Weinhändler

Jäger des exzellenten Geschmacks

Text: Sigi Hiss und Thomas Vaterlaus

Hunderttausende von verschiedenen Weinen werden weltweit angebaut und abgefüllt. Die Weinliebhaber wären hoffnungslos verloren, müssten sie für sich selber aus dieser ganz und gar unüberschaubaren Masse ihre bevorzugten Weine aussuchen. Zum Glück gibt es die Weinhändler! Als unsere Vorkoster und Genuss-Scouts streifen sie mit geschärften Sinnen durch die Weinwelt, um für ihre Kunden das Ausserordentliche aus dem Meer des Gewöhnlichen zu selektionieren, sprich Qualitätsweine mit individuellem Charakter. Auf den folgenden Seiten fühlen wir acht Weinhändlern mit qualitativ hochstehendem Sortiment auf den Zahn. Dank dem ausgeklügelten VINUM-Genuss-Fragebogen geben sie dabei auch allerlei Privates preis. Der Artikel ist gleichzeitig der Auftakt zu einer neuen VINUM-Rubrik. Ab der Mai-Ausgabe nehmen wir jeweils auf der letzten Magazin-Seite mit dem hier präsentierten VINUM-Fragebogen, den wir permanent weiterentwickeln, jeden Monat eine Wein-Persönlichkeit ins Genuss-Kreuzverhör! 

Ueli Schiess

Caratello Weine, St. Gallen SG

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Entweder Winzer oder Architekt.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Olivenöl und Laufsport. Beides täglich, wenn’s geht.

Ihr ganz persönlicher Lieblingswein, den Sie nicht in Ihrem Sortiment haben?
Das ist der Blauburgunder Bernecker Pfauenhalde vom Weingut Schmid-Wetli aus dem St. Galler Rheintal.

Ihr Weingeschmack und der Ihrer Frau, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?

In dieser Frage totale Harmonie!

Von Ihrer Frau mal abgesehen, mit welcher Dame würden Sie gerne mal ein Glas Champagner trinken?
Mit Halle Berry, aber keinen Champagner, sondern einen Franciacorta, mir schmeckt der einfach besser.

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?

Mazedonien oder auch Griechenland.

Mit welchem Wein oder welcher Weinregion werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?

Mit dem Kremstal.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?

Faszinierend, wenn nicht als Marketing-Gag gemacht.

Welcher Wein überraschte Sie bisher in Ihrem Weinleben am meisten?

Château Rayas. Was Emmanuel Reynaud in seinem Uraltkeller an Grossem heranreifen lässt, grenzt an ein Wunder. Doch es ist keines, denn Wunder wiederholen sich selten bis nie. Seine Weine jedoch schon!

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
Ein Humagne Rouge auf der Lastwagen-brücke in der Rekrutenschule im Oberwallis, wahrscheinlich aus dem Feldflaschenbecher, unvergesslich!

Was haben Ihre Eltern an besonderen Tagen getrunken?

Moulin-à-Vent von Albert Bichot oder vielleicht einen Châteuneuf-du-Pape desselben Händlers und ganz selten einen Pommard oder Vosne-Romanée.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?
Bolgheri von Le Macchiole.

Im Fokus: Caratello Weine

Schwerpunkte des Sortiments: Italien
Filialen: 1 Hauptgeschäft
Anzahl Mitarbeiter: 12
Anzahl Positionen Wein: 800
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: 375 000
Teuerster Wein: 2008 Barolo Bussia Riserva Granbussia, Aldo Conterno, für 345 Franken
Günstigster Wein: Nero d’Avola Baglio del Sole, Feudi del Pisciotto, für 11.20 Franken
Ältester angebotener Wein: 2006 Barolo Percristina, Domenico Clerico
Grösstes angebotenes Flaschenformat: 27 Liter
Verrücktester Wein: 2014 Es Primitivo di Manduria, Gianfranco Fino
www.caratello.ch 

Daniel Gazzar

Gazzar Weine, Ecublens VD

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Winzer.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Rudern. Ich rudere pro Jahr über 1000 Kilometer mit dem Master-Wettkampfteam des Lausanne-Sports Aviron.

