Badische Überraschungen: Sonja Höferlin wechselt ihren Wirkungskreis
28.03.2010 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Karlsruhe) - Am letzten Tag der Prowein in Düsseldorf (23. März) gab es eine unangenehme Überraschung für Walter Nöhren, den Geschäftsführer der Badischen Wein GmbH Karlsruhe. Der Chef der regionalen Weinwerbung bekam das Kündigungsschreiben überreicht. Eine Begründung gab das Gesellschaftergremium der Weinwerbegesellschaft nicht mit ab. Nöhren selbst bezeichnete sich als „Bauernopfer“, dem man die Schuld an dauerhaften Problemen der badischen Weinwerbung gibt.
Die war früher ausschließlich Sache der Genossenschaften. Noch gut in Erinnerung ist die mehrjährige Kampagne mit Spitzenköchen im Dialog mit Kellermeistern, die das Image des badischen Weines positiv beeinflusste. Dennoch verabschiedeten sich einige der größeren Betriebe aus der gemeinsamen, freiwilligen Weinwerbung, weil sie entweder Geld sparen wollten, mit der Werbelinie nicht einverstanden waren oder eigenständige Aktivitäten mehr schätzten. Das Wort „Zusammenhalt“ wurde zum Fremdwort in Teilen Badens.
Das schien sich langsam zu ändern, als Nöhren vor drei Jahren die Geschäftsführung übernahm und bald darauf vermelden konnte, dass man die Weinwerbung über eine neue GmbH auch für Weingüter öffnen würde. Zugleich wurde eine neue Werbelinie kreiert, mit der man wieder mehr Profil gewinnen wollte, nachdem andere Kampagnen nur viel Geld verschlungen, aber keine Wirkung gezeigt hatten. Rund hundert private Winzer machten mit, darunter auch etliche Prominenz, aber dennoch kehrte keine Ruhe ein. Hinter den Kulissen wurde kritisiert, gestritten und wohl auch intrigiert.
Im Januar 2010 stellte die „Badische Zeitung“ bereits die Frage: „Ist die badische Weinwerbung am Ende“. Damals kündigten sechs Markgräfler Genossenschaften zum 31. Dezember 2011, weil sie sauer darüber waren, dass große Kooperativen wie der Winzerkeller Wiesloch, die Bezirkskellerei Markgräflerland in Efringen-Kirchen und Betriebe aus Haltingen, Wasenweiler, Pfaffenweiler, Bötzingen keinen Cent in den gemeinsamen Topf einzahlten (3 Cent/Liter sollten es sein). Mit ihren Kündigungen wollten die Markgräfler (darunter die bedeutenden Betriebe aus Schliengen, Britzingen und Auggen) „ein Zeichen setzen und die anderen zur Umkehr bewegen“, urteilte damals Roland Leininger, Sprecher der Genossenschaften in der Weinwerbung und Geschäftsführer des Kaiserstühler Winzervereins Oberrotweil. Besonders in den kritischen Fokus rückte die Bezirkskellerei Markgräflerland, deren Chef Gerhard Rüdlin früher etliche Jahre Vorsitzender der Weinwerbung war und gern das Wort Solidarität im Mund führte.
Von Nöhren hatten die Verantwortlichen der aktuellen Weinwerbung wohl erwartet, dass er die Abtrünnigen wieder ins Boot holt. Das soll jetzt seiner Nachfolgerin gelingen, die schon drei Tage nach der Kündigung aus dem Hut gezaubert wurde. Zum 1. Juli 2010 wird Sonja Höferlin die Geschäftsführung übernehmen. Die 46-Jährige hat badische Wurzeln, studierte an der Fachhochschule Heilbronn und war fast zehn Jahre lang in der Kaiserstühler Winzergenossenschaft Ihringen tätig, ehe sie 2001 Weingutsdirektorin für Vertrieb und Marketing im Würzburger Bürgerspital wurde und hier wertvolle Akzente setzte.
Höferlin, eine energiegeladene, unkonventionelle Frau wurde schon vor gut drei Jahren, als die Stelle in Karlsruhe neu besetzt wurde, als Kandidatin gehandelt, ehe der aus dem Genossenschaftslager kommende Nöhren die „Baustelle“ Weinwerbung übernahm. Jetzt soll sie das Profil der Marke „Badischer Wein“ schärfen, aber vor allem neue Mitglieder gewinnen und ehemalige zurück holen. Das heißt, sie muss auch Streithansl an einen Tisch bringen und für neue Aufbruchsstimmung sorgen. Insider urteilen: „Wenn das jemand schafft, dann sie.“ Höferlin selbst meint gelassen: „Ich freue mich auf eine neue, vielfältige und reizvolle Aufgabe.“
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