Die Mosel rockt und der «Riesling Champion» kommt wieder einmal aus der Pfalz!

Riesling Champion 2021 - die Preisträger

Text: Carsten Henn, Fotos: Jana Kay

Die Mosel rockt! Etliche Kategorien und Sonderpreise hat die Region gewonnen und stellt zudem den «Riesling des Jahres». All das nicht nur mit restsüssen Weinen, ihrer Paradedisziplin, sondern auch mit trockenen. Unser «Riesling Champion» kommt allerdings wieder einmal aus der Pfalz – und es ist wieder einmal Philipp Kuhn. Der Laumersheimer Winzer beweist abermals: Er ist Deutschlands bester Riesling-Allrounder.

Weingut Kuhn "Riesling Champion 2021"

«Ist jetzt auch wirklich kein Scherz? Das gibts ja gar nicht», antwortete Philipp Kuhn, als ihm der Gewinn der Auszeichnung «VINUM Riesling Champion» mitgeteilt wurde. Obwohl oder gerade weil er sie schon mehrfach gewonnen hat. In diesem Jahr wurde der Modus verändert und auch die Jury neu zusammengesetzt, trotzdem gewann der Laumersheimer wieder. Die grossartigen Weine, die seinen Triumph ermöglichten, reichte er dabei in sehr unterschiedlichen Kategorien ein: einen trockenen Gutswein Tradition (91 Punkte) in Kategorie 1, einen trockenen Grosskarlbacher Burgweg (94 Punkte) in der Kategorie 3 und eine Laumersheimer Kirschgarten Beerenauslese in Kategorie 7 (94 Punkte). Kuhn beherrscht wirklich die ganze Bandbreite – und das noch dazu zu sehr fairen Preisen. Der Burgweg gewann nämlich auch die Trophäe «Best Buy 20 bis 30 Euro». 32 Hektar bewirtschaftet Kuhn, 25 Prozent sind mit Riesling bestockt. Aber auch mit Rotwein, weissen Burgundern oder Sauvignon Blanc gehört er zu Deutschlands Besten. Früher sagte man: ein Tausendsassa!

Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim (Pfalz), www.philipp-kuhn.de

Riesling Champion & Best Buy 20 bis 30 Euro

2020 Grosskarlbacher Burgweg
Riesling trocken
94 Punkte

Köstlicher Weinbergpfirsich, etwas Zitrusfrucht, Weisse Johannisbeeren, Ananas, viel Apfel und etwas nasser Stein im Bouquet. Am Gaumen saftig, cremig und ausgewogen, mit stattlicher Länge. Die Säure ist hervorragend eingebunden und die Mineralität begeisternd.

21,50 Euro

2. Platz

Weingut Korrell – Johanneshof
Bad Kreuznach-Bosenheim, Nahe

3. Platz

Weingut Schloss Lieser – Thomas Haag
Lieser, Mosel


Weingut Rosch

Am 30. November war es so weit: Die Temperaturen gingen auf minus 9 Grad herunter, und in der Morgendämmerung konnten die Roschs in einer Hangparzelle des Leiwener Klostergartens perfektes Lesegut für ihren Eiswein *** einfahren. Der am Ortsrand gelegene Weinberg weist einen Schieferanteil von 40 Prozent auf. Vorausgegangen war ein November mit über 70 Sonnenstunden und relativ geringen Niederschlägen. Man kann sagen: Für diesen Eiswein lief alles wie am Schnürchen. Auch schon der Sommer, der zu lockerbeerigen Trauben ohne Fäulnis- und Trockenschäden führte. Nico und Werner Rosch pressten die komplett durchgefrorenen Trauben über vier Stunden – ein öliger, hochausgereifter und konzentrierter Most mit 168 Grad Öchsle lief heraus. Danach handelten sie entsprechend ihrer Kellerphilosophie: dem kontrollierten Nichtstun. Keine Hefen, keine Schönungsmittel, der Wein darf sich entfalten. Rund eine Woche nach der Pressung begann er zu gären und hörte bis Ende Mai nicht damit auf. Ein brillanter Eiswein und unser «Riesling des Jahres»!