Ihr ganz persönlicher Lieblingswein, den Sie nicht in Ihrem Sortiment haben?
Ganz klar, das ist Château Léoville-Las-Cases.

Was für ein Verschluss-Typ sind Sie, Kork oder Schrauber?
Naturkorken. Ich mag das Zeitlose und Traditionelle an ihm.

Ihr Weingeschmack und der Ihrer Frau, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?
In charmanter Gesellschaft schmeckt jeder Wein noch besser, also Harmonie…

Von Ihrer Frau mal abgesehen, mit welcher Dame würden Sie gerne ein Glas Champagner trinken?
Scarlett Johansson, aber nicht verraten!

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?
Das Loire-Tal, eine ungemein vielfältige und dynamische Region.

Mit welchem Wein oder welcher Weinregion werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?
Never say never but... Früher war ich kein Freund der Beaujolais-Weine, doch jetzt vollbringt die neue Winzergeneration absolut Unglaubliches.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?
Sorry, aber mich erinnern Orange Wines eher an den Film «Shining»!
Welche zwei Weine, die Sie in Ihren Jugendjahren in Unmengen vernichtet haben, würden Sie heute nicht mehr trinken?
Mit Weinen gab’s keine solchen Erfahrungen. Dafür mit weissem Martini und Malibu Ananas.

Welcher Wein überraschte Sie bisher in Ihrem Weinleben am meisten?
Ein grandioser Pouilly-Fumé Silex 1986 von Didier Dagueneau, den ich mit ihm getrunken habe. Wein wie Winzer waren einzig, leider ist Didier Dagueneau viel zu früh verstorben.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
Ein Léoville-Las-Cases, den ich als Kind mit meiner Familie trinken durfte.
Was haben Ihre Eltern an besonderen Tagen getrunken?
Immer Weine und immer verschiedene, also nie nur eine Region oder ein Weingut.

In welchem Restaurant hatten Sie Ihr unvergesslichstes Wein- und Genusserlebnis?
Im «La Grappe d’Or» in Lausanne bei einer Familienfeier zu meinem zehnten Geburtstag. Ich erinnere mich noch heute an den Apfelkuchen zum Dessert.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?
Ségla, der Zweitwein von Château Rauzan-Ségla in Margaux. Ein feiner und zugleich komplexer Wein mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. 

Im Fokus: Gazzar Weine

Schwerpunkte des Sortiments: Bordeaux, Burgund, Languedoc, Rhônetal, Loire, Piemont, Toskana
Filialen: 1 Hauptgeschäft
Anzahl Mitarbeiter: 4
Anzahl Positionen Wein: 600
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: keine Angabe
Teuerster Wein: Château Lafite-Rothschild, für 1200 Franken
Günstigster Wein: Château Hyot, Castillon, für 10 Franken
Ältester Wein: 1947 Château Romer du Hayot
Grösstes Flaschenformat: 6 Liter
Verrücktester Wein: 1996 Château Gilette Crème de Tête
www.gazzar-weine.ch 

Markus Lichtenstein

Smith & Smith, Zürich ZH

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Wahrscheinlich Gastronom. Im nächsten Leben aber Politiker, kein Scherz.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Reisen und grosses Kino. Ich möchte mal ein Jahr lang rund um den Globus den Filmfestivals nachreisen!

Ihr ganz persönlicher Lieblingswein, den Sie nicht in Ihrem Sortiment haben?
Viña Tondonia Gran Reserva 1964! Ich habe zehn Jahre in Spanien gelebt und eines Tages gelesen, dass dieser Wein am Tag der Krönung des spanischen Königs kredenzt wurde. Ich habe dann tatsächlich eine Kiste dieses 1964ers gefunden und damals für wenige Peseten gekauft. Noch heute ein Topwein. Das Potenzial der klassischen Riojas ist Wahnsinn.

Was trinken Sie am liebsten nach einer ausgiebigen Weinprobe?
Einen guten zitrischen Gin-Tonic und viel Eis!

Ihr Weingeschmack und der Ihrer Frau, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?
Haha, ich bin Single. Darum verläuft die Weinwahl bei mir stets ausgesprochen harmonisch.

