Wenn sich im Bioanbau nicht schnell etwas ändert, dürfte diese Anbauweise keine grosse Zukunft mehr haben

Bioanbau – war’s das?

Text: Harald Scholl; Fotos: z.V.g., GettyImages / Juergen Bauer Pictures, Roland Lenz

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Diese Reportage finden Sie in der
Ausgabe 01-02 | 2022

Peronospora – Falscher Mehltau

Egal was man macht – am Ende ist es falsch. Das lässt sich überspitzt auch über den Falschen Mehltau – korrekt: Peronospora viticola – sagen. Denn diese Pilzkrankheit wurde wahrscheinlich aus Nordamerika nach Europa importiert. Um der Reblaus den Garaus zu machen, setzte man gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf amerikanische Rebunterlagen, die aber wahrscheinlich mit dem Eipilz Plasmopara viticola infiziert waren. Und jene führen zur Infektion mit dem Falschen Mehltau. Reblaus besiegt – Falschen Mehltau eingeschleppt. Diese Pilzerkrankung verursacht im Weinbau enorme wirtschaftliche Schäden, vor allem, wenn sie in feucht warmen Jahren wie 2021 ideale Wachstumsbedingungen vorfindet. Darin unterscheidet sich Pero – so der umgangssprachliche Name unter Winzern – nicht von anderen Pilzen. Befallene Blätter sind relativ einfach zu erkennen, es kommt zu Aufhellungen an der Blattoberseite, die als «Ölflecken» bezeichnet werden. Wenn die jungen Triebe, die Gescheine, oder die kleinen grünen Beeren befallen werden, entstehen die sogenannten «Lederbeeren». Einmal befallen, trocknet die Beere aus, und die Beerenhaut wird lederartig zäh. In diesem Stadium des Befalls hilft auch der Einsatz von Kupfer zum Schutz der restlichen Pflanze nur noch bedingt, denn die Mittel haften nur, wenn die Beeren und Blätter trocken sind. Bei Regen wird das Mittel abgewaschen und muss erneut aufgebracht werden. Deshalb kam es im Sommer 2021 auch zu vermehrten Fahrten in die Weinberge. Besonders hinterhältig aus Sicht der Winzer ist der Überlebenswille des schädlichen Pilzes. Pero überwintert im Falllaub am Boden und kann im Frühjahr bei Temperaturen ab elf Grad Celsius wieder austreiben. Durch hochspritzende Regentropfen kommen Sporen des Pilzes wieder auf die Blattunterseite der Rebe, und der Schädling beginnt wieder mit seiner Arbeit. Die Arbeit gegen diese Rebkrankheit ist in schlechten Jahren ein regelrechter Vollzeitjob.

Auf der Blattunterseite ist der Befall deutlich zu sehen.

Ecovin
Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V.

Der Ecovin Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V. wurde 1985 gegründet und steht nach eigener Aussage für «…verantwortungsvollen und zukunftsorientierten ökologischen Weinbau». Im Leitbild des Verbands spielen das ökologische Gleichgewicht, die Biodiversität und der Ressourcenschutz eine zentrale Rolle, in vielen Bereichen sieht man sich als Vorreiter des ökologischen Weinbaus. Bemerkenswert ist die ausdrückliche Betonung des ökonomischen Erfolgs der Mitgliedsbetriebe in den Leitlinien des Vereins. Durch Vermeidung von Umweltfolgekosten, reduzierten Betriebsmittelaufwand und hohe Produktqualität wird nach Ansicht des Verbands die Wertschöpfung begünstigt, und so werden die Zukunftschancen der Betriebe gefördert. Dabei spielen die besonderen natürlichen Rahmenbedingungen in Deutschland eine wesentliche Rolle. Heute ist Ecovin nach eigener Aussage der weltweit grösste Spezialverband für ökologischen Weinbau. Die aktuell 245 Mitgliedsbetriebe bewirtschaften etwa 2705 Hektar Rebfläche. Das ist rund ein Viertel der in Deutschland biologisch bewirtschafteten Rebfläche. Zu den Mitgliedern des Vereins zählen auch 39 FördermitgliederPLUS (Biobetriebe nach EU-Richtlinie), die die Arbeit von Ecovin in besonderer Weise unterstützen. Darunter sind zahlreiche VDP-Mitglieder wie Battenfeld-Spanier, Christmann, Clemens Busch oder Weingut Am Stein.