Zeitgenössische Weine der Küste
Monteverro, Capalbio
Fotos: z.V.g., TEST Srls, Erik Bracco

Seit mehr als 20 Jahren ist das Weingut Monteverro in der südlichen Toskana ein Garant für elegante Weine mit mediterranem Touch. Den Grundstein dafür legten der deutsche Unternehmer Georg Weber und seine Frau Julia 2003: Sie standen damals am Fuss des mittelalterlichen Städtchens Capalbio inmitten von Getreidefeldern. Georg Weber blickte über die Hänge, welche zum Tyrrhenischen Meer hin sanft abfallen, und spürte dabei die leichte Brise, die vom Wasser herüberwehte, er atmete den Duft der Macchia, und er wusste: «Diese Küste hat irres Potenzial für den Weinbau.» Mit der önologischen Hilfe von Michel Rolland entstand daher bald ein Weingut, in dem das besondere Terroir der südlichen Toskana und eine französisch inspirierte Kellerphilosophie eine Einheit eingingen: Monteverro.
«Alle unsere Weine müssen den Charakter des Jahrgangs repräsentieren.» Matthieu Taunay
Heute sind rund 38 Hektar in Hanglagen mit Reben bestockt. Die steinigen Böden sind mit roter Tonerde durchzogen. Zwischen den Weinbergen stehen Büsche mit mediterraner Macchia; Lavendel und Rosmarin verströmen ihren Duft. Diese Aromen findet man auch in den Weinen wieder: vom fruchtig-floralen Vermentino über den eleganten, zum Teil in Holz gereiften Chardonnay und den mediterranen Tinata – aus Syrah und Grenache – bis zum Spitzenwein Monteverro, einem Blend aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Minutiöse Arbeit im Weinberg und im Keller liegen in den Händen von Matthieu Taunay, seit 2008 der Önologe des Gutes. Besonders beim Flaggschiffwein: Der Toscana IGT Monteverro vereint die besten Lagen des Weinguts. Die Trauben werden im Edelstahl spontan vergoren und nach Parzellen getrennt ausgebaut. Die Reifung erfolgt dann zum Teil in der Barrique, zum Teil in Zementfässern.

Für Taunay ist der Monteverro aber auch Work in Progress. Gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen man sich mit jeder Lese auf neue Gegebenheiten einstellen muss. «Die Weine aus 2022 sind das Resultat eines trockenen und heissen Jahrgangs», erzählt Taunay während der gemeinsamen Verkostung von Chardonnay, Tinata und Monteverro. «Bis Juli gab es nur 250 Millimeter Niederschlag – weniger als die Hälfte eines normalen Jahres. Wichtig war daher eine Regenfront am 3. September – vor allem für den Monteverro: Der Cabernet Franc, der danach gelesen wurde, hat sich dadurch seine Frische bewahrt.» Rebsorten wie Grenache, Syrah und Merlot wurden hingegen früher gelesen, ebenso wie der Anteil der Zementfässer im Ausbau erhöht wurde, um die Weine krokanter zu machen.
«Das Ergebnis sind zeitgenössische Weine», sagt Taunay, «frisch und mit weniger Alkohol, aber doch mit croccantezza, Harmonie und grossem Alterungspotenzial. Sie sind, wie bei einem Orchester, das Ergebnis des Zusammenspiels verschiedener Elemente.»
Unsere Selektion
Toscana IGT Chardonnay 2022
In Holz und Zement ausgebautes weisses Aushängeschild von Monteverro: betörende Nase nach exotischen Früchten, reifen Äpfeln, Brioche, heissem Stein und Kräuternoten; geschliffener Bau, linear, die Säure lebendig, salzige Mineralität und Nuancen mediterraner Macchia im Abgang.
Toscana IGT Tinata 2022
Zwei Drittel Syrah mit einem Drittel Grenache, zum Teil in Holz, zum Teil in Zement ausgebaut: duftet nach weissem Pfeffer, roten Beeren, Kirschen, Thymian und Lavendel; kompakte Textur, die Tannine engmaschig und jugendlich, dann ein dunkelbeerig-würziges Finale.
Toscana IGT Monteverro 2022
Das rote Flaggschiff des Gutes ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, zum Teil in neuem Holz gereift: komplexes Bouquet mit Noten von Cassis, Eukalyptus, Pfeffer und Kaffee; am Gaumen linear mit viel langlebigem Tannin und Säure, das Finale facettenreich und anhaltend. In den Keller legen und dort liegen lassen!