Weingut Rosch, Bernkastel-Kues (Mosel), www.weingut-rosch.de

1. Platz Kategorie Edel & Süss

»Riesling des Jahres 2021«

2020 Leiwener Klostergarten Riesling Eiswein ***

96 Punkte

Erst zurückhaltend in der Nase, dann entwickelt sich ein subtiles Passionsfrucht-Elixier, dazu Steinobst, Honig, Mandeln. Wie ein kleines Geschenk, das ausgepackt wird. Auch am Gaumen entfaltet er sich, wird immer präsenter und immer noch faszinierender.

110 Euro

2. Platz | 95 Punkte

Weingut Hans Wirsching
Iphofen, Franken

3. Platz | 95 Punkte

Weingut S.A. Prüm
Bernkastel-Wehlen, Mosel


Weingut Bergdolt-Reif & Nett

Woher der Name der Parzelle kommt, aus der dieser geniale Gutswein stammt, würde man gerne wissen: «In den Alimenten». Sie weist sandigen Lehm-Löss aus der Kaltzeit auf, mit Kalk im Oberboden, und gehört zur Lage Neustadter Gässel. «2020 war eher zu trocken und sehr warm», erzählt Christian Nett, der das Weingut in fünfter Generation führt. «Die Lese beim Riesling deshalb auch früh. Unseren Avantgarde haben wir am 22. September geholt.» Avantgardistisch war dann der Ausbau des Weins in zwei alten 500-Liter-Tonneaux, in denen er vier Monate auf der Hefe lag. Danach wurde er einmal filtriert und abgefüllt. Christian Nett gefällt besonders gut, dass der Wein mit 11,65 Vol.-% sehr leicht ist und trotzdem Länge hat. «Das reife Aroma mit weichem Geschmack und der harmonisch ausbalancierten Säure gefällt mir auch. Zudem würde ich diesem Wein ein sehr gutes Lagerpotenzial zusprechen.» Eine Besonderheit des Guts ist, dass einige Parzellen im Mandelberg mit Pferdekraft bewirtschaftet werden. Avantgarde und Nostalgie in einem.

Weingut Bergdolt-Reif & Nett, Duttweiler (Pfalz), www.nett-weine.de 

1. Platz Kategorie Riesling Gutswein trocken

2020 Riesling trocken Avantgarde

92 Punkte

Bienenwachs paart sich mit Kumquats in der Nase. Dazu Hagebutte, ein wenig Rauch und elegante Würze. Nach einiger Zeit gesellen sich Trockenblumen und getrockneter Löwenzahn hinzu. Mundfüllend erstreckt sich am spielerischen Gaumen zarter Schmelz.

15 Euro

2. Platz | 91 Punkte

Weingut Selbach-Oster
Zeltingen, Mosel

3. Platz | 91 Punkte

Weingut Karthäuserhof
Eitelsbach, Mosel


Weingut Matthias Müller

Bevor Sie sich wundern: Ja, dieser Bopparder Hamm ist ein Ortswein, kein Lagenwein. Der Name bezeichnet die grösste Schleife des Rheins, auf 75 Hektar wird hier Wein angebaut, die Einzellagen heissen zum Beispiel Feuerlay oder Mandelstein. In Boppard, der grössten Weinbaugemeinde des Mittelrheins, findet sich mit dem Weingut Müller ein Betrieb, der schon seit langem überregional Schlagzeilen macht. MM steht hier für die Spitzen-Edition MM, die nach Matthias und Marianne Müller benannt ist (auch die Söhne Johannes und Christoph sind im Betrieb tätig). Fans des Weingutes wissen das natürlich längst, denn so handhaben es die Müllers schon lange. Der 2020 Bopparder Hamm «MM» verdient diese interne Auszeichnung absolut. Und er ist – dafür ist das Weingut bekannt – preislich ein echtes Schnäppchen. Gerade einmal 14,90 Euro kostet dieser begeisternde Riesling, der in dem VDP-Gut genau unter den Grossen Gewächsen angesiedelt ist. Und wer bei Mittelrhein an stahlige Leichtigkeit denkt: Dieser Riesling hat 13 Umdrehungen und reife Kraft!

