World of Champagne 2023 • Im Laufe der Zeit

De Sousa

mit Charlotte de Sousa, Fotos: z.V.g.

Die de Sousas gehören zu den Pionieren des biodynamischen Weinbaus. Seit 2020 trägt die junge Generation die Verantwortung für den mustergültigen Familienbetrieb in der Côte des Blancs.

Avec le Temps (Mit der Zeit) ist der Name einer unserer Cuvées. Das hat Symbolwert. Alles braucht seine Zeit. Champagner ist nichts für Ungeduldige. Champagner bringt man nur einmal im Jahr ein. Es dauert drei Jahre, bevor man Trauben frisch gepflanzter Reben ernten darf. Gehaltvolle Trauben gibt es erst etwa ab dem 15. Jahr. Mindestens 15 Monate vergehen gemäss Gesetz, bevor ein Champagner nach der Ernte ausgeliefert werden kann: 15 Monate, gefüllt mit Verfahren wie Pressen, Gärung, biologischem Säureabbau, Klärung der Grundweine, Abfüllen, Champagnisieren, Degorgieren, Etikettieren und Verpacken.

In einem Familienbetrieb wie dem unseren hat Zeit eine ganz eigene Bedeutung. Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft wirbeln manchmal ganz schön durcheinander. Wir profitieren heute davon, was gestern angepackt wurde; erwerben wir heute eine neue Rebparzelle, tun wir das für die Generation von morgen. Wenn Rebkrankheiten drohen, müssen wir heute handeln, erst recht als biodynamisch arbeitender Betrieb. Brechen sie aus, haben wir gestern den richtigen Augenblick verpasst. Die Zeit entscheidet darüber, welche Erfahrungen eine neue Generation machen kann und soll, bevor sie bereit ist, in die Fussstapfen der Älteren zu treten. «Gut Ding will Weile haben», heisst es. Ja, es braucht Zeit, alle Facetten unseres Berufs zu erlernen. Wer zum ersten Mal einen Grundwein im Mund hat, verzieht vermutlich das Gesicht: erst mit etwas Erfahrung kann er sich in die Zukunft projizieren.

Ob wir genügend Erfahrungen sammeln konnten, bevor wir 2020 die Domäne von unseren Eltern übernommen, haben, kann ich nicht entscheiden. Kann man sich auf Er- eignisse wie Covid, Krieg oder ein verregnetes Jahr 2021 mit Mini-Ernte vorbereiten? Wir haben uns die Veranwor- tung wenigstens gut aufgeteilt: Meine Schwester Julie ist für die Reben zuständig, mein Bruder Valentin macht den Wein, und ich kümmere mich um alles, was kommt, wenn der Wein auf der Flasche ist. Ein Trost bleibt uns: 2022 war ungewohnt trocken und heiss und hat eine erstklassige Ernte erlaubt. Das hat uns aufatmen lassen!