US-Zölle auf Wein

So will sich Österreich schützen

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 07.05.2025


Was tun, wenn die USA als Markt grösstenteils wegfällt – oder zumindest sehr viel schwieriger zu beliefern ist? Schliesslich ist das Land der grösste Wein-Importeur der Welt. Chris Yorke, Geschäftsführer des Österreichischen Weinmarketings (ÖWM), hat vorgestellt, wie die österreichische Weinwirtschaft auf Trumps Zölle reagieren wird. Das berichtet die Branchenzeitung The Drinks Business.

Attraktiver Markt für höhere Qualitäten

Die USA sind einerseits wertmässig der zweitgrösste Exportmarkt Österreichs, erklärte Yorke. Mit einem Durchschnittspreis von 6 Euro pro Liter seien die USA ein besonders interessanter Exportmarkt für Weine höherer Qualität. Zum anderen seien generell Unsicherheiten im Welthandel aber an der Tagesordnung.

Wie viel Prozent werden es nun?

Die Entscheidungsfindung in Washington sei derzeit sehr schwer vorauszusehen, so Yorke.  Zunächst hatte US-Präsident Trump im März Zölle in Höhe von 200 Prozent auf alkoholische Getränke in Aussicht gestellt. Anfang April wurde dann daraus ein pauschaler Zoll von 20 Prozent auf Waren aus der EU. Dieser wurde wiederum für 90 Tage ausgesetzt, in der Zwischenzeit gilt ein Basiszollsatz von 10 Prozent.

Partner in den USA helfen

Yorke und sein Team gehen nun erst einmal davon aus, dass man mittelfristig mit 20 Prozent rechnen muss. Das ÖWM verstärkt daher seine Aktivitäten zum einen in den USA. Mit einem guten Ruf für Qualität und etablierten Geschäftsbeziehungen hätten österreichische Weingüter Partner in den USA, die helfen, Lösungen zu finden.

Ansehen Österreichs stärken

Dazu gehöre, mit Marketing-Aktivitäten das Ansehen des österreichischen Weins in den USA zu wahren, auch wenn sie durch die Zölle teurer werden. Dazu gehören Masterclasses an Ost- und Westküste, ein Sommelier-Wettbewerb in Florida und Unterstützung für den Einzelhandel und die Weinmedien. Weinexperten aus den USA sollen vermehrt nach Österreich eingeladen werden. Ausserdem unterstützt das ÖWM weiterhin die Karakterre, eine Messe für mittel- und osteuropäischen Wein, die jährlich in New York und Wien stattfindet.

Auch andere Märkte stärker beackern

Dennoch will das ÖWM nun verstärkt auch andere Märkte bearbeiten, um voraussichtlich unvermeidliche Verluste in den USA zu kompensieren, und zwar mit mehr Veranstaltungen etwa in Deutschland, der Schweiz, Kanada, Skandinavien, Benelux, Grossbritannien und Asien. Dort sind auch mehr Aktionen für den Einzelhandel, das Gastgewerbe und die Medien geplant.

Position im Inland stärken

Nicht zuletzt soll es aber auch mehr Marketing und Veranstaltungen in Österreich selbst geben – auch weil andere Länder, die von den US-Zöllen betroffen sind, insbesondere andere EU-Weinländer, ebenfalls nach Österreich ausweichen könnten. Daher arbeitet das ÖWM bereits jetzt mit Einzel- und Grosshändlern zusammen, um die Position der heimischen Erzeuger zu stärken.

Eine für den Juni geplante Kampagne etwa zielt darauf ab, Österreichs Rotweine in einem frischen, neuen Licht zu präsentieren. Im kommenden Jahr soll eine Kampagne speziell Weineinsteiger ansprechen und davon erzählen, wie zugänglich österreichischer Wein ist.

 

Zurück zur Übersicht