Neuer Eigentümer für Weingut Burg Ravensburg

02.12.2010 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Sulfeld) - Das Weingut Burg Ravensburg in Sulzfeld im badischen Kraichgau, das seit dem Jahr 1251 Weinbau betreibt und damit zu den ältesten deutschen Gütern gehört, ist nicht mehr im Besitz der Erbengemeinschaft Freiherren von Göler. Neuer Eigentümer ist der ansonsten in der Bau- und Immobilienbranche aktive Heinz Heiler (70), bei dem im Seniorenalter offenbar die Lust an Weinaktivitäten erst richtig erwachte.

 

Als 2003 das Weingut Albert Heitlinger in Östringen-Tiefenbach mit knapp 35 Hektar Rebfläche aufgrund einer ungeschickten Geschäftspolitik insolvent wurde und die verbliebenen Restbestände einige Jahre vom Markt nicht mehr wahrgenommen wurden, erbarmte sich Heiler und brachte mit einem Partner ab 2009 den Betrieb (früher bekannt für ungewöhnliches Marketing) mit 25 Hektar langsam wieder in die Erfolgsspur zurück.

Dafür wurde Claus Burmeister, etliche Jahre Geschäftsführer des Weingutes Burg Ravensburg und nebenbei Vorsitzender des VDP Baden, als Chef engagiert, der beide Betriebe seitdem in Personalunion leitete. Denn die neue Heitlinger GmbH hatte zudem das Traditionsgut von den Göler’schen Erben gepachtet. Durch das Miteinander sollten Synergie-Effekte entstehen.

Das scheint zu funktionieren. Burg Ravensburg wurde im aktuellen Gault Millau etwas überraschend zum „Aufsteiger“ in der 3-Trauben-Kategorie, während Heitlinger im zweiten Jahr als Ein-Trauben-Betrieb ein Comeback feiert und mit freilich übertrieben üppigen Weiß- und Rotweinen, genannt „White Tie“ und „Black Tie“, an die alte Marketingstrategie unter dem einstigen Eigentümer Erhard Heitlinger anknüpft.

Der Kauf von Burg Ravensburg durch die Heitlinger GmbH, beziehungsweise durch Heiler und seinen deutsch-kanadischen Partner Klaus Vogel, war eine schnelle und letztlich logische Entscheidung. Ausgangspunkt war eine entsprechende Anfrage der Eigentümerfamilie, die nur die Burg behalten wollte. Eine Summe im oberen siebenstelligen Bereich war nötig, um den Erwerb der 30 Hektar inklusive Keller und Rentamt in Sulzfeld zu stemmen. Heiler und sein Partner sind damit Eigentümer von insgesamt 70 nicht weit voneinander entfernten Hektar. Nur das Weingut Markgraf von Baden hat unter den privaten Produzenten im Gebiet mehr Fläche.

Die Weingüter sollen ihre Eigenständigkeit behalten und die jeweiligen Vorzüge der Lagen noch besser heraus arbeiten. „Wir haben die optimalen Bedingungen, um unsere Arbeit langfristig zu festigen“, urteilt Claus Burmeister, der sich neuerdings gern „Winemaker“ nennen lässt. Ziel von Heiler ist es, die beiden Betriebe überregional und möglichst international bekannt zu machen. Sicherlich wird für Heitlinger auch eine Rückkehr in den VDP angestrebt.

Heinz Heiler, der sich in verschiedenen Verbänden und Vereinen in Nordbaden sowie an der Fachhochschule in Karlsruhe seit etlichen Jahren ehrenamtlich engagiert, wird sicherlich unternehmerische Erfolge erwarten, die er aus der Baubranche gewohnt ist. Der Motor und Gesellschafter der Betonbau Holding in Waghäusel, die zeitweise schon tausend Mitarbeiter an mehreren Standorten beschäftigte, sieht zwar Ex-Bundespräsident Horst Köhler sehr ähnlich. Aber dass er sich bei eventuellen Problemen zurück zieht, ist nicht zu erwarten… 

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