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Zurück in die Zukunft

Text: Thomas Vaterlaus

  • Solar-Power: Die Photovoltaik-Anlage produziert mehr Strom, als das Weingut Lenz benötigt.
  • Von Herbst bis Frühling weiden Schafe in den Reben.

Autonome Energieversorgung, Jungreben aus eigener Rebschule, geschlossene Kreisläufe im Anbau mit neuen Sorten, die ausdrucksstarke Weine hervorbringen: Was Karin und Roland Lenz in ihrem Betrieb im thurgauischen Iselisberg geschaffen haben, lässt schon heute klar erkennen, wie das Weingut von morgen aussehen wird.

Es ist fünf Meter hoch und sieht ein bisschen aus wie eine heidnische Kultstätte, ist aber «nur» ein Insektenhotel. Gebaut hat es der 48-jährige Roland Lenz mit seinen Lehrlingen und Praktikanten während ein paar ruhiger Wintertage. Ohne Nägel und Schrauben, sondern mit natürlich verkanteten Holzstämmen, Ästen, Schilf, Steinen und Sand. Als einziges Hilfsmittel dienten Hanf-seile. Ab dem Frühling sollen hier Fledermäuse, Marienkäfer, Ohrwürmer, Schwebfliegen, Wildbienen, Vögel und vor allem auch jene Schlupfwespen wohnen, die als natürliche Feinde der extrem schädlichen Kirschessigfliege gelten. «Es gibt für jedes Problem im Weinbau eine nachhaltige natürliche Lösung, vorausgesetzt, der Winzer versteht es, die komplexen Wechselwirkungen des Ökosystems für sich zu nutzen. Aber leider halten es immer noch viele Berufskollegen für bequemer, bei Krankheits- oder Schädlingsbefall einen Spritzmittelvertreter der chemischen Industrie zu kontaktieren…», sagt Lenz. Er ist überzeugt, dass der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln im Weinbau mittelfristig nicht mehr toleriert wird: «Erstens befinden sich viele Rebberge in Nähe von Wohnquartieren, zweitens wird die Trinkwasserproblematik immer intensiver diskutiert.» Tatsächlich. Am 18. Januar 2018 ist in Bern die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Ernährung – keine Subventionen für den Pestizid- und prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» eingereicht worden. Diese erhöht auch den Druck auf die Schweizer Winzer.

Roland Lenz begrüsst diese Entwicklung: «Wir haben heute das Know-how, vor allem aber die neuen Sorten, um in der Schweiz unseren Wein so anzubauen, dass er die Bestimmungen der Trinkwasserinitiative problemlos erfüllt.» Vielleicht nicht unbedingt mit dem anfälligen und arbeitsintensiven Pinot Noir, der bis zur Reife der Trauben nicht selten zehn Pflanzenschutz-Behandlungen benötigt. Sicher aber mit pilzwiderstandsfähigen Sorten der neueren Generation wie Souvignier Gris oder Cabernet Jura, aus denen Lenz in den letzten Jahren wiederholt Weine gekeltert hat, die bei Vergleichsverkostungen mit klassischen Sorten (Pinot Noir, Pinot Gris etc.) hervorragend abgeschnitten haben. Seit zwei Jahren organisiert Roland Lenz für seine Berufskollegen einmal jährlich einen sogenannten Praktikertag, an dem er seine Visionen eines Weingutes der Zukunft präsentiert. Bei der ersten Austragung im Jahr 2016 kamen 35 Winzer, ein Jahr später gingen für die maximal 55 Plätze schon über 70 Anmeldungen ein. Im Zentrum dieser zweiten Veranstaltung stand eine gross angelegte Vergleichsverkostung zwischen klassischen und pilzresistenten Sorten und auch hier war das Resultat eindeutig: In Bezug auf Qualität und Sensorik sind die neuen Sorten heute den klassischen Gewächsen absolut ebenbürtig. Dies bestätigt übrigens auch der von VINUM und Bio Suisse organisierte Schweizer Bioweinpreis mit über 200 eingereichten Weinen. Auch hier zeigt eine Auswertung der Blindverkostung, dass die Durchschnittsnote aller klassischen Weine fast identisch ist mit der Durchschnittsnote der Weine aus pilzwiderstandsfähigen Sorten.

