Tomás Roquette, Quinta do Crasto, Douro

Die Portweingrösse

Text: Ursula Geiger, Foto: Michel Varewijck

Die Quinta do Crasto gehört zu den Spitzengütern im Douro-Tal. Seit über hundert Jahren ist das Gut im Familienbesitz. In den steilen Rebbergen rund um Sabrosa wachsen die Trauben für feinsten Stoff in Rot und Weiss. Klassische Schönheiten sind auch die Portweine der Familie. 

Die Lage der Quinta ist spektakulär. Wie ein Adlerhorst thront das weisse Gebäude auf der Spitze eines Hügels hoch über dem rechten Flussufer des Douro. Die Zufahrt zur Quinta windet sich um den Berg herum, die Einfahrt ist flankiert von zwei hohen Zypressen. Vermutlich pflanzten hier schon in vorchristlicher Zeit die Ureinwohner des Tales neben Getreide auch Obst, Oliven und Reben in den kleinen Parzellen, die sie den steilen Hängen abgerungen hatten. Die Römer übernahmen das Konzept und bauten die Güter aus. Das Wort «Crasto» leitet sich vom lateinischen «castrum» (Militärlager) ab. 1615 wurde die Quinta erstmals als weinproduzierender Betrieb erwähnt und ihre Rebparzellen wurden als mit die besten im oberen Douro-Tal gerühmt.

Erste Weinberg-Klassifizierung der Welt
Die Weine vom oberen Douro-Tal wurden zu dieser Zeit bereits hoch geschätzt. Besonders die Beziehungen zu den Niederlanden und England waren eng. Die Portugiesen bezogen Wolle und Textilien und verschifften Obst, Olivenöl und etwas Wein in den Norden. Die Nachfrage nach Wein stieg drastisch, als 1689 Krieg zwischen Frankreich und England ausbrach und es den Briten streng verboten war, französischen Wein zu trinken. Die Engländer erschlossen sich andere Importmärkte und intensivierten den Handel mit Portugal. Die kräftigen portugiesischen Rotweine waren beliebt, doch nicht immer überstanden sie die langen Schiffsreisen. Man fing also an, die Weine mit der Zugabe von Branntwein haltbarer zu machen, und liess etwas Restsüsse stehen. Das schmeckte den Engländern. 1670 war erstmals von «Portwein» die Rede. Der süsse Zahn der Engländer liess die Nachfrage nach Portwein explodieren. Im Jahr 1728 wurden umgerechnet 1,5 Millionen Kisten Portwein nach England verfrachtet. Dem Boom folgten Überproduktion und mittelmässige Weine, Preiszerfall und Panscherei. Teils wurden den Weinen mit Holunderbeerensaft mehr Farb- und Fruchttiefe verpasst. Retter in diesen schlimmen Zeiten war ein portugiesischer Minister, der spätere Marquis de Pombal, der ein Export- und Branntweinmonopol aufbaute und so die Portweinproduktion kontrollierte. Alle Holunderbüsche wurden gerodet, und zwischen 1758 und 1761 bestellte der Marquis 335 zwei Meter hohe Granitstelen, die er zur Abgrenzung der besten Anbauflächen aufstellen liess. Einer dieser «marcos pombalinos» steht heute vor dem Haus der Quinta do Crasto. 
Bis 1890 zerstörten Pilzkrankheiten und die Reblaus 65 Prozent der Rebfläche am Douro. Die Winzer gaben ihr Land auf. Weitsichtige Investoren kauften die vergandeten Flächen, darunter auch Constantino de Almeida, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Quinta do Crasto erwarb, die Rebberge wieder anlegte und Portwein produzierte. Mittlerweile ist die vierte Generation am Werk. Rund 1,4 Millionen Flaschen Wein produzieren sie von 74 Hektar Reben. Darunter eine ganze Palette trockener Rot- und Weissweine von internationalem Renommee. Sie investieren viel in die Erhaltung der uralten Rebbestände, die stolze 40 Hektar des ganzen Bestandes ausmachen. 
Die Stöcke profitieren vom heissen, trockenen Klima in den Subregionen Cima Corgo und Douro Superior. Auf seinem Weg zum Atlantik hat der Douro sein Bett nicht nur in Granit, sondern auch in Schiefer gegraben. Hier gedeihen Reben bestens, denn der Schiefer spaltet sich im Untergrund vertikal. Die Stöcke wurzeln tief und gelangen so an Wasserreserven. Für die mit Branntwein verstärkten Spezialitäten werden die Trauben nach der Ernte in den traditionellen Lagares, den riesigen Steinwannen aus Granit, fussgetreten. Vier Stunden sportliche Hochleistung und doch ungemein schonend, denn die Traubenkerne mit den bitteren Tanninen werden so nicht aufgebrochen. Dann gärt die Maische noch ein wenig, der Tresterhut wird regelmässig untergetaucht bevor die Gärung mit Branntwein abgestoppt wird. Je nach Portweintyp lagern die Weine in grossen Fässern aus Portugiesischer Eiche. Für das Spitzenprodukt, den Vintage Port, werden nur die besten Trauben von alten Rebstöcken verwendet, ein klassischer Field Blend von unglaublicher Fruchttiefe und Komplexität, der über Jahrzehnte hinweg auf der Flasche reifen kann. Alle Portwein-Spezialitäten werden unfiltriert abgefüllt. Besonders der Vintage Port ist für die Ewigkeit gemacht und reift auf der Flasche wunderbar. 

Weine im Clubpaket

Quinta do Crasto LBV 2013

75 cl | 20 Vol.-% | Ab 2019

Dieser Late Bottled Vintage reifte vier Jahre in grossen Eichenfässern. Duftet intensiv nach dunkelbeeriger Frucht, dazu zarte Würznoten. Verführerische Süsse, sanfte Säure und dunkle Schokolade prägen den Gaumen. Jetzt geniessen zu Schokokuchen mit flüssigem Kern.

Douro DOC Reserva 2015 

75 cl | 14,5 Vol.-% | 2019 bis 2030

Die trockenen Rotweine der Quinta werden in Barriques ausgebaut: Noble ätherische Würze, Pfeffer, Astwerk und auch Nussschalen, elegant, komplex und betörend. Tiefgründige, druckvolle Art, Mineralität, Frische und Rasse. Aristokratisch. Zu geschmorten Wildgerichten.

Quinta do Crasto Vintage 2016

75 cl | 20 Vol.-% | Ab 2030

Der Vintage 2016 zeigt aktuell viel tiefdunkle Frucht (Brombeere, schwarze Kirsche und Pflaumen), dazu Noten von frischen Walnüssen. Die samtigen Tannine am Gaumen und die hervorragend eingebundene Säure lassen erahnen, wie grossartig dieser Vintage reifen wird.