Katalonien, Sardinien, Madeira & Co.

Die vielen Gesichter der Malvasia

Text: Christian Eder, Fotos: Žiga Intihar, z.V.g. | Dieser Artikel ist ein Teil der Malvasia-Reportage

Katalonien

Auch auf Mallorca und auf dem spanischen Festland ist die Rebsorte (als Malvasia de Banyalbufar) heimisch, wie bei Gerard Jané in der Region Penedès, der neben Rotweinen und Cavas auch Malvasía de Sitges produziert. Diese ist nicht nur identisch mit ihren Verwandten auf Kreta, Sizilien und in Istrien, sondern auch den klimatischen Bedingungen nahe dem Meer im Süden von Barcelona perfekt angepasst. Jané brachte im Jahrgang 2005 seinen ersten trockenen Malvasía auf den Markt. Malvasía funktioniere an der spanischen Küste wegen seines ausgeprägten Säure- und Zuckerpotenzials aber auch hervorragend als Dessertwein, meint der Winzer, für seinen Malvasía lässt er die Trauben eineinhalb Monate antrocknen.

Der Wein

Jané Ventura
Malvasia de Sitges 2018

17 Punkte | 2022 bis 2026

Jané lässt seinen Wein mehr als vier Monate in gebrauchten Barriques aus französischer Eiche fermentieren. Im Glas zeigt dieser sich mit strahlendem Goldgelb, er duftet floral und exotisch; am Gaumen ist er gut strukturiert und endet in einem frisch-lebendigen Finale.



Sardinien

Die Rebsorte heisst in Sardinien Malvasia di Sardegna und ist unter anderem die Basis des Malvasia di Bosa DOC, der auf der Hochebene Planargia im Weste der Insel angebaut wird. Die Nähe zum Meer, die mineralischen Böden und die gute Ventilation sorgen für elegante Passiti und auch trockene Weine. Ein Aushängeschild der Ursprungsbezeichnung ist das Weingut der Fratelli Porcu, das drei verschiedene Etiketten produziert: Malvasia di Bosa Secco Riserva, Malvasia di Bosa Dolce und Malvasia di Bosa Amabile. Ursprünglich vom Pfarrer des Dorfes Don Giuseppe Porcu ausgepflanzt, kümmert sich heute sein Neffe Carlo um die Produktion.

Der Wein

Fratelli Porcu
Malvasia di Bosa DOC Malvasia Dolce Porcu 2020

17 Punkte | 2022 bis 2027

In der Nase komplex mit Nuancen von Bittermandeln und getrockneten Früchten, auch Blüten- und würzige Noten; samtig am Gaumen, vereint Frische und Charakter, das Finish ausgewogen und fein. Dazu empfiehlt Carlo Porcu Tiliccas und Cascheddas aus der süssen Tradition Sardiniens.

 

Madeira

Malvasía Aromática reiste auch in den Atlantik nach Madeira und auf die Kanarischen Inseln. Aus Malvasia Cândida und der Malvasia-de-São-Jorge werden auf Madeira süsse Weine erzeugt. Darauf setzen besonders die Vinhos Barbeito in Lagen bis zu 200 Metern Meereshöhe. 1946 von Mário Barbeito de Vasconcelos gegründet, zählt der Familienbetrieb zu den besten Erzeugern für Malvasia-basierte Madeira. Wie der Madeira Malvasia 40 Years Old: Der von uns verkostete Blend enthält einen 60 Jahre sowie einen 80 Jahre alten Malvasia und einen Jahrgangs-Malvasia aus den 1950er Jahren.

Der Wein

Vinhos Barbeito
Madeira Malvasia 40 Years Old

17.5 Punkte

Duftet nach Zedernholz, Kakao, Akazienhonig, Feigen und Zimt; der Auftakt vollmundig, samtig und doch auch kraftvoll, mit vifer Säure, harmonischer Süsse und einem ellenlangen Finish. Hervorragend zu einer Zigarre, aber auch ohne, vor dem Kamin.

 

Collio und Brda

Dank den Venezianern wurde Malvasia schon früh an den Küsten des Adriatischen Meeres sowie im Hinterland angebaut und hat nicht nur in Kroatien, sondern auch in Slowenien und dem italienischen Friaul eine lange Tradition: Edi Simčič kultiviert sie mit Blick auf den Golf von Koper und die Julischen Alpen nahe dem Meer. Bei Edi Kante reift sie im kastigen Hinterland von Triest. Und bei Doro Princic oder Venica & Venica im italienischen Collio auf den Hügellagen mit der Ponca, Flyschböden, die hervorragend für elegante Weissweine und auch Orange Wines geeignet sind.

Der Wein

Venica & Venica
Collio DOC Malvasia Pètris 2021

17 Punkte | 2022 bis 2025

Gedeiht auf den felsigen Böden der gleichnamigen Lage in den Hügeln des Collio: im Glas von goldgelber Farbe, duftet nach Aprikosen, Pfirsichen, Holunder, auch Kräutern; elegante Textur, mit Schliff und fruchtiger Länge. Ideal zu Risottos und Fisch.

 

Colli Piacentini

Malvasia di Candia hat in der westlichen Emilia Romagna eine lange Tradition: In den Hügeln von Piacenza wird die Traube vorwiegend zu süffigen Frizzante-Schäumern ausgebaut. Dass man daraus aber auch mehr machen kann, beweisen Elena Pantaleoni und ihr Weinmacher Giulio Armani auf ihrem Gut La Stoppa mit biodynamischer Rezeptur. Ergebnisse sind neben einem hervorragenden Frizzante der Stillwein Ageno (im Jahrgang 2019 fruchtig und elegant mit einer krokanten Säure) und der herausragende Einzellagen-Passito aus dem Rebberg des Signor Volta, der ihm auch den Namen gab.

Der Wein

La Stoppa
Vino da Uve Appassite Vino del Volta

18.5 Punkte | 2022 bis 2033

Grossartiger Vertreter eines eleganten Dessertweines, in dem Süsse und Säure perfekt ausbalanciert sind: verführerische Noten von Aprikosen, Karamell und Honig, auch Tee- und Kräuternoten, überaus ausgewogen mit lebhafter Säure, warm und würzig bis ins ellenlange Finale.

 

Istrien

In Kroatien kennt man zwei Malvasiatypen – den istrischen und den Malvasia aus Dubrovnik. Neben Koslovic oder Giorgio Clai zählt vor allem Roxanich in Motovun zu den herausragenden Malvazija-Betrieben. Von Mladen Rožanić – Unternehmer im Schweizer Kreuzlingen – vor einem Vierteljahrhundert gegründet, arbeiten Mladen und seine sechs Töchter seitdem nach biodynamischen Kriterien. Unter den 19 Etiketten findet sich auch in der Linie Sorelle der Lara, ein reinsortiger Orange Malvazija, der einst unter dem Label Malvazija Antica Ansehen erlangte.
 

Der Wein

Roxanich
Malvazija Istriana Lara 1/6 2012

17.5 Punkte | 2022 bis 2030

Orange Wine, spontan vergoren, dann 106 Monate gereift: von hellem Bernstein, facettenreiches Bouquet nach gedörrtem Steinobst, Tee, Kräutern, auch Akazienhonig; vollmundiger Auftakt, die vife Säure sorgt für den Schliff, ellenlang und fruchtig-würzig das Finale, auch Noten von getrockneten Blumen. Zur istrischen Fischküche.

 

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