Weingut Matthias Müller, Boppard (Mittelrhein), www.weingut-matthiasmueller.de

1. Platz Kategorie Ortswein trocken

2020 Bopparder Hamm Riesling trocken Edition «MM»

92 Punkte

Ein Riesling mit wunderschöner Schieferwürze, die sich im Bouquet mit Weinbergpfirsich und Majoran vermählt. Auch am Gaumen findet sich die dichte Würzigkeit, dazu eine reife Zitrusfrucht und grossartig eingebundene Säure. Macht enorm Freude!

14,90 Euro

2. Platz | 91 Punkte

Weingut Heinrich Spindler
Forst, Pfalz

3. Platz | 91 Punkte

Weingut Hees
Auen, Nahe

Weingüter Wegeler Gutshaus Mosel

Der Bernkasteler Doctor muss zu den legendärsten Lagen Deutschlands gezählt werden. Direkt über dem historischen Ortskern von Bernkastel-Kues thronend, 3,26 Hektar gross, süd-südwestlich exponiert, 100 Prozent Riesling. Der Sage nach war es der Trierer Erzbischof Boemund II.,
der im 14. Jahrhundert – nach überstandener Krankheit – diese Lage als den «wahren Doctor» bezeichnete. Die Trauben dieses Weins stammen aus dem zentralen Bereich der legendären Lage. Wegeler besitzt insgesamt 1,1 Hektar im Doctor und ist damit grösster Eigentümer hier. Die im Schnitt über 80 Jahre alten Reben – einige sind sogar über 100 Jahre alt – sind oft wurzelecht, und stehen auf Devon-Tonschieferverwitterung. Das Alter der Reben war 2019 ihr Glück, denn sie überstanden die Hitzewellen im Moseltal viel besser als jüngere Stöcke. Die Lese fand dann zehn Tage früher als 2018 statt. Norbert Breit ist Betriebsleiter, Kellermeister und Aussenbetriebsleiter des 14 Hektar-Betriebs in einer Person und Schöpfer des in kleinen Edelstahltanks ausgebauten Traumweins.

Weingüter Wegeler Gutshaus Mosel, Bernkastel-Kues (Mosel), www.wegeler.com 

1. Platz Kategorie Lagenwein trocken

2019 Bernkasteler Doctor Riesling VDP. Grosses Gewächs

95 Punkte

Eine delikate Schiefernote entströmt dem Glas, in Verbindung mit Limette und knackfrischem Apfel. Am Gaumen mit tollem Nerv, anregend, elegant, vielschichtig, raffiniert, was für ein Zug, was für ein Riesling. Mosel pur, mit grandios integrierter Frucht.

55 Euro

2. Platz | 94 Punkte

Weingut Philipp Kuhn,
Laumersheim, Pfalz

3. Platz | 94 Punkte

Weingut Korrell – Johanneshof,
Bad Kreuznach-Bosenheim, Nahe


 