Weltmeister in Piwi

«Die Vorteile der pilzwiderstandsfähigen Sorten (Piwis) sind heute so offensichtlich, dass sie sich in den nächsten 20 Jahren auf breiter Ebene durchsetzen werden», prophezeit Roland Lenz. Nicht nur, weil deren Anbau ökologisch sinnvoll ist und den Konsumenten so einen emotionalen Mehrwert beschert. Auch ganz rationale Gründe sprechen für die Piwis. Weil kein Pflanzenschutz erforderlich ist, benötigt die Pflege der Rebberge weniger Arbeit und ist kostengünstiger. Karin und Roland Lenz produzieren heute schon über 100 000 Flaschen Wein aus Piwi-Sorten. Das ist auf jeden Fall Schweizer Rekord, vielleicht sogar Weltrekord. Und die Nachfrage nach diesen Weinen ist gross: «Vor allem jüngere Geniesser, deren Wein-Horizont nicht schon von Pinot Noir oder Chardonnay geprägt worden ist, bevorzugen Piwi-Weine», sagt Roland Lenz. Darum möchte er die eigenen, 16 Hektar umfassenden Rebberge mittelfristig vollständig mit Piwis bestocken. Auch weil die Entwicklung in diesem Bereich dynamisch weitergeht. «Die Piwi-Sorten, die jetzt erhältlich sind, haben ein einziges Gen, welches sie gegen Pilzerkrankungen resistent macht. Führende Züchter, allen voran der im Schweizer Jura heimische Pionier Valentin Blattner, verfügen aber bereits über Neuzüchtungen, die zwei- oder gar mehrfach gegen Pilzbefall resistent sind. In fünf oder spätestens zehn Jahren steht diese neue Generation von Sorten den Winzern zur Verfügung», sagt Lenz. Bei ihm spriessen bereits jetzt 18 dieser hoffnungsverheissenden neuen Gewächse versuchsweise munter vor sich hin. In der Schweiz werden zurzeit rund fünf Prozent der Rebfläche jährlich neu bepflanzt. Lenz ist überzeugt, dass die pilzwiderstandsfähigen Sorten durch diesen kontinuierlichen Erneuerungsprozess in den nächsten 20 Jahren einen Anteil von rund 50 Prozent der Rebfläche in der Schweiz erreichen werden.

Hauseigene Bio-Rebschule

Die heute 48-Jährigen Karin und Roland Lenz haben in den letzten 25 Jahren eine Erfolgsstory hingelegt, wie sie selten ist im Schweizer Weinbau. 1993, als Roland Lenz in Wädenswil die Ausbildung zum Önologen abgeschlossen hatte, waren sie auf dem Sprung zum Auswandern in die Neue Weinwelt, doch dann bot ihnen ein älterer Winzer in Iselisberg sein Weingut zum Kauf an und sie griffen zu. Und wurden schnell zu den wegweisendsten Erneuerern im Schweizer Weinbau. Von Beginn an pflanzten sie pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwis) an und begannen mit der Umstellung auf biologischen Anbau. Nachdem sie in dem von Rekord-Niederschlägen geprägten Katastrophenjahr 1999 zwei Drittel ihrer Ernte verloren hatten, kehrten sie zwar nochmals zum konventionellen Anbau zurück, doch 2006 begannen sie erneut mit der Umstellung und produzieren seither kontrolliert biologisch. Schon seit 15 Jahren lassen sie jeweils vom Herbst, nach der Ernte, bis zum nächsten Frühjahr rund 30 Schafe in den Rebbergen weiden, zwecks Begrenzung der Begrünung und moderater Düngung. Seit 2010 setzen sie bei Neubepflanzungen ausschliesslich auf pilzwiderstandsfähige Sorten. Ab 2012 legten sie erste Hotspots in ihren Rebgärten an, um die Monokultur zu durchbrechen. Hotspots sind kleine Ausgleichsinseln mit Bäumen, Hecken, Kräutern sowie Stein- und Holzhaufen, als Lebensraum für Nützlinge aller Art. Bis heute haben sie zwölf Prozent ihres Reblandes zu solchen Intensiv-Ausgleichsflächen umfunktioniert.

