VINUM geht aus

Sylt

Sansibar, Sylt

«Nur einen Tag im Jahr ist die Bar geschlossen», sagt Torsten Ibers, der Herr über 1500 bis 1800 Weine, welche die «Sansibar» Tag und Nacht für ihre Gäste bereithält. «Einzig an Heiligabend haben wir geschlossen, da feiert das Personal.» Ansonsten aber sei jeder Mensch willkommen, immer, auch zu später Stunde. «Wir schliessen erst, wenn der letzte Kunde gegangen ist», sagt Ibers. Wir haben das kontrolliert. Wir gingen um fünf Uhr morgens, und Ibers ging definitiv nach uns, während die Nacht- oder Frühschicht die Hütte für den Tagesbetrieb auf Vordermann brachte.

Die «Sansibar», nüchtern betrachtet eine Strandhütte in Rantum auf Sylt, deren Logo, die sich kreuzenden Säbel, gefühlt jedes zweite Auto und jede vierte Baseballkappe in Deutschland ziert, zählt zu den bestbesuchten Restaurants weltweit. 180 Sitzplätze gibt es im schnörkellosen, eher an eine Skihütte denn an ein feines Restaurant erinnernden Drinnen, aber auf Sylt zählt das Draussen fast noch mehr: «Sansibar»-Gäste sitzen bis weit in die Dünen hinein, nicht auf Bänken, sondern auf dem Hosenboden und auf Picknickdecken. Sogar bis an die Schaukel des nahe gelegenen Kinderspielplatzes werden Weine und Gerichte gebracht. «An den guten langen Tagen wie etwa an Pfingsten werden 4500 À-la-carte-Gerichte aus der Küche getragen», erzählt Ibers. Das schaffen viele Toprestaurants nicht mal im Monat. Den Weinkeller verlassen täglich 300 bis 400 Flaschen. Vor allem die Weine von Markus Schneider, jenem Pfälzer Winzerwunder, das aus deutschen Biertrinkern Schneider-Trinker gemacht hat. «Schneider-Weine musst du nicht erklären, die gehen von selbst, die kapiert auch jeder», sagt Ibers. Obgleich er jedes Jahr mehr beim Ellerstädter Grossbetrieb bestellt, sind sämtliche Weine ein Vierteljahr vor Eintreffen des neuen Jahrgangs leer getrunken.

«‹Sansibar›-Weine müssen lecker sein», sagt Ibers. In der «Sansibar» braucht man Weine, die sich von alleine verkaufen: Topnamen oder aber erstklassige, eingängige Weine. «Natürlich bekommt man auch einen Château Pétrus bei uns. Aber nach solchen Prestigeweinen fragen nur zwei bis drei Prozent der Leute, die zu uns kommen.» Dass es ausserhalb Kaliforniens kaum eine bessere Kalifornien-Weinkarte gibt als die der «Sansibar», sei ausdrücklich erwähnt. Die meisten davon gibt es sogar exklusiv. «Wir haben einen eigenen Mann da drüben, der nur für uns scoutet», sagt Ibers. Warum ausgerechnet Kalifornien? «Weil diese Weine genial sind und am besten zu unseren Steaks passen.» Womit wir beim Essen wären. Die Steaks sind pur und blutig, nichts für Vegetarier. Der Steinbutt ist einer der Stars der «Sansibar». «Der beste, den man für Geld kaufen kann», ruft ein Gast. «Wir haben keinen Sternekoch, aber einen, der die Produkte so zubereiten kann, dass sie der Star sind», so Ibers. Der heimliche Star ist jedoch der Lauchsalat, eine in Majo, Rosinen und Ananas versenkte typisch deutsche Sauerei, die süchtig macht. Er kommt unverlangt mit dem Wein – als Amuse-Gueule. Noch den Nachschlag gibt es gratis. Auch für Promis.

www.sansibar.de

Hörnumer Str. 80, 25980 Sylt