Von Küfern zu Winzern • Unique Wineries of the World – Schweiz
Domaine Bouvet-Jabloir, Auvernier
Fotos: z.V.g.

In den sonnigen Strassen von Auvernier schlendert Dimitri Colomb umher und grüsst die Einwohner mit ihrem Namen. Man fühlt sich wie in einem Film von Jean Becker – einem jener Filme, in denen es sich gut leben lässt. Trotz dieser friedlichen, geselligen Atmosphäre brodelt es in dem Neuenburger.
Seit sie das Familiengut übernommen haben, sprühen sein Bruder Alexandre und er, die beiden Geschäftsführer, vor Ideen. Gegründet 1923 – das Unternehmen feierte sein hundertjähriges Jubiläum! – von ihren Urgrossvätern, trug der Weinkeller damals den Namen der Strasse, in der das 200 Jahre alte Winzerhaus steht: Fontenettes. Der neue Name Bouvet-Jabloir ist bereits zehn Jahre alt. Er bezeichnet einen Hobel, der speziell von Küfern benutzt wird. Heutzutage gebraucht nur noch eine Handvoll Küferhandwerker weltweit diese Art von Hobel.

Diese kleine Anspielung ehrt Ernest Isenschmid senior, den Urgrossvater von Alexandre und Dimitri, dessen erster Beruf die Herstellung von Fässern war. Ihm verdankt das Duo den Start der Familien-Weinkellerei. Ein Jahrhundert später ist es den beiden Brüdern ein Anliegen, ihr Erbe zu würdigen und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken. Das Können des Küfer-Vorfahren zeigt sich nicht nur im Namen, sondern auch in der Sorgfalt, mit der die Fässer ausgewählt werden. Die Colomb-Brüder reisen regelmässig nach Frankreich zu ihren Lieferanten, um die Eichen im Wald selbst auszuwählen. Die Unternehmen bleiben geheim, ebenso wie die verwendeten Heiztechniken.

Alexandre hat an der Hochschule Changins seinen Abschluss gemacht, und seine Domäne ist der Weinkeller. Dimitri hat einen anderen Weg eingeschlagen, indem er die EHL und die Ausbildung zum Sommelier an der ASSP absolviert hat – er verkostet und teilt seine Meinung mit. Das Duo ist bereits bei seinem 22. Jahrgang. Im Weinberg ist die Rebfläche im Laufe der Jahrzehnte gleich geblieben: sechs Hektar mit Chasselas, Chardonnay, Pinot Noir, Merlot und Gamaret sowie ein wenig Gewürztraminer und Pinot Gris. Fast alle Parzellen befinden sich innerhalb der Gemeinde und weisen eigene Merkmale auf. Der parzelläre Ansatz ist daher bei den meisten Weinen äusserst wichtig.

Dem Chardonnay gefallen sandige Böden, während kiesige Böden im Westen den beiden Brüdern Lust darauf machten, sich vom Weinbaugebiet Bordeaux inspirieren zu lassen und dort Merlot anzupflanzen. Die Terroirs bleiben, aber der Rebsortenbestand entwickelt sich weiter, mit einem zugestanden kleinen Faible für Chardonnay, Merlot und natürlich Pinot Noir, den Star des Neuenburger Weinbaugebiets. Die ältesten Rebstöcke dieser burgundischen Rebsorte wurden 1964 vom Urgrossvater gepflanzt. Es werden massale Selektionen durchgeführt, um diesen einzigartigen, familieneigenen Klon zu erhalten.
«Ein Bouvet-Jabloir ist ein Hobel für Fässer.»
Dimitri Colomb
Die Colombs wollten Bouvet-Jabloir schon immer zu einem Synonym für Exzellenz und gastronomische Weine machen. Somit bieten nicht weniger als 65 Restaurants die Weine von Auvernier auf ihrer Weinkarte an. Alle Lokale werden stolz auf der Website des Weinguts aufgelistet – und nicht zu vergessen die exotischen Adressen in Laos, Indien und Thailand, das heisst die Botschaften oder Konsulate der Schweiz in Asien. Allerdings machen Privatkunden mehr als die Hälfte der Verkäufe aus. Man muss wissen, dass das Eventmarketing für die Weinkellerei an Bedeutung gewonnen hat: Jeden Freitagabend und Samstagvormittag finden Weinproben statt, ebenso wie bei besonderen Anlässen. Dimitris zwischenmenschliche Fähigkeiten (auf Französisch, Deutsch und Englisch!) tun ihr Übriges und schaffen eine dauerhafte Bindung der Konsumenten zu den Weinen aus der Rue des Fontenettes.

Unsere Selektion
Chardonnay Signature 2022
In der Nase intensive Aromen von Kernobst wie Birne, begleitet von Röst- und Butternoten. Erst üppige Dominanz, führt hin zu einer schönen Geschmeidigkeit am Gaumen mit Akzenten von Zitrusfrüchten und einer gewissen Salzigkeit im Abgang.

Pinot Noir Légende 2023
Leuchtende, glänzende und klare Farbe. Die Typizität des Pinot Noir zeigt sich in der Nase, gekochte Erdbeere, etwas Himbeere und Kamille. Schöne Säure im Auftakt. Fruchtig, ehrlich und vollmundig, gut konzentriert mit elegantem Abgang.

Pinot Noir Les Tires 2021
Pinot Noir aus einer Parzelle von 60 Jahre alten Rebstöcken. Ein komplexer Wein, der von schwarzen Kirschen, Unterholz, Pilzen und einem Hauch von Kiefer erzählt. 24 Monate lang in massgefertigten Fässern gereift. Seidige Tannine am Gaumen.