Weingut Loersch

«Jungheld» heisst das Flurstück innerhalb der Steillage Trittenheimer Apotheke, das sogar als Steilstlage gilt. Extrem felsig sind die Schieferterrassen, über Leitern und Treppen steigt man hinauf. Alexander Loerschs Rebstöcke hier sind über 80 Jahre alt – und ergaben im heissen 2019er Jahrgang einen begeisternden feinherben Wein. Dank früher Ernte erhielt der Leiwener Winzer bei diesem konzentrierten Tropfen auch eine tolle Säure. Der Felsterrassen wurde im Edelstahl spontan vergoren, ein langes Hefelager schloss sich an. Die Abfüllung fand dann erst im Juli statt. «Unsere Weine haben oft zestige Noten von Orange, Limette oder Mandarine, sind kräuterwürzig, etwas feuersteinige Schieferwürze, unterstützt von hefigen Noten», erzählt Alexander Loersch. «Das ist das, was mir besonders gut gefällt. Der Felsterrassen ist glasklar, aber doch voller Aromen von Frucht, Kräuter, Stein, Hefe. Terroir pur.» Genau mit solchen Weinen hat Alexander Loersch sein 8-Hektar-Gut (97 Prozent Riesling) in den letzten Jahren in die Gebietsspitze geführt!

Weingut Loersch, Leiwen (Mosel), www.weingut-loersch.de 

1. Platz Kategorie Halbtrocken | feinherb

2019 Trittenheimer Apotheke Riesling
Spätlese feinherb Felsterrassen

92 Punkte

Hochkomplexe Nase mit Aromen von Teerosen und Flint, duftig und herb zugleich, dabei ganz leicht ins Balsamische spielend. Im Mund mit animierender Herbheit, enorm delikat und elegant, sehr ausbalanciert, ausgewogen und klar. Klassik par excellence!

30 Euro


Weingut Hain

Gernot Hains Kabinett stammt aus einer etwas kühleren Parzelle des berühmten Goldtröpfchens, in dem er zu den grössten Besitzern zählt (4,5 von 11,5 Hektar). Der Boden dort ist klassischer, tiefgründiger Schiefer, der für einen guten Wasserhaushalt sorgt. «Der Wetterverlauf für
diese Parzelle verlief unspektakulär, reibungslos wie auch die Ernte, die bei 80 Hektolitern lag und 85 Grad Öchsle hatte», erzählt Gernot Hain
und bestätigt damit, dass es manchmal die normalen Jahrgänge sind, die zu besonders ausbalancierten Weinen führen. Nach leichtem Mahlen folgte sofortiges Pressen und eine Spontangärung über rund zwei Monate – wie bei nahezu allen Weinen im 10-Hektar-Gut. Aber beim Kabinett war doch etwas anders. «Mir ist dieser Wein schon früh als sehr eigenständig aufgefallen.» Diese Eigenständigkeit findet sich auch auf der Flasche. «Auffällig in seinem jetzigen Stadium ist die recht reduktive Nase mit viel Feuerstein, im Geschmack schon wild, aber gepaart mit Eleganz, Schliff und seidigem Glanz. Daher kommt auch der schöne Trinkfluss.»

Weingut Hain, Piesport (Mosel), www.weingut-hain.de 

1. Platz Kategorie Kabinett

2020 Piesporter Goldtröpfchen Riesling
Kabinett

93 Punkte

In der Nase reduktiv, es finden sich Feuerstein, Efeu, helle Teerosen, Rote Johannisbeere und Maracuja. Im Mund gesellen sich Holunder, Melisse und Grapefruit dazu sowie eine feine Süsse und phenolischer Grip. Absolut rein, springt im Mund umher.

9,50 Euro


Maximin Grünhaus – Weingut der Familie von Schubert

Nur 7,5 Vol.-% Alkohol weist diese Spätlese auf, aber 100 Prozent Geschmack! Sie stammt aus dem Herrenberg, der vom roten Schiefer geprägt ist. Spontan vergoren und ausgebaut wurde der Wein im alten Mosel-Fuder-Fass. Die Spätlese ist das Ergebnis eines Pokerspiels, das Maximin von Schubert glücklicherweise gewann, wie er erzählt: «Am Anfang der Lese ein paar wunderbare Tage für Pinots und Sekt und dann zehn, zwölf – ich habe versucht es zu verdrängen – Tage Regen. Wir haben voll gepokert und die besten Parzellen lange hängen lassen. Final sind wir mit drei wunderschönen Spätlesen und GGs belohnt worden. Der Extrakt bei 2020 ist genauso wie in 2019, aber die Filigranität, Würzigkeit und Eleganz von 2020 ist schon sensationell.» Eine klassische, schwebend ausbalancierte Riesling-Spätlese von einem 34-Hektar-Betrieb (90 Prozent Riesling), der bereits 966 erstmals urkundlich erwähnt wurde und sich seit 1882 im Besitz der Familie von Schubert befindet. Ruwer at its best!