Mit welcher Dame würden Sie dann gerne mal ein Glas Champagner trinken?
Mit Nina Hagen. Ich würde sie dann fragen, ob sie nicht wieder ein Punk sein will.

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?
Das südliche Burgund mit Beaujolais und Mâcon oder die mittlere Loire oder aber das Jura! Es könnte aber auch das Conca de Barbera oder die Empordà sein.

Mit welchem Weinland werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?
Nun, da fällt mir zuerst Chile ein. Weine aus der Sorte Carménère beispielsweise, das geht bei mir gar nicht…

Als privater Weintrinker sind Sie welcher Weintyp – der Elegante, der Schmeichler, der Powerfreak oder der Unkomplizierte?
Der Elegante – das sagen wohl alle. Also ich mag es auch sehr, wenn‘s knallt! Ich bin ein grosser Grenache-Liebhaber. Priorat und Châteauneuf-du-Pape.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?
Im richtigen Moment der richtige Orange zum richtigen Schweinebauch, schon geil!

Welcher Wein überraschte Sie bisher in Ihrem Weinleben am meisten?
Reifer Dézaley. Bei einem Besuch im Lavaux konnte ich bei Luc Massy vor vielen Jahren eine ganze Reihe alter Jahrgänge degustieren. Verblüffend.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
Nach der Hotelfachschule mit Schatz und Cabriolet ins Bordeaux gefahren. Bei Haut-Brion geklingelt: «Haben Sie einen Termin?» «Nein.» «Wer sind Sie?» «Markus aus der Schweiz.» «Sind Sie verrückt?» «Hmmm, ein bisschen.» «Na, dann kommen Sie rein.» 1989er aus dem Fass degustiert. Danach hat sich die Dame ans Telefon gesetzt und uns Termine auf Palmer, Yquem, Suidiraut, Latour und Ducru organisiert. I love Haut-Brion.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?
Prosecco NUDO, unsere Smith&Smith-Eigenabfüllung. 

Im Fokus: Smith & Smith

Schwerpunkte des Sortiments: Spanien, Italien, Frankreich, Schweiz
Filialen: 1 Hauptgeschäft
Anzahl Mitarbeiter: 16
Anzahl Positionen Wein: ca. 750
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: ca. 700 000
Teuerster Wein: 2009 Teso la Monja aus dem Toro, für 1200 Franken
Günstigster Wein: Verdejo von Real Compania de Vinos, für 9.50 Franken
Ältester Wein: 2001 Montepulciano d’Abruzzo, Emidio Bepe
Grösstes Flaschenformat: 18 Liter
Verrücktester Wein: Vitovska Solo, Vodopivec, aus dem Friaul
www.smithandsmith.ch 

Barbara Hulsbergen

Nüesch Weine, Balgach SG

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie keine Weinhändlerin?
Berufsjägerin.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Jagdhunde führen und ausbilden.

Was für ein Verschluss-Typ sind Sie, Kork oder Schrauber?
Kork, nur der echte ist der wahre.

Was trinken Sie am liebsten nach einer ausgiebigen Weinprobe?
Apfelsaftschorle.

Ihr Weingeschmack und der von Ihrem Mann, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?
Meistens harmoniert es.

Von Ihrem Mann mal abgesehen, mit welchem Mann würden Sie gerne mal ein Glas Champagner trinken?
Es gibt keinen Grund, mit einem anderen Mann als meinem ein Glas Champagner zu trinken.

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?
Aus meiner Sicht sind die Schweizer Weine die «Rising Stars».

Mit welchem Wein oder welcher Weinregion werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?
Es gibt heute in allen Weinregionen sehr gute bis hervorragende Weine. Tendenziell Mühe habe ich mit Weinen aus Übersee.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?
Wer’s gerne mag, soll es trinken – ich nicht.

Welche zwei Weine, die Sie in Ihren Jugendjahren in Unmengen vernichtet haben, würden Sie heute nicht mehr trinken?
Australischen Shiraz und südfranzösischen Billig-Rosé.