Das heisst, von ihren eigenen 18,5 Hektar Reben, die im Rebkataster eingetragen sind, haben sie 2,5 Hektar langfristig für die Natur reserviert. Ein eigentliches Feuerwerk an Innovationen realisierten Karin und Roland Lenz in den letzten drei Jahren. Mit dem 2015 erbauten Keller- und Eventgebäude wurden vier Erdsonden und eine moderne Photovoltaik-Anlage realisiert, die 80 000 kWh elektrische Energie erzeugt. Weil das Weingut selber nur 60 000 kWh pro Jahr benötigt, kann Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden. Um den Effekt zu steigern, wurde die erste private netzdienliche Batterie der Region eingebaut, die 160 kWh Strom speichern und in Spitzenzeiten abgeben kann. Damit arbeitet das Weingut nicht nur klimaneutral, sondern ist ein «Plus-Energie-Betrieb». Im gleichen Jahr begann Roland Lenz, mit dem Naturwuchs (im Prinzip ein Minimalschnitt) zu experimentieren, bei dem sich die Rebe selber reguliert und die Laubwand nur noch zweimal jährlich rudimentär mit Heckenscheren zurückgeschnitten wird. Und 2017 schliesslich startete er seine eigene Rebschule, die erste Bio-Rebschule der Schweiz für Piwi-Sorten. 14 000 Reben wurden im ersten Jahr eingeschult, davon wurden 8500 an Winzerkollegen verkauft. In diesem Jahr sollen nun bereits 40 000 Jungreben zur Verfügung stehen. «Wir versprechen uns erstklassiges, krankheitsfreies Pflanzmaterial, das optimal ans Terroir adaptiert ist, weil die Jungpflanzen dort aufgezogen werden, wo sie später auch wachsen», sagt Lenz. Der Bio-Visionär aus dem Thurgau ist überzeugter denn je, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet.

Moderner Mischsatz

So ist er zu der Erkenntnis gekommen, dass der Naturwuchs ein wirksames Mittel gegen Frostattacken ist. Denn in Naturwuchs-Anlagen befindet sich die Vegetationszone viel höher über dem Boden als bei konventionellen Anlagen, was allein schon mehr Frostschutz verspricht. Und während eine konventionell erzogene Rebe allenfalls über 20 bis 30 Augen (Knospen) verfügt, sind es im Naturwuchs bis zu 150. «Auch wenn ein Teil dieser Augen erfriert, sind noch genügend andere da, die eine Vollernte garantieren», sagt Lenz. Auch die Kirschessigfliege macht ihm keine Angst mehr. Durch die Hotspots ist die Biodiversität heute so gross, dass die Kirschessigfliege von ihren natürlichen Feinden wie der Schlupfwespe in Schach gehalten werden kann. Zudem: Fast alle Piwi-Sorten produzieren Trauben mit dicken Beerenhäuten, was es der Kirschessigfliege und anderen Schädlingen erschwert, die Beeren zu verletzten. Weil Roland Lenz kein Winzer ist, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht, hat er bereits neue Projekte im Visier. Von wurzelecht gepflanzten Piwi-Sorten erhofft er sich noch vitalere Pflanzen. Und er will den alten Mischsatz in einer zeitgemässen Version wiederbeleben. Während im alten Mischsatz verschiedenste Sorten im gleichen Rebberg wild gemischt wuchsen, möchte er künftig Parzellen von einem halben Hektar mit dazwischenliegenden Hotspots anpflanzen. «Mehr Sorten auf kleinem Raum tragen ebenfalls zur Biodiversität bei und damit auch zu mehr Schutz vor Pilzkrankheiten und Schädlingen.» 

