Krieg in der Wachau

15.11.2010 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Spitz) - Das Thema beschäftigte die österreichischen Medien inklusive Tageszeitungen und deutsche Internet-Foren. Von einer regelrechten „Schlammschlacht in der Wachau“ war teilweise die Rede. Auslöser war ein Rechtstreit, den die Vinea Wachau mit Winzer Franz-Josef Gritsch führt und der jetzt vor Gericht in erster Instanz entschieden, aber noch längst nicht beendet ist. Der 1983 gegründete Gebietsschutz-Verein, der die Begriffe Steinfeder, Federspiel und Smaragd kreierte und für sich schützen ließ (ohne dass sie echte Gesetzeskraft haben), wollte dem Spitzer Winzer per Einstweiliger Verfügung verbieten, weiterhin diese Bezeichnungen zu nutzen, weil man ihn aus dem Verein ausgeschlossen hatte.

 

Damit kamen die Vinea-Vertreter im ersten Anlauf nicht durch. Aber man sträubt sich gegen Nachrichten, dass das „Markenmonopol“ gerichtlich gebrochen worden sein und verweist darauf, dass es sich lediglich um ein „Provisorialverfahren“ gehandelt habe, ohne Verhandlung, Zeugeneinvernahme und umfassende Beweisaufnahme. Der Vorsitzende Franz Hirtzberger kündigte bereits an, man werde sich weiterhin für den Schutz der Vinea-Marken einsetzen.

Interessant ist die Vorgeschichte. Zum Ausschluss von Gritsch, dem Eigentümer des Weingutes Mauritiushof, kam es, weil dieser sich als Mitglied benachteiligt fühlte. Bei einer repräsentativen Veranstaltung im Schloss Fuschl mit Teilnehmern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) im September 2009 durften nur die prominentesten Wachauer Vinea-Mitglieder präsentieren. Die anderen bekamen zwar eine Einladung zum Event, aber ohne Möglichkeit für einen Auftritt mit den eigenen Weinen.

Das ergrimmte den jungen Spitzer so sehr, dass er einen durchaus aufrührerischen, aber vor allem mit etlichen spöttischen Anmerkungen versehenen Rundbrief an sämtliche Mitglieder und zudem eine Reihe von Weinhändlern und Gastronomen verschickte. Klar, dass dies bei der Vinea-Vorstandschaft nicht auf Beifall stieß und man das als Rufschädigung wertete. Es kam zu hitzigen Diskussionen, Gesprächsangeboten und Rückziehern, dem Vorschlag, Moderatoren einzuschalten, einem Angebot des Vereins, die Sache intern zu bereden. Aber der Karren steckte schon zu sehr fest, so dass es zum Ausschluss kam. Grund: Vereinsschädigendes Verhalten.

Damit hätte Franz-Josef Gritsch vermutlich sogar leben können, aber er wollte weiterhin die bekannten Wachauer Marken auf seinen Flaschen sehen, weil sie eine wertvolle Verkaufshilfe sind. Ein Verzicht würde wirtschaftlichen Schaden bedeuten, ist seine Argumentation. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Zwar haben die Begriffe eine gute Wertigkeit bei vielen Konsumenten sowie in der Handels- und Gastronomie-Szene. Aber sie sind längst keine Garantie für überzeugende Weine. Selbst in der Kategorie „Smaragd“ gibt es bei den weniger prominenten Erzeugern häufiger enttäuschende Weine. Da ist es durchaus denkbar, dass Interessenten mit schlechten Erfahrungen um solche Tropfen einen Bogen machen, wenn sie nicht aus dem Keller eines Top-Wachauers kommen.

Es ist spannend, wie der Streit weiter geht und letztinstanzlich entschieden wird. Sollte Gritsch am Ende Recht bekommen, ist es durchaus denkbar, dass die Dämme brechen und dann plötzlich der „Smaragd“ im Burgenland auftaucht oder die Weinvierteler Winzer einen „Riesling Federspiel“ offerieren. Das wäre für die Vinea Wachau schlimmer als drei Jahrgänge Donau-Hochwasser. Leute, die dem Gebiet freundlich gesinnt sind, raten zu einem neuen Anlauf für ein vernünftiges Gespräch der Kontrahenten ohne beidseitige Vorbedingungen. Vielleicht ist eine echte, glaubhafte Entschuldigung des Spitzers und seine Wiederaufnahme ebenso drin wie ein Nachdenken der Vinea-Führung über die Auswahl von Präsentationsteilnehmern…

Dass Gritsch in der Wachau nicht zu den Winzern gehört, die man im Verein Vinea schmerzlich vermisst, mag noch darin begründet sein, dass er sich nassforsch für seine Homepage neben www.mauritiushof.at auch noch die Namen der beiden Spitzer Toplagen Singerriedel und 1000-Eimer-Berg sicherte. In denen sind nicht nur Gritsch, sondern auch eine Reihe anderer Toperzeugern begütert. Diese gewissermaßen im Internet auszubooten, ist nicht gerade ein Dummer-Jungen-Streich. 

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