Welcher Wein überraschte Sie bisher in Ihrem Weinleben am meisten?
Der Castillo Ygay Gran Reserva Blanco 1986. Der ist vor kurzem erst auf den Markt gekommen und hat zu Recht überall Höchstnoten bekommen.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
Ein Bardolino bei meinen Grosseltern am Gardasee. Weil ich noch ein Kind war, wurde er natürlich mit etwas Wasser verdünnt.
Was haben Ihre Eltern an besonderen Tagen getrunken?
Brunello di Montalcino.

In welchem Restaurant hatten Sie Ihr unvergesslichstes Wein- und Genusserlebnis?
Im «Ikarus» im Hangar 7 in Salzburg.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?
Eine auf der Sorte Primitivo basierende Cuvée aus Apulien.

Im Fokus: Nüesch Weine

Schwerpunkte des Sortiments: Eigenproduktionen aus der Schweiz und Italien, dazu Weine aus Frankreich, Italien und Spanien
Filialen: 1 Hauptgeschäft
Anzahl Mitarbeiter: 32
Anzahl Positionen Wein: 700
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: keine Angabe
Teuerster Wein: Château Mouton-Rothschild, für 800 Franken
Günstigster Wein: Merlot aus Norditalien, für 3.10 Franken (50 cl)
Ältester Wein: 1986 Castillo Ygay Blanco
Grösstes Flaschenformat: 18 Liter
Verrücktester Wein: Villa Trasqua, Toskana
www.nuesch-weine.ch 

Severin Aegerter

Cultivino, Bern BE

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Ich glaube, ich wäre ein guter Coiffeur geworden.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Holz, Feuer und die Berge im Saanenland.

Welches Talent, von dem niemand etwas weiss, verheimlichen Sie?

Mein Sportlehrer in der Mittelschule bezeichnete mich als grösstes Bewegungstalent seiner Karriere. Er stand kurz vor der Pensionierung.

Ihr ganz persönlicher Lieblingswein, den Sie nicht in Ihrem Sortiment haben?
Es gibt keinen Lieblingswein, aber ich bewundere das Lebenswerk von Pierre Overnoy im Jura. Er stellte sein Schaffen als Winzer immer in einen kulturellen Kontext und inspirierte unzählige junge Winzer.

Was trinken Sie am liebsten nach einer ausgiebigen Weinprobe?
Endlose Weinverkostungen langweilen mich meistens. Ich trinke aber gerne Tee – vorzugsweise japanischen Grüntee.

Von Ihrer Frau mal abgesehen, mit welcher Dame würden Sie gerne mal ein Glas Champagner trinken?
Ich bin sicher, dass ich PJ Harvey (britische Sängerin und Songwriterin) meine bevorzugten Champagner nicht lange erklären müsste.

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?
Wir befinden uns in einem äusserst konservativen Weinmarkt. Es fällt auf, dass das Beaujolais hier leider nach wie vor kaum Aufmerksamkeit erhält.

Mit welchem Wein oder welcher Weinregion werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?
Eine übersteigerte Begehrlichkeit der Märkte bedeutet in den meisten Fällen den zuverlässigen Tod der Seele der Weine. Aus diesem Grund langweilen mich die meisten Bordeaux jüngeren Jahrgangs.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?
Es ist wie bei Weiss- oder Rotweinen auch. Vieles ist Horror, aber einige wenige Weine sind eben sehr gut.

Welche zwei Weine, die Sie in Ihren Jugendjahren in Unmengen vernichtet haben, würden Sie heute nicht mehr trinken?
Diese zwei Weine gibt es nicht, denn ich war bereits mit 20 Jahren ziemlich stilsicher.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
Eine Reise ins Piemont und gleich mehrere Nebbiolo-Weine aus dem Jahrgang 1985, die meine Leidenschaft für Wein geweckt haben.

Was haben Ihre Eltern an besonderen Tagen getrunken?
Meine Eltern hatten eine besondere Affinität für Pommard-Weine.

In welchem Restaurant hatten Sie Ihr unvergesslichstes Wein- und Genusserlebnis?

Im «Bistro Des Claquets» in Arbois, weil unaufgeregt und doch voller Leben. Und weil es hier die besten Crus aus dem Jura gibt.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?
Wir verkaufen viele Weine aus Sizilien. Der meistverkaufte Wein ist wohl der Cerasuolo di Vittoria DOCG von COS.

