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Ziel: Immer besser werden

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Weinviertel Tourismus, Sabine Jackson

Das Wort Stillstand ist im österreichischen Weinbau ein Fremdwort. Es ist viel Positives in Bewegung. An der weinrechtlichen Front gibt es Neues in verschiedenen Bereichen. Und Sekt erreicht eine neue Dimension.

Blitzwachstum beim 1992 gegründeten Verein der Österreichischen Traditionsweingüter! Bisher gehörten dem Gegenstück zum deutschen VDP 36 Betriebe aus dem Donauraum (Kamptal, Kremstal, Traisental, Wagram) an. Jetzt sprangen die Gebiete Wien mit sechs und Carnuntum mit 20 Weingütern ins Boot. Damit stieg die Mitgliederzahl auf 62 an. Basis für den Verein ist eine Lagenklassifizierung. 72 Rieden sind in der neuen Konstellation jetzt als ÖTW Erste Lage klassifiziert. Längerfristig soll auch eine oberste Stufe, die Grossen Lagen, ausgewiesen werden. Auf dem langfristigen Programm steht zudem, dass eine Lagenklassifizierung Gesetzeskraft erlangt und sämtliche Weingüter einer Region davon profitieren sollen. Überschrift dazu vorläufig: Zukunftsmusik.

Mehr Traditionsweingüter

Ein weiteres deutliches Wachstum der Traditionsweingüter (ÖTW) ist nach Einschätzung des Vorsitzenden Michael Moosbrugger (Schloss Gobelsburg) in nächster Zeit nicht zu erwarten. Mit dem Verein Steirische Klassik- und Terroir-Weingüter (STK), der den Schritt einer Lagenklassifizierung mit Erster und Grosser Lage auf privatrechtlicher Basis bereits vollzogen hat, steht man im regen Austausch. Die STK-Gruppe bekam im Herbst 2018 Zuwachs mit zwei Neumitgliedern (Wohlmuth und Frauwallner). Im Burgenland gibt es zwar den kleinen Verein Renommierte Weingüter (RWB), aber hier spielt nur die Reputation der Betriebe eine Rolle, nicht jedoch eine Ausweisung von Top-Lagen. In der Wachau haben zwar die Top-Rieden viel Bedeutung, doch das bisherige System der dort dominierenden Vinea Wachau mit Steinfeder, Federspiel und Smaragd passt nicht so recht in die Ordnung der Traditionsweingüter.

Kontrollierte Gebiete

Doch zumindest sind die Wachauer gemeinsam mit dem Gebiet Carnuntum im Osten von Wien schon auf dem Weg, ab dem Jahrgang 2019 DAC-Regionen zu werden. Die drei Buchstaben stehen für Districtus Austriae Controllatus. Diese lateinische Wort-Kombination ist angelehnt an die Bezeichnungen AOC (Frankreich) und DOC (Italien). Deren Regeln basieren auf einer Ausweisung von Regionen, für die bestimmte Vorschriften vor allem bei den zugelassenen Rebsorten bestehen. In Österreich war das Weinviertel mit dem Jahrgang 2002 ausschliesslich für die Hauptsorte Grüner Veltliner Vorreiter. Andere Rebsorten dürfen seitdem nur mit «Niederösterreich» deklariert werden. Mit den Jahren zogen die meisten der Gebiete inklusive Burgenland und Wien nach. In der Hauptstadt hat auch der Gemischte Satz, der in den letzten Jahren Karriere machte, DAC-Status erlangt. In allen bisherigen DAC-Regionen wurde eine Reserve-Kategorie für Weine, die länger im Keller reifen, eingeführt.

Ein neuer Name im Burgenland ist das Gebiet Rosalia zwischen Leithaberg DAC im Norden und Mittelburgenland DAC im Süden. Hauptort der kleinen Region (450 Hektar) ist Pöttelsdorf. Seit dem Jahrgang 2017 haben dort die Sorten Blaufränkisch und Zweigelt DAC-Status. Zuletzt war die Steiermark ab dem Jahrgang 2018 am Zug für ihre drei Gebiete Vulkanland (früher Süd-Ost-Steiermark), Südsteiermark und Weststeiermark. Zugelassen sind hier alle wichtigen Sorten, in der Weststeiermark zudem der hier dominante Blaue Wildbacher, der Grundstoff für den hellroten Schilcher ist. Ergänzend dazu gibt es drei Qualitätsstufen: Gebietswein, Ortswein und Riedenwein. Die Vermarktungszeitpunkte wurden zum Wohl der besseren Ausreifung verändert. Generell ist Handlese vorgeschrieben.

Die Wachau auch dabei

Mit dem Jahrgang 2019 werden voraussichtlich die Wachau und Carnuntum DAC-Gebiete. Die Wachau wird unterscheiden zwischen Gebietswein, Ortswein und Lagenwein. Motto laut dem Vorsitzenden Emmerich Knoll: Wo Wachau drin ist, muss auch Wachau auf dem Etikett stehen! Für die höchste Kategorie sind nur mehr Grüner Veltliner und Riesling zugelassen. Eine Lagenklassifizierung wird nicht angestrebt. Die bisherigen «Gewichtsklassen» Steinfeder, Federspiel und Smaragd werden beibehalten. Im Carnuntum fährt man doppelgleisig. Auch hier gibt es eine dreistufige Regel mit Regionalwein, Ortswein und Einzellagenwein. 41 solcher hochwertigen Fluren sind bereits klar definiert. Neben den wichtigsten Sorten sind zudem Cuvées für DAC zugelassen, weil rote Assemblagen im Carnuntum viel Marktbedeutung haben.

Stufen für den Sekt

Die Idee einer dreistufigen Sektpyramide fand ihren Anfang schon vor einigen Jahren, aber jetzt hat die dritte Stufe gezündet. Die Basis für Sekt aus österreichischem Wein heisst Klassik. Darüber folgt die Reserve (traditionelle Flaschengärung, mindestens 18 Monate Hefelager). Im Spätherbst 2018 kamen die ersten Füllungen der Grossen Reserve auf den Markt, die mindestens 30 Monate, in einigen Fällen doppelt so lang, auf der Hefe reiften. Die Trauben für diese Spitzensekte dürfen nur aus einem abgegrenzten Ort stammen, beim Grundwein sind maximal 50 Prozent Pressausbeute die Obergrenze.