Maximin Grünhaus – Weingut der Familie von Schubert, Mertesdorf (Mosel), www.maximingruenhaus.de 

1. Platz Kategorie Spätlese

2020 Maximin Grünhaus
Herrenberg Riesling Spätlese VDP.Grosse Lage

93 Punkte

Im faszinierenden, reduktiven Bouquet finden sich Flint, Grüntee, Zigarrenkiste und Buchsbaum. Im Mund kühl, schlank, fokussiert, saftig. Die Süsse ist hochelegant eingebaut. Wunderbare Länge bei beeindruckender Klarheit.

20 Euro


Weingut der Stadt Mainz – Fleischer Wein seit 1742

Viele hätten erwartet, dass ein Rheingauer Gut den Sieg in dieser Kategorie holt – die rote Riesling-Spielart ist dort sehr beliebt. Der Sieger kommt aber aus einem rheinhessischen Weinberg, der erst 2017 angelegt wurde. «Der Rote Riesling ist ein langjähriger Traum, der meinen Vater und mich verbindet», erzählt Stefan Fleischer. «Im ersten Versuch sind wir daran gescheitert, dass wir im Versuchsanbau das bereits erworbene hessische Pflanzgut in Rheinland-Pfalz nicht pflanzen durften. 2017 konnten wir endlich den Weinberg im Bodenheimer Mönchspfad mit einem Dreiviertelhektar Rotem Riesling anlegen. Die gut durchlüftete Parzelle liegt an der Abbruchkante des Rheingrabens und ist durch Kalkmergel geprägt.» Der 2019er ist der erste Lagenwein aus dem jungen Weinberg. Ausgebaut wird er wie die Spitzenweine des weissen Rieslings: Maischestandzeit, im alten Stückfass spontan vergoren. Bis kurz vor Abfüllung Ende April lag der Wein auf der Vollhefe.

Weingut der Stadt Mainz, Mainz (Rheinhessen), www.weingut-fleischer.de 

1. Platz Kategorie Roter Riesling

2019 Bodenheimer Mönchspfad
Roter Riesling trocken

90 Punkte

Ebenso eigenständige wie vielschichtige Aromatik: Orangenblüten, Bergamotte, mürber Apfel, reife gelbe Steinobstfrüchte, Mandelkerne. Am Gaumen Aromatik von gefühlvoller Maischestandzeit, toll eingebundene Säure.

12,50 Euro


Weingut Georg Siben Erben

Schon seit 1990 ist dieses mitten in Deidesheim liegende Weingut biozertifiziert, 1908 war es Gründungsmitglied des Vereins der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz, des Vorläufers des heutigen VDP, und 1910 gehörte es auch zu dessen Gründungsmitgliedern (damals nannte sich dieser noch «Verband Deutscher Naturweinversteigerer»). Mit dem Grossen Gewächs aus dem Ungeheuer hat Andreas Siben – unterstützt von seinem önologischen Berater Stefan Dorst – Beeindruckendes auf die Flasche gefüllt. Die Trauben wurden in mehreren Durchgängen von Hand selektiv gelesen. Nach einer natürlichen Sedimentation von mehr als 24 Stunden erfolgten die Gärung und der weitere Ausbau im Edelstahltank mit langem Hefelager. Andreas Siben sieht das Zusammenspiel aus hellen, gelbfruchtigen Aromen und komplexer Mineralität als typisch für das Ungeheuer an. Das Durchschnittsalter der Reben dieses GGs ist gerade einmal 26 Jahre – was kommt da noch auf uns zu? Die Sibens denken ohnehin in anderen Zeiträumen. Andreas Siben ist die zehnte Generation im Betrieb.