Im Fokus: Cultivino

Schwerpunkte des Sortiments: Gastronomie, Wiederverkauf, Privatkunden
Filialen: 1 Hauptgeschäft
Anzahl Mitarbeiter: 7
Anzahl Positionen Wein: 400
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: 170 000
Teuerster Wein: 2006 Crichët Pajè Barbaresco, für 553 Franken
Günstigster Wein: Cuvée T Bianco, Kellerei Tramin, für 12.50 Franken
Ältester Wein: 2002 Macchiona Emilia IGT La Stoppa
Grösstes angebotenes Flaschen-format: 12 Liter
Verrücktester Wein: Erde von Sepp Muster, Südsteiermark
www.cultivino.ch 

Max Gerstl

Gerstl Weinselektion, Spreitenbach AG

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Schwierige Frage, ich war Koch, das hat mir aber keinen Spass gemacht. Weinhändler ist definitiv mein Traumberuf.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Golf, obwohl ich nicht wirklich gut bin. Doch das Gefühl, wenn der Ball in die richtige Richtung fliegt, ist beinahe so gut, wie wenn ein grosser Wein meine Zunge streichelt.

Ihr ganz persönlicher Lieblingswein, den Sie nicht in Ihrem Sortiment haben?

Ein gereifter Burgunder der Domaine Dujac. Die einzigartige Stilistik dieser Weine begeistert mich immer wieder.

Was trinken Sie am liebsten nach einer ausgiebigen Weinprobe?
Riesling Kabinett, der mit wenig Alkohol grösstmöglichen Trinkgenuss bereitet.

Ihr Weingeschmack und der Ihrer Frau, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?
Wir haben fast den identischen Weingeschmack. Wenn sie mit Wein nichts anfangen könnte, hätte ich echt ein Problem.

Von Ihrer Frau mal abgesehen, mit welcher Dame würden Sie gerne mal ein Glas Champagner trinken?
Mit Lara Gut. Ich bewundere nicht nur ihr skifahrerisches Talent, sondern auch ihren Mut, ihren Kampfgeist und ihren Schalk.

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?
Frankreich und Deutschland verfügen über so einen riesigen Schatz an grandiosen Weinen, dass ich mich kaum mit Regionen in anderen Ländern beschäftigen kann.

Mit welchem Wein oder welcher Weinregion werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?
Prosecco, den Erfolg dieses Getränkes kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?

Generell bin ich skeptisch. Aber zugegeben: Es gibt grandiose Ausnahmen.

Als Chef, wie würden Sie sich mit wenigen Worten selbst charakterisieren?
Ein wenig verträumt, nicht der Schnellste, aber zuverlässig und mit Herzblut bei der Sache.

Welcher Wein überraschte Sie bisher in Ihrem Weinleben am meisten?
Der Mouton-Rothschild 1985. Lange wirkte er völlig überholzt, fast untrinkbar. Plötzlich war diese geballte Ladung Holz verschwunden, das grosse Terroir hatte die Barrique besiegt. Heute ist der Wein traumhaft gut.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
1980 konnte ich eine Flasche Château Haut-Brion 1977 für 25.80 Franken kaufen – den Betrag weiss ich noch genau, denn das war damals viel Geld für mich. Aber ich wollte unbedingt wissen, wie ein Premier Cru Classé aus Bordeaux schmeckt, und er war traumhaft. Da begann meine Liaison mit Bordeaux.

Was haben Ihre Eltern an besonderen Tagen getrunken?
Sie nannten es «Türkenblut». Es war wohl ein Gemisch aus einfachem Schaumwein und Himbeersirup.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?

