Hart arbeiten und Träume verfolgen

17.01.2015 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Ningxia) - China hat einen femininen „Weinstern“ - Emma Gao, verheiratet mit dem französischen Önolongen Thierry Courtade, ist verantwortliche Weinmacherin des aufsteigenden chinesischen Weingutes Silver Heights, gelegen in der Provinz Ningxia. Das auf Cabernet Sauvignon und Cabernet Gernischt spezialisierte Gut produziert rund 30.000 Flaschen pro Jahr. Seit ihrem Debüt in 2007 hat sich Emma Gao mit den Weinen ihres Gutes die Aufmerksamkeit und den Respekt internationaler Weinkritiker erarbeitet. Die renommierte Weinautorin Jancos Robinson, bezeichnete Emma als eine natürliche und lebhafte Weinerzeugerin. „Ihr Engagement in der Weinregion Ningxia und ihr tadelloser Ruf hätten aus ihr eine der bekanntesten chinesischen Winzerpersönlichkeiten gemacht“, sagt Robinson.

 

Die international anerkannte und geachtete chinesische Weinexpertin und Master of Wine, Jeannie Cho Lee, traf sich mit Emma Gao zu einem Gespräch über Ursprung, Philosophie und Zukunft:

Wie gestaltete sich Ihr Start ins Winzerleben? Welche Hürden mussten Sie nehmen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ich habe das Glück einen verständnisvollen und erfahrenen Vater zu haben. Er hat mir den Weg ins Winzerleben vor 15 Jahren geebnet. Auch sein Traum war, die besten Weine aus unserem Ningxia Gebiet zu machen. Und als wir dann von der Familie Torres, die seit über 600 Jahren im Weingeschäft tätig sind, entdeckt wurden, ging alles sehr schnell. Mit der Erfahrung von Torres konnten wir unseren Vertrieb und das Marketing forcieren. Währenddessen konnte ich mich gemeinsam mit meinem Vater auf die Arbeit im Weinberg und im Keller konzentrieren.

Wie gestaltete sich Ihr Weingut in der Folge?
Für unseren ersten Jahrgang 2007 hatten wir lediglich 10 Fässer füllen können. Heute bewirtschaften wir 66,5 Hektar. Wir haben die Arbeiten im Weinberg verbessert und die Qualität der Weine gesteigert. Durch die Kooperation mit Torres gerieten wir zunehmend in den Mittelpunkt der Medien. Sogar die New York Times hat über uns berichtet und die Weinregion Ningxia als absolut sehenswert für den Tourismus empfohlen.

Was ist Ihre Philosophie in der Weinherstellung?
Meine erste Pflicht ist es die Natur zu respektieren. Sonne, Wasser und Boden geben uns die Trauben, die wir so natürlich wie möglich in Wein übertragen. Ich möchte, dass jedes Glas mit unserem Wein dem Verbraucher Genuss und Gesundheit bietet.

Wo in China findet man Ihrer Meinung nach die besten Voraussetzungen für die Cabernet Trauben?
Es gibt in China mehrere Gebiete, die gut bis sehr gute Bedingungen für Cabernet bieten. Von diesen Regionen hat Ningxia die vorteilhaftesten Voraussetzungen. Hier haben wir auf durchschnittlich 1.100 Metern über Meer annähernd 3.200 Sonnenstunden im Jahr und große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht – all dies optimiert die Phenolreife. Im ganzen Nordwesten Chinas, wo Reben kultiviert werden, müssen wir die Reben wegen sehr kalten Wintern besonders schützen. Durch die Kälte haben die Reben in diesen Regionen einen um etwa 30 Tage kürzeren Vegetationszyklus im Vergleich zu europäischen Weinregionen. In Ningxia bietet das Helan-Gebirge einen natürlichen Schutzwall vor Kälte und Winden, die aus Sibirien über die Mongolei zu uns ziehen, was zur Folge hat, dass wir die Trauben bis zu 20 Tage länger reifen lassen können. Aber auch die Mineralien, die seit jeher von den Bergen durch Verwitterung und Regen auf die Hochebene gespült wurden und den Boden durchsetzen, unterstützen die Reben beim Wachstum bis hin zur Qualität der Trauben.

Wie beurteilen Sie den heutigen chinesischen Weinmarkt?
Im Vergleich vor noch fünf Jahren sind die heutigen Konsumenten wesentlich anspruchsvoller. Außerdem können sie mittlerweile zwischen guter und schlechter Qualität unterscheiden. Allerdings fällt mir immer wieder auf, dass unsere heimischen Kunden noch nicht die richtige Trinktemperatur beachten. Hier ist noch Aufklärungsarbeit nötig. Dank unseres Partners Torres, der mit großen Ressourcen in den chinesischen Weinmarkt investiert, sehen wir einen Anstieg des Weinkonsums in China. Aber ich glaube, dies ist nur der Anfang. Ich glaube an den chinesischen medizinischen Mythos der besagt: Wein ist gut für die Gesundheit – ein Glas Wein am Tag ist besser als jedes Medikament.

Was sind ihre zukünftigen Pläne mit Silver Heights? Werden Sie weitere Rebsorten anpflanzen wie den Pinot Noir oder Shiraz?
Wir haben bisher und werden weiterhin den Schwerpunkt auf Weinkultur legen. Weingenuss bedeutet Freizeitgestaltung mit Freunden, gutes Essen und guten Wein. In unseren Rebkulturen haben wir beste Voraussetzungen – hier achten wir auf naturnahen Weinbau. Unsere Produktionsanlagen werden wir stetig modernisieren. Und was unsere Weine betrifft, so hoffen wir, dass die Mineralität der Böden gepaart mit den klimatischen Bedingungen und letztlich unserer Handschrift im Keller ihnen ein unverwechselbares Terroir mit gibt. Schon durch meine Ausbildung in Bordeaux weiß ich, dass die Voraussetzungen in Ningxia den Cabernet Sauvignion und die lokale Version des Carmenere favorisieren. Unser Klima ist nicht vorteilhaft für leichte Rebsorten wie den Pinot Noir, aber andere Rebsorten wie den Syrah würde ich gerne ausprobieren.

Welchen Rat möchten Sie chinesischen Winzern geben?
Hart arbeiten. Die eigenen Träume verfolgen und sich um die eigenen Produkte kümmern.

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