Alles wird gut

Das autark geführte, nachhaltige Weingut, in dem Spitzenweine mit einem Minimum an Eingriffen und ausschliesslich natürlichen Hilfsmitteln kontrolliert biologisch produziert werden, ist möglich, wenn verschiedenste Konzepte ideal ineinandergreifen. Folgende Faktoren spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Neue Sorten

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) benötigen keinen synthetischen Pflanzenschutz und gedeihen weitestgehend, ohne die Böden und das Ökosystem zu belasten. Obwohl solche Sorten schon seit Jahrzehnten zur Verfügung stehen, bevorzugte die grosse Mehrheit der Winzer bisher klassische Sorten wie Pinot Noir, Chardonnay und Co, weil sie diesen Gewächsen ein höheres Qualitätspotenzial zuschrieben. Doch seit einigen Jahren ist ein Umbruch festzustellen. Neue pilzwiderstandsfähige Sorten wie Solaris, Souvignier Gris (beide weiss) oder Cabernet Jura und Divico (beide rot) haben in zahlreichen Vergleichsverkostungen bewiesen, dass sie den klassischen Sorten qualitativ ebenbürtig sind. Darum wächst der Anteil der Piwi-Sorten an der Schweizer Rebfläche nun schneller als zuvor. In wenigen Jahren dürfte zudem eine neue Generation von Piwis auf den Markt kommen. Verfügen die heutigen Piwi-Sorten lediglich über ein Gen, das sie gegen Pilzerkrankungen schützt, verfügen die neuen Piwis über eine zwei- oder mehrfache Resistenz.

Biodiversität/Hotspots

Rebberge sind grundsätzlich Monokulturen und deshalb anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Eine grosse Rebsortenvielfalt auf kleinem Raum kann die Bedrohung bereits reduzieren. Zusätzlichen Schutz garantieren Ausgleichsflächen mit artenreicher Flora und Fauna. Weil in den Schweizer Weinbauregionen das Land knapp ist, wurde das Konzept der Hotspots entwickelt. Auf Wiesenstreifen oder kleinen Wieseninseln inmitten der Reben wachsen hier Bäume, Hecken, Sträucher, Kräuter etc. Stein- und Holzhaufen mit Hohlräumen und Nistkästen ziehen Insekten, Echsen, Vögel und anderes Getier an, welche helfen, allfällige Rebschädlinge wie die Kirschessigfliege in Schach zu halten. Zudem fördern Hotspots die Vielfalt an natürlichen Hefen und Pilzen, welche für die natürliche Weinbereitung durch Spontanvergärung wichtig sind. Verschiedene Winzer produzieren inzwischen aus den Heilkräutern, die sie in der Begrünung oder den Ausgleichsflächen anbauen, auch Kräutertees, Heilsalben oder Gins mit Rebberg-«Botanicals».

Tierhaltung im Rebberg

Am Anfang war die Mischkultur. Der klassische Hof vereinte Tierhaltung mit dem Anbau von Getreide, Früchten, Gemüse und Wein. In für den Weinbau besonders geeigneten Lagen haben sich in den vergangenen 100 Jahren viele dieser Mischbetriebe ganz auf Weinbau spezialisiert. Nun geht der Trend wieder zurück, nämlich zum Weingut mit ergänzender Mischkultur. Die Tierhaltung, beispielsweise mit Schafen, dient der Pflege der Begrünung und der Düngung. Und im Weingut von Michael Broger in Ottoberg geht der tierische Kreislauf sogar noch weiter: Das Fleisch der Weideschafe und Wollschweine wird hier zweimal jährlich zu Würsten verarbeitet, zur Selbstversorgung und als Delikatesse für die Besucher der regelmässig stattfindenden Hoffeste. 