2015 Riesling Paradiesgarten, Weingut von Winning.

Im Fokus: Gerstl Weinselektion

Schwerpunkte des Sortiments: Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Österreich, Schweiz
Filialen: 5 Partnerbetriebe
Anzahl Mitarbeiter: 13
Anzahl Positionen Wein: 1200
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: keine Angabe
Teuerster Wein: 1998 Château Pétrus, für 2940 Franken
Günstigster Wein: 2015 Gran Sello Blanco, für 11 Franken
Ältester angebotener Wein: 1967 La Tour Blanche
Grösstes Flaschenformat: 18 Liter
Verrücktester Wein: 2015 Léandre-Chevalier (Le Queyroux), Vin de France Rouge
www.gerstl.ch 

Jan Martel

Martel Weine, St. Gallen SG

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Als Kind wollte ich Skilift- oder Fussballstadionarchitekt werden.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Als Hobbykoch setze ich mich gerne mit aussergewöhnlichen Rezepten auseinander. Und ich bin ein leidenschaftlicher Bergsteiger und liebe die Einsamkeit in der rauen Natur.

Welches Talent, von dem niemand etwas weiss, verheimlichen Sie?

Mein Zahlengedächtnis. Wenn ich eine Zahlenfolge lese (zum Beispiel einen zehnstelligen Wi-Fi-Code in einem Hotel), vergesse ich ihn nicht mehr. Manchmal treibe ich mein Umfeld damit in den Wahnsinn.

Ihr ganz persönlicher, wahrer und echter Lieblingswein, den Sie nicht in Ihrem Sortiment haben?
Die Grands Crus der Domaine Leroy aus den 1990er und 2000er Jahren sorgen für Gänsehaut.

Was trinken Sie am liebsten nach einer ausgiebigen Weinprobe?
Ein kühles und gutes Bier. Das reinigt und erfrischt.

Ihr Weingeschmack und der Ihrer Frau, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?
Wir teilen die Freude am Wein. Aber es gibt Unterschiede: Meine Frau bevorzugt Sonnenweine aus heissen Regionen mit dunkler Frucht und wenig Säure. Ich hingegen greife am liebsten ins Burgunder-Regal oder wähle einen mineralischen Riesling aus Deutschland.

Von Ihrer Frau mal abgesehen, mit welcher Dame würden Sie gerne ein Glas Champagner trinken?

Mit Daniela Jasper. Sie ist eine grossartige Extrembergsteigerin. Die grossen Abenteuer unternimmt sie mit ihrem Mann, obwohl sie zwei Kinder haben. Wie geht sie mit den grossen Gefahren um? Wie fokussiert sie sich auf die wesentlichen Punkte am Berg? Daniela Jasper stammt aus einer Weinregion und hätte bestimmt grosse Freude an einem Glas Champagner.

Mit welchem Wein oder welcher Weinregion werden Sie sich wohl nie mehr anfreunden?
Da fällt mir der Musigny 1990 der Domaine Compte de Vogüé ein. Ich habe ihn immer wieder probiert. Aber die Enttäuschung war immer gross, obwohl der Jahrgang, der Rebberg und das Weingut fantastisch sind. Vielleicht verstehe ich diesen einen Wein ganz einfach nicht.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?
Weder noch. Es braucht immer wieder neue Ansätze. Allerdings habe ich bis jetzt noch keinen Orange Wine getrunken, der mich wirklich überzeugt hat.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?

Als unerfahrener Weintrinker durfte ich 1994 bei einem magischen Weingut im Burgund als Ernte- und Kellerhilfe arbeiten. Der respektvolle Umgang mit der Natur, die akribische Arbeit des gesamten Teams für das Gesamtkunstwerk Wein haben mich total fasziniert. Alles wurde der Qualität des Endproduktes untergeordnet. Für mich war nach diesem Einsatz klar, dass die Weinwelt meine Zukunft ist.

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?

Am meisten Flaschen verkaufen wir vom Weingut Enate aus Spanien. Umsatzmässig sind es aber ganz klar die Weine der Domaine de la Romanée-Conti. Allerdings passt der Ausdruck «Gassenhauer» nicht zu diesem Weingut.

Im Fokus: Martel Weine

Schwerpunkte des Sortiments: Frankreich, Schweiz, Deutschland, Italien, Neue Welt
Filialen: 3
Anzahl Mitarbeiter: 43
Anzahl Positionen Wein: ca. 1800
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: keine Angabe
Teuerster Wein: Romanée-Conti, Domaine de la Romanée-Conti (auf Anfrage)
Günstigster Wein: 2015 Vallobera Bianco, Rioja DOC, Bodegas Vallobera, für 10.50 Franken
Ältester Wein: 1983 Château Margaux
Grösstes Flaschenformat: 15 Liter
Verrücktester Wein: 2015 Tacuil RD Malbec-Cabernet, Argentinien
www.martel.ch

Jacques Perrin

Cave SA, Gland VD

Was wäre wohl Ihr Beruf, wären Sie kein Weinhändler?
Etwas, bei dem Leidenschaft, Solidarität und die Vermittlung von Werten wichtig ist. Zum Beispiel Bergführer.

