Unique wineries of the World

Weingut Leitz

Text: Rudi Knoll, Fotos: z.V.g., Free Vector Maps.com

Der ­«Magier» und sein «Urknall»

Leitz steht in vielen Büros im Regal und sorgt für Ordnung. Leitz liegt aber auch in vielen Kellern und sorgt für Hochgenuss als Wein. Dessen Erzeuger Johannes Leitz ist mit der Familie aus der Stuttgarter Firma weder verwandt noch verschwägert. Aber eine Dame aus der Leitz-Dynastie bat ihn mal um eine kleine Probe und urteilte hinterher: «Grossartig.» Im Gegensatz zum Büro-Unternehmen (1998 von einem Konzern übernommen und geschrumpft) ging es mit dem Rheingauer Namensvetter stets aufwärts. 

«Auch Grösse macht Qualität möglich. Und aller guten ­Dinge sind dry.»  

Johannes Leitz

Dabei war der Start extrem mühsam. Antonius Leitz, der Vater, verstarb frühzeitig. Mutter Doris führte die damals drei Hektar mit verwandtschaftlicher Unterstützung und Hilfe von ihrem Buben weiter. 1985 hatte Johannes die Winzerlehre beim renommierten Johannishof Eser in Geisenheim abgeschlossen und übernahm als gerade 21-Jähriger den Betrieb in Rüdesheim.

Was dann passierte, darf getrost als Senkrechtstart im fast verkehrswidrig anmutenden Tempo bezeichnet werden. In kurzer Zeit wuchs der Minibetrieb auf 40 Hektar. Und Leitz wurde von den Medien als «Winzer-Magier» geadelt. Leitz profitierte davon, dass im Rheingau mancher Betrieb kriselte und Fläche loswerden musste. So bekam er Zugriff auf beste, nicht einfach zu bewirtschaftende Lagen, meist in Rüdesheimer Fluren. Hier konnte er aus dem Vollen schöpfen und Weine mit viel Charakter, Feinschliff, Mineralität und Rasse auf die Flaschen bringen. Damit erfreute er bis 2000 vor allem die Exportmärkte. Als er in diesem schwierigen Jahrgang nochmal eine Qualitätssteigerung erlebte, die er fast als «Urknall» ausmachte, war die weitere Entwicklung auch auf dem deutschen Markt gesichert. Inzwischen ist er bei über hundert Hektar Fläche (gut die Hälfte gepachtet) angekommen. Schon vor Jahren musste ein neuer Betrieb her. In Rüdesheim stehen noch Holzfässer, meist für die Grossen Gewächse. Am Ortsrand von Geisenheim fand sich ein Grundstück mit optimaler Anbindung, wo ab 2013 ein neuer, hochmoderner Komplex entstand. Die Kellerei mit blitzenden Stahltanks ist nach höchstem Standard zertifiziert, die schonend ausgebauten Weine werden hier wie rohe Eier behandelt.

Der Familienmensch (seit 24 Jahren mit seiner «Finanzministerin» Gabi verheiratet) freut sich, dass er ein exzellentes Team mit dem Rheinhessen Markus Roll als Betriebsleiter sowie gleich drei Kellermeistern vorweisen kann. So wird die Grösse im Griff behalten. Im Aussenbetrieb ist bereits Junior Antonius (Jahrgang 1998) aktiv. Die Weinberge betrachtet «Josi» Leitz als sein grösstes Kapital. Selbst kritische Bio-Kollegen bescheinigen ihm, sie seien extrem gut gepflegt. Die Rieslingweine sind überwiegend trocken ausgebaut, im Alkoholgehalt auch bei den Spitzen moderat (Grosse Gewächse mit 12,5 «Volt»). Delikate fruchtige Weine sowie einige alkoholfreie EINS-ZWEI-ZERO und etwas Spätburgunder (Geheimtipp) ergänzen das Sortiment. Im Top-Level hat sich Leitz «von zu schnellen Füssen» verabschiedet; die Weine werden frühestens zwei Jahre nach der Ernte auf den Markt gebracht. 

Unsere Spitzenweine

2017er Rüdesheimer Riesling Magic Mountain

Eine Steillagen-Cuvée, goldfarben, nach Orangen und Zitrusfrucht duftender, zart vibrierender, «trinkiger» Wein. Bei Leitz als Ortswein der grosse Renner. Eine Klasse darunter gibt es einen Gutsriesling, den ein grosser Discounter gelistet hat – mit Gespür für ein optimales Preis-Wert-Verhältnis.

2016er Rüdesheimer Rosengarten – Monopol – VDP.Grosses Gewächs

Der mit einer Mauer umgebene Rosengarten mit 1,1 Hektar gehört «Josi» Leitz seit 2007 ganz allein. Der Wein ist eines von fünf Grossen Gewächsen – und wahrlich gross: Alte Reben tragen zu einem ungemein eleganten, tiefgründigen, raffinierten Riesling bei.

2017er Rüdesheimer Kirchenpfad Kabinett feinherb

Kabinett ist ein klassisches Rheingauer Prädikat. Die Geschmacksrichtung «feinherb» passt zum Riesling der Region. Deshalb wird diese Richtung gepflegt mit einem mineralischen, straffen, gut abgestimmten Wein mit feinem Säure­spiel und lediglich 11 Vol.-% Alkohol.