Minimaler Interventionismus

Der Hype um die sogenannten Naturweine scheint seinen Zenit schon wieder überschritten zu haben. Immerhin wissen wir heute, dass es durchaus möglich ist, Spitzenweine ohne jegliche technischen und chemischen Hilfsmittel (auch ohne Schwefel) zu produzieren. Im Weingut der Zukunft gilt das Prinzip der Nichtintervention gleichermassen für Keller und Rebberg. Piwi-Sorten im Naturschnitt erzogen, kommen diesem Ziel recht nahe. Vor allem, weil es die Piwis ermöglichen, nicht nur auf synthetischen Pflanzenschutz zu verzichten, sondern auch auf den Kupfer, der sich in den Böden toxisch anreichern kann. Erst so entstehen Weine nach dem Reinheitsgebot!

Energieautonomie

Die California Sustainable Winegrowing Alliance hat auch hierzulande den Winzern die Augen geöffnet, dass ein konsequent nachhaltiger Weinbau weit über das Produkt in der Flasche hinausgehen muss. Eine zentrale Rolle spielen dabei etwa die Energiebilanz und der ökologische Fussabdruck. Immerhin gibt es mit der Domaine de Beudon in Fully und mit dem Weingut von Karin und Roland Lenz in Iselisberg bereits zwei Weingüter, die mit Wasserkraft beziehungsweise Photovoltaik mehr Energie produzieren, als sie selber benötigen.

Ganzheitlicher Ansatz

Die Forderung, dass Weingüter auch über das Produkt Wein hinaus sozialverantwortlich handeln sollten, stammt ebenfalls aus der «Sustainable»-Bewegung der kalifornischen Winzer. Ein wichtiger Stellenwert im Programm hat deshalb die soziale Kompetenz. Gefordert wird dabei nicht nur ein respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern, sondern auch mit Nachbarn und Behörden. Das Weingut soll eingebettet sein in die regionale Kultur und zudem den Besuchern mit unkonventionellen Angeboten den Zugang zum Wein und zu seinen Machern ermöglichen. Gemäss dieser Devise bezeichnet sich etwa der Thurgauer Bio-Winzer Guido Lenz als «Weinbauer und Schamane», der den Geniessern seiner Weine mit Ritualen, Installationen und Schreinen einen neuen Zugang zum Rebensaft eröffnen will. «Das globale 21. Jahrhundert hat einen schwellenlosen Dialog zwischen den Erzeugern von Nahrungsmitteln und ihren Nutzniessern verdient», sagt er.

Die Crus der Kreisläufer

Immer mehr Schweizer Weingüter agieren nach dem Prinzip der geschlossenen Kreisläufe mit minimalen Interventionen. Sie sehen dies als konsequente Weiterentwicklung des kontrollierten biologischen Anbaus. Und produzieren mit diesem Konzept qualitativ überzeugende, eigenständige Weine. Sechs Beispiele.

Weingut Karin & Roland Lenz

Iselisberg, Uesslingen, Thurgau

Piwi-Sorten aus eigener Rebschule, Naturwuchs, Tierhaltung in den Reben, Biodiversität durch Hotspots, Energieautonomität mittels Photovoltaikanlage: Kein anderes Weingut in der Schweiz hat den Kreislauf-Gedanken so vorangetrieben wie das von Karin und Roland Lenz. Dank der stetig wachsenden Nachfrage nach ihren Weinen bewirtschaften sie heute 18,5 Hektar und sind damit das grösste Bio-Weingut der Schweiz.

Lenz Handwerk weiss

17 Punkte | 2018 bis 2020

Dieser reinsortige Souvignier Gris zeigt sich in der Nase edel verhalten, mit rauchigen Noten, dazu Feuerstein, Agrumen und Würze. Im Gaumen komplex und saftig, mit feiner Textur und sehr guter Balance.