Weingut Georg Siben Erben, Deidesheim (Pfalz), www.weingut-siben.de 

Sonderpreis Best Of Bio

2019 Forst Ungeheuer Riesling trocken VDP.
Grosses Gewächs

92 Punkte

Komplexes Bouquet mit Cassis, Aprikose, Grapefruit und Bergamotte. Am Gaumen sehr saftig und trinkanimierend. Frucht, Grip, Struktur und sehr gute Säure harmonieren grossartig. Null verkopft, direkt einnehmend.

23 Euro


Weingut Karthäuserhof

«Mein Ansatz war von Anfang an, hier an der Ruwer den Weinstil zu machen, der nur hier wirklich so gut funktioniert: voller Geschmack bei niedrigem Alkohol, und das auch im trockenen Bereich.» Richard Grosche, Betriebsleiter, ist eine der zwei Personen, die dazu geführt haben, dass ganz Weindeutschland auf die Entwicklung in diesem berühmten Ruwer-Gut blickt. Der andere ist Mathieu Kauffmann, und beide waren zuvor beim Pfälzer Weingut Reichsrat von Buhl tätig. «Die Trauben stammen sowohl aus unserer Monopollage Karthäuserhofberg, die immer das Rückgrat des Schieferkristall sein wird, als auch aus Weinbergen, die in den vergangenen Jahren strategisch hinzugekauft wurden, in Waldrach (Monopollage Laurentiusberg) und in Mertesdorf (Herrenberg).» Den Schieferkristall bezeichnet Grosche als flüssige Visitenkarte des Karthäuserhofs. Dessen Eckpunkte: Handlese, Ganztraubenpressung, Spontangärung, weder Trauben noch Most bekommen Schwefel, auf Enzyme und Schönungsmittel wird verzichtet, acht Monate auf der Vollhefe.

Weingut Karthäuserhof, Eitelsbach (Mosel), www.karthaeuserhof.com 

Sonderpreis Federleicht

2020 Riesling trocken VDP
Gutswein Schieferkristall

91 Punkte

Reifer gelber Pfirsich entströmt dem Glas, auch duftige florale Noten. Am Gaumen frisch, straff und ausbalanciert mit saftiger Frucht und kesser Säure. Dazu kommt am Zungenrand eine leicht prickelnde Salzigkeit.

13,90 Euro


Weingut Schauss (Monzingen / Nahe)


Einer der schönsten deutschen Weinlagennamen verdankt seine Bezeichnung dem Umstand, dass der Schnee hier durch intensive Sonneneinstrahlung und ausgeprägte Thermik besonders schnell schmilzt und man noch dazu einen schönen Ausblick auf das Nahetal hat. Mit 14 Jahren ist die Parzelle im Frühlingsplätzchen, aus der dieser Wein stammt, fast noch ein Jungspund. Südsüdwestlich ausgerichtet und mit dem namensgebenden Rotliegenden versehen, einem Sandsteinverwitterungsboden, der mit Quarzit und Lehm durchsetzt ist.
«Die Ernte erfolgte am 18. Oktober», erzählt Elmar Schauss, dessen Weingut in der renovierten Stadtmühle Monzingens untergebracht ist.
«Zu diesem Zeitpunkt waren die Trauben perfekt reif und bekamen braune Bäckchen. Der Botrytisanteil lag erst bei 5 Prozent. Was aufgrund des Jahres als minimal einzustufen ist. » Seinen Wein beschreibt er als kraftvoll und dicht, ohne überladen zu wirken, mit exotischer Frucht und klarer Mineralik.

www.weingut-schauss.de 

Best Buy Unter 10 Euro

2019 Monzinger Frühlingsplätzchen
Riesling trocken «vom Rotliegenden»

93 Punkte

Gelbes Steinobst und Amalfizitrone springen aus dem Glas. Am Gaumen würzig, saftig, die Säure ist gut eingepackt in eine Zitrus-Melissen-Frucht.
Viel Zug, feine Mineralität und ein langer Spannungsbogen.

