Hotspot Wien

Pub Klemo

Das «Pub Klemo» ist genau so, wie es sich Robert Brandhofer wünschen würde, wohnte er in der Nachbarschaft: etwa so gross wie ein geräumiges Wohnzimmer und freundlich eingerichtet, ohne irgendjemanden designtechnisch herauszufordern. Am besten daran ist, dass man hier gut aufgenommen wird, egal ob man nur einen Weissen Gespritzten, auf die Schnelle ein Bier trinken möchte oder ob man hungrig ist. Und dennoch dreht sich hier alles um Wein. Denn der Besitzer der Bar, Robert Brandhofer, ist ein Weinfreak der besten Art: Gegründet hat er die Bar, weil seine Weinsammelleidenschaft ihm zwar einen ansehnlichen Keller einbrachte, sein damaliger Beruf im Weinhandel ihm jedoch zu wenig Zeit liess, die Weine auch zu trinken. Der Inhalt seines Kellers war auch der Grundstock, auf dem das Portfolio aufbaute. «Der war natürlich bald aufgebraucht», sagt Brandhofer. Die Schwerpunkte lagen damals wie heute auf Österreich, Burgund, Rhône und Piemont, den absoluten Lieblingsweingegenden Brandhofers. Die Auswahl heute ist umfassend europäisch, verlässt sich nicht nur auf bekannte Namen, sondern beruht vor allem darauf, dass er von einem Betrieb hört, ihn für interessant befindet, hinfährt, probiert, schaut, ob er ihm tatsächlich gefällt, und dann gegebenenfalls hofft, dass ihn der Winzer oder die Winzerin auch beliefert.

Zum Kennenlernen möglichst vieler Regionen oder aktueller Weinthemen wie erst kürzlich «maischevergorener Weine» gibt es für Weinfreaks wöchentlich wechselnd zwei Verkostungsserien zu jeweils sechs Weinen: eine in Weiss, eine in Rot, eine international, eine österreichisch. Die Auswahl der glasweise ausgeschenkten Weine beschränkt sich nicht auf langweilige Selbstläufer, bei denen man sichergehen kann, dass eine angebrochene Flasche nicht wochenlang am Tresen vor sich hin oxidiert. Immer ist Ungewöhnliches, Teures oder sonst wie Unerwartetes dabei.

Gekocht wird in einer Miniküche von Brandhofer selbst, der leidenschaftlich gern, wenn auch wenig überraschend, mit Wein kocht, von seiner Frau Tracy, die auf eine grosse Expertise in Sachen Desserts verweisen kann, oder von ihrer Mitarbeiterin Katrin Mikula. Das Angebot ist nicht sehr gross, dafür frisch und «à la minute» zubereitet. Eine Spezialität ist die selbst gemachte Pasta mit Sauce je nach Saison.

2012 wurde ein Geschäft eröffnet, das im Grunde als Lager benötigt wurde, aber, «wenn es schon einmal da ist», auch als Geschäft und Veranstaltungsort dient. Sollte es einmal nicht besetzt sein, muss man die Strasse überqueren und jemanden aus der Bar holen, die schräg vis-àvis, weniger als einen Steinwurf entfernt, ist. Im Magazin finden zweimal monatlich «Meet & Greet»-Veranstaltungen mit Winzern statt oder «Taste it together»-Events. Bei «Trüffel & Barolo» beispielsweise werden dann sechs verschiedene Barolo zu sechs Trüffelspeisen serviert, selbst gekocht, versteht sich. Wer allerdings lieber gesehen werden möchte, statt hervorragende Weine zu trinken, der ist hier wohl am falschen Ort.