Preis: 24 Franken | www.weingut-lenz.ch

Panorama 2015

17 Punkte | 2018 bis 2023

Perfekte Vermählung von Pinot Noir und der Piwi-Sorte Cabernet Jura. Dunkler Beerenfrucht, orientalischen Gewürze, Minze und Wachs. Im Gaumen sehr fruchtbetont, getragen von feinkörnigem Gerbstoff und einer herrlich saftigen Säure.

Preis: 24 Franken | www.weingut-lenz.ch

 

Silvia und Valentin Blattner

Soyhières, Jura

Der 60-jährige Rebzüchter und Winzer Valentin Blattner ist dank der von ihm gezüchteten Piwi-Sorten wie beispielsweise Cabernet Jura ein heute international renommierter Vordenker eines konsequenten biologischen Anbaus ohne Pflanzenschutz. Daneben produziert er mit seiner Frau Silvia in einer hochgezogenen Naturwuchs-Anlage (welche eine ganzjährige Tierhaltung im Rebberg erlaubt) auch Weine aus seinen Sorten. 

Les Mergats Courfaivre VB 32-07 weiss 2013

16 Punkte | 2018 bis 2020

Frische Aromen von Wiesenblumen und Waldkräutern, auch Fenchel und Liebstöckel sowie eine Spur Salz. Im Gaumen klar und gut strukturiert. Präsente Agrumenfrucht. Getragen von einer präsenten Säure. Langanhaltend.

Preis: 15 Franken | www.lesmergats.ch

Les Mergats Courfaivre Cabernet Jura Barrique 2015

15.5 Punkte | 2018 bis 2025

Jugendlich wirkende Aromen von frischen Waldbeeren, dazu Unterholz, Garrigue-Kräuter und weisser Pfeffer. Im Gaumen klar strukturiert, mit kernigem Gerbstoff und frischer Säure. 

Preis: 18 Franken | www.lesmergats.ch

 

Biolenz

Guido Lenz und Marlen Karlen, Uesslingen, Thurgau

Vier mongolische Kamele produzieren Dünger. Zwischen den Rebzeilen wachsen Bohnen und Erbsen. Und zwei Bienenhäuschen sorgen für Luftverkehr. Neben Wein produzieren Guido Lenz und Marlen Karlen auch Weinbergstee, Traubenkernmehl, Blütensalz und Honig. Und weil zum Weingut der Zukunft auch Spiritualität gehört, finden im Weinberg regelmässig Feiern und Rituale statt. Guido Lenz ist Winzer und Schamane.

Merum Blanc 2016

15.5 Punkte | 2018 bis 2020

Cuvée aus den Sorten Excelsior, Seyval Blanc, Birstaler Muscat und Bianca. Subtile Aromen von Kernobst, auch ein Anflug von exotischen Aromen sowie Muskat und Rosenblätter. Im Gaumen sehr lebendig, frisch und geradlinig.

Preis: 13 Franken | www.biolenz.ch

Muscat Bleu 2015

16 Punkte | 2018 bis 2020

Intensive Aromen von Himbeeren und dunklen Waldbeeren, dazu Rosen, Geranien, Veilchen und getrocknete Kräuter. Im Gaumen beschwingt, ausgewogen und erfrischend. Prototyp eines gelungenen Leichtweins für jeden Tag.

Preis: 20 Franken | www.biolenz.ch

 

Domaine de Beudon

Familie Granges-Faiss, Fully, Wallis

Wie ein Adlernest thront die Domaine de Beudon isoliert vom Rest der Welt und nur durch eine Seilbahn erreichbar über dem Winzerdorf Fully. Ideale Voraussetzungen für einen biodynamischen Anbau ohne Beeinträchtigung durch die Abdrift synthetischer Pflanzenschutzmittel von aussen. Eigenständige Energieversorgung über ein kleines Wasserkraftwerk. Neben Wein werden auch Apfel-, Birnen- und Traubensäfte produziert.