Ihre Passion, Ihre Leidenschaft ausserhalb des Weins ist...
Literatur und alles, was mit Kreativität zu tun hat.

Welches Talent, von dem niemand etwas weiss, verheimlichen Sie?
Rocksänger.

Was trinken Sie am liebsten nach einer ausgiebigen Weinprobe?
Champagner oder einen grossen kühlen Sake.

Ihr Weingeschmack und der Ihrer Frau, herrscht da Harmonie oder Diskussionsbedarf?
Warum nicht der Harmonie zuliebe zwei verschiedene Weine entkorken?

Von Ihrer Frau mal abgesehen, mit welcher Dame würden Sie gerne ein Glas Champagner trinken?

Mit einer Abenteurerin und Träumerin, die Sensibilität und Intelligenz besitzt, wie beispielsweise die französische Schauspielerin Juliette Binoche.

Phönix aus der Asche – welche Weinregion, von der man heute noch nicht spricht, wird der kommende «Rising Star»?
Galicien in Nordspanien, die grossen Terroirs des Beaujolais, Savoyen, das Jura, Kampanien, Armenien, Griechenland et cetera.

Orange Wines, genau Ihre Sache oder der in Weinflaschen abgefüllte Horror?
Einen wirklich grossen maischevergorenen Weisswein herzustellen ist schwierig. Wenn es gelingt, ist es etwas Wunderbares. Ich beteilige mich an der Herstellung solcher Weine. Mit Maurice Zufferey im Wallis habe ich einen Orange Wine erzeugt, der 2014 gar einen der bekanntesten Consultants in Bordeaux begeisterte.

Welche zwei Weine, die Sie in Ihren Jugendjahren in Unmengen vernichtet haben, würden Sie heute nicht mehr trinken?
Amontillado in Gesellschaft von Edgar Allan Poe, der leider nicht mehr lebt.

Welcher Wein überraschte Sie bisher in Ihrem Weinleben am meisten?
Der Epifanis, den Pater Epiphanios am Berg Athos auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki in Zentralmakedonien erzeugt.

Was war Ihr erstes prägendes Weinerlebnis?
Die Weinberge meines Vaters im Wallis.

Was haben Ihre Eltern an besonderen Tagen getrunken?
Einen Wein aus dem Alto Piemonte, den sie im Haus unserer Familie bei Biella genossen haben.

In welchem Restaurant hatten Sie Ihr unvergesslichstes Wein- und Genusserlebnis?
In japanischen Restaurants mit leichten Kaiseki-Gerichten. Und im Restaurant «Astrance» in Paris an einem Abend, als Alexandre Jean und Michel Bras miteinander die Mariagen komponierten. Unvergesslich!

Bei Ihnen ist welcher Wein der Gassenhauer, also der Umsatzkrösus?
Château Bel-Air Marquis d’Aligre, ein untypischer Margaux, dessen Erzeuger für bereits über 60 Jahrgänge verantwortlich zeichnet. 

Im Fokus: Cave SA

Schwerpunkte des Sortiments: Europa
Filialen: 1 Hauptgeschäft
Anzahl Mitarbeiter: 13
Anzahl Positionen Wein: 1250
Ungefähre Anzahl verkaufter Flaschen/Jahr: 300 000
Teuerster Wein: 2009 Bonnes-Mares, Domaine d’Auvenay, für 2550 Franken
Günstigster Wein: 2015 Gassac Classic, für 7.90 Franken
Ältester Wein: 1929 Don PX, Toro Albala, Montilla-Moriles
Grösstes Flaschenformat: 6 Liter
Verrücktester Wein: Yeraz Zorah Wine, Armenien
www.cavesa.ch 

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