhundert: Der Erfolg der Sangiovese-Weine von Clemente Santi Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste eine Reihe anderer Winzer, Brunello di Montalcino zu produzieren. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts zählte der Brunello di Montalcino zu den bekanntesten und langlebigsten Weinen Italiens. 1966 wurde das DOC gegründet, 1980 erhielt das Anbaugebiet DOCG-Status. Heute umfasst die Appellation rund 3500 Hektar Rebberge, 2100 davon sind für Brunello di Montalcino DOCG reserviert. Das Konsortium hat mehr als 200 Mitglieder.

consorziobrunellodimontalcino.it

Name Giacomo Bartolommei

Weingut Caprili

Konsortium Brunello di Montalcino


Albiera Antinori

Weinbau seit 26 Generationen

Antinori ist eine der bekanntesten und ältesten Weindynastien der Welt: Albiera, die als älteste Tochter von Marchese Piero Antinori das Geschäft vor acht Jahren übernommen hat, gehört bereits zur 26. Generation des 1385 erstmals erwähnten Unternehmens. Albiera ist schon lange damit vertraut: Bereits 1986 begann sie, im Familienunternehmen zu arbeiten und sich um den Weinbau – und die inzwischen 28 Weingüter – zu kümmern, während ihre Schwestern Allegra und Alessia die Kunstprojekte und die Restaurants organisierten, etwa in Florenz, Zürich oder London. Zum Weinbau gehören Kellereien in Umbrien, Apulien, der Lombardei, dem Piemont, Kalifornien, Washington und natürlich der Toskana.

«Bereits dreimal wurde unter der Ägide Albieras Bolgheri Divino organisiert, ein Event, bei dem mehr als tausend Gäste auf Bolgheris Viale dei Cipressi speisen.»

Zu den ältesten Besitzungen der Familie Antinori zählt dabei Guado al Tasso in Bolgheri, an der toskanischen Küste, im Gebiet des Bolgheri DOC, das Albiera besonders am Herzen liegt: Sie ist Präsidentin des Consorzio Bolgheri, in dem sich aktuell 75 Produzenten zusammengefunden haben.

Bereits dreimal wurde dabei unter der Ägide Albieras ­Bolgheri Divino organisiert, ein Event, bei dem mehr als tausend Gäste auf der Viale dei Cipressi, der kilometerlangen Zypressenallee, unter dem Sternenhimmel der toskanischen Küste speisen. Zuletzt 2024, wobei zeitgleich das 30-jährige Jubiläum des Consorzio Bolgheri gefeiert wurde, möglicherweise der letzte Höhepunkt unter der Präsidentschaft von Albiera Antinori.

Denn noch im Herbst 2025 finden Neuwahlen im Konsortium statt, bei denen auch das Präsidium neu zusammengesetzt wird. Gut möglich aber, dass der neue Präsident des Consorzio Bolgheri wieder eine Präsidentin wird: Bislang wird Albiera bei der Arbeit von ihren Vizepräsidentinnen Cinzia Merli (vom Weingut Le Macchiole) und Priscilla Incisa della Rocchetta (Tenuta San ­Guido) unterstützt, und auch unter den Mitgliedern sind viele Güter in weiblicher Hand.

bolgheridoc.com

Name Albiera Antinori

Weingut Guado al Tasso

Konsortium Bolgheri DOC