Petite Arvine 2016

17 Punkte | 2018 bis 2025

Intensives klares Gelb. Intensive Aromatik mit Agrumen, besonders Grapefruit, dazu edle Würznoten und Vanillegebäck. Im Gaumen mollig, mit süsslichem Extrakt, hat Spätelese-Charakter. Erinnert von der Textur her an einen Loire-Wein. 

Preis: 35 Franken | www.beudon.ch

Gamay 2014

15.5 Punkte | 2018 bis 2022

Betörende Aromen von frischen Beeren, vor allem Himbeeren, Erdbeeren und Kirschen, dazu florale Noten, besonders Veilchen und eine Spur von Leder. Im Gaumen mittelgewichtig, aber sehr temperamentvoll und animierend.

Preis: 21 Franken | www.beudon.ch

 

Mythopia

Romaine & Hans-Peter Schmidt, Arbaz, Wallis

Aromatische Heilpflanzen für Kräutertees, Tomatenstauden, Pfirsichbäume und Erdbeeren zwischen den Reben, die von Hochstamm-Apfelbäumen umgeben werden, Bienenhaltung, Einsatz von Pflanzenkohle-Substraten, um CO₂ im Boden zu speichern. Vinifizierung ohne jegliche Hilfsmittel, Ausbau in Eichenholz oder georgischen Tonamphoren: Mythopia ist ein visionärer Vordenker in Sachen Biodiversität und Kreislaufwirtschaft.

Jadis 2013

16.5 Punkte | 2018 bis 2025

Komplexe Cuvée aus Chasselas und Rèze. Aromen von Melone, aber auch Noten wie getrockneten Früchten, Malz, Wiesenkräutern, Apfelschalen, Gebäck und etwas Nougat. Im Gaumen glasklar, sehr geradlinig und vor allem frisch.

Preis: auf Anfrage | www.mythopia.ch

Insoumis 2012

15 Punkte | 2018 bis 2022

Ein Pinot Noir, aber anders als alle anderen. Komplexe Aromen mit roten Beeren, aber auch 
mit dezent animalischen Noten wie Leder und Fell, dazu kandierte Früchte und frisches Stroh. Im Gaumen sehr lebendig und temperamentvoll.

Preis: auf Anfrage | www.mythopia.ch

 

Stuckiwein

Peter & Karin Stucki, Teufen, Zürich

Inspiriert von Pionieren wie Masanobu Fukuoka (1913 bis 2008) in Japan oder Sepp Holzer in Österreich hat sich Peter Stucki intensiv mit dem Konzept der Permakultur beschäftigt, die auf nachhaltigen naturnahen Kreisläufen basiert. So wachsen seine Reben heute mit einem Minimum an Interventionen im Naturwuchs-System und in einer möglichst wild wuchernden Begrünung. Nützlinge halten die Schädlinge natürlich in Schach.

Federweisser Zwei Flüss wiis 2016

16.5 Punkte | 2018 bis 2022

Blanc de Noirs aus Pinot Noir und Malbec. Subtile, aber elegante Aromen von getrockneten Wiesenkräutern, dazu eine Spur von Leder, Salz und Nüssen. Im Auftakt etwas Extraktsüsse, dann getragen von einer sehr frischen Säure.

Preis: 18 Franken | www.kueferweg.ch

Cuvée Rote Puur 2015

15 Punkte | 2018 bis 2030

Eigenwillige Cuvée, mit Weinbrand angereichert und ungeschwefelt abgefüllt. Aromen von Leder, Medizinalkräutern, Unterholz und Erde. Trotz 16,6 Volumenprozent Alkohol wird der Wein vor allem durch seine präsente Säure geprägt.

Preis: 24 Franken | www.kueferweg.ch

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