9,20 Euro


Weingut F. J. Regnery (Klüsserath / Mosel)

Die 2019er Bruderschaft Riesling Auslese von Andrea und Peter Regnery stammt aus der Parzelle Michelskirch, einem steilen Südhang mit flachgründigem, skelettreichem Devonschiefer. Der Weinberg wurde erst 2014 gepflanzt, und im Jahrgang 2019 mussten die Regnerys durch diesen Weinberg nicht mit dem Laubschneider fahren wegen der Trockenheit. Am 29. September ernteten sie kleine, goldgelbe Trauben mit 101 Grad Öchsle – allerdings lag der Ertrag nur bei 20 hl/ha. Die Auslese wurde im Edelstahl vergoren und lag fünf Monate auf der Vollhefe. «Uns gefällt die schöne Säurestruktur, das Süsse-Säure-Spiel und der lange Abgang», sagen die Regnerys und da kann man ihnen nur beipflichten. Übrigens bauen sie – moseluntypisch – auf 40 Prozent ihrer 8 Hektar Rebfläche Rotwein an. Neben Spätburgunder auch Syrah und Cabernet Sauvignon. Im letzten VINUM-Weinguide erhielten sie den dritten Stern, weil sie rot wie weiss brillieren. Und das zum kleinen Preis!

www.weingut-regnery.de 

Best Buy 10 bis 15 Euro

2019 Klüsserather Bruderschaft
Riesling Auslese

92 Punkte

Saftig-frische Nase, mit Passionsfrucht, Ananas, auch einigen floralen Noten wie Holunderblüten. Im Mund mit Frische und saftiger Eleganz, annähernd perfekte Balance von Süsse und Säure. Grosse Mosel-Klasse!

10,80 Euro


Weingut S.A. Prüm (Bernkastel-Wehlen / Mosel)

Saskia Andrea Prüm ist Inhaberin und Betriebsleiterin dieses 13 Hektar grossen Riesling-Guts, das aus einem ganz bestimmten Grund in Deutschland eher wenig bekannt ist: Stolze 90 Prozent der Produktion werden exportiert. Was den Weingeniessern in Deutschland entgeht, zeigt diese grossartige Auslese. Die Trauben stammen von einer knapp 25 Jahre alten Einzelpfahlerziehung im oberen Bereich der Domprobst-Weinberge, direkt im Bereich des Domprobst-Schildes. Beim Boden handelt sich um grauen Schiefer mit kaum humoser Auflage. «Bei den Trauben haben wir eine strenge Selektion durchgeführt», berichtet die diplomierte Weinbauingenieurin. «Das Ergebnis der Ernte am 13. Oktober waren 500 Liter mit 95 Grad Öchsle und einem Botrytisanteil von rund 30 Prozent. Der Wein wurde im Edelstahl spontan vergoren und dann Anfang Mai abgefüllt.» Saskia Prüm gefällt besonders die exotische Frucht «und die perfekte Kombination aus Konzentration mit einer frischen Säurestruktur».

www.sapruem.com 

Best Buy 15 bis 20 Euro

2020 Graach Domprobst Riesling
Auslese VDP.Grosse Lage Fass 38

95 Punkte

Wunderbar vom Schiefer geprägt, mit Noten von Birne, Rauch, Kümmel und Feuerstein. Am Gaumen rassig, mit faszinierendem Spannungsbogen, sehr lang, klassisch. Bleibt lange mit grossartiger Frische präsent.

19,50 Euro