Der wilde Westen von Schaffhausen • Unique Wineries of the World – Schweiz

Kellerei Rötiberg, Wilchingen

Text: Thomas Vaterlaus, Nicole Harreisser, Alexandre Truffer, Fotos: z.V.g.

Im sonnigen Klettgau, dem Herzen des Blauburgunderlandes, liegt die Kellerei Rötiberg, die in diesem Jahr bereits ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Hinter der Kellerei, die in ihrer Struktur als AG wie ein Familienweingut geführt wird, stehen rund 45 private Rebbauern als persönliche Teilhaber und ein junges, agiles Kellerei-Team. «Wir arbeiten ganz eng zusammen. Durch die kurzen Wege sind wir sehr schnell und flexibel», sagt Geschäftsführer Stephan Keller. Alle Trauben werden per Hand gelesen und traditionell ausgebaut. So kurz und schnell die Kontakt- und Arbeitswege sind, so viel Ruhe und Zeit bekommen die Weine. «Ein guter Wein braucht seine Zeit» lautet die Philosophie des Weingutes. Ein junger Rebstock braucht Zeit, um zu wachsen, Trauben brauchen Zeit, um reif zu werden, und genauso braucht der Wein Zeit im Keller, um sich zu entwickeln. Die Weine folgen einer eigenen Klassifikation, die an die Qualitätspyramide des VDP (Verband der deutschen Prädikatsweingüter) angelehnt ist: Die unterste Stufe ist Klettgau, in der die AOC-klassifizierten Trauben der Gemeinden Wilchingen, Osterfingen und Trasadingen Eingang finden.

«Qualität braucht Zeit. Man kann jungen Wein nicht in die Flasche quälen.»

Stephan Keller

Die zweite Ebene sind die Ortsweine Wilchingen, die bereits in den Rebbergen selektioniert werden und bei denen ein maximaler Ertrag von 800 Gramm angestrebt wird. Die Lagenweine Rötiberg aus den besten und steilsten Südlagen von Wilchingen liegen mit einem maximalen Ertrag von 700 Gramm darüber. An der Spitze der Pyramide steht die beste Lage Rötiberg, die in die anspruchsvollsten und komplexesten Weine aus ausgesuchten Rebbergen der Lage mit einem maximalen Ertrag von 600 Gramm mündet. Damit geht man über die Qualitätsanforderungen des Bundes hinaus, um wirklich herausragende Weine in die Flasche zu bringen. Unterschiedliche Bodenformationen stehen hinter den verschiedenen Lagen: Am Wilchingerberg Jurakalk und Lehmböden, in Osterfingen Stein- und Kiesböden sowie Muschelkalk und mineralische Böden.

Insgesamt werden circa 15 verschiedene Rebsorten angebaut. Leitsorte ist der Pinot Noir mit 70 Prozent, der traditionell trocken ausgebaut wird. Alle Rotweine, auch der Pinot Noir Klettgau, werden im Holz ausgebaut. Die Traubenaromatik steht beim Ausbau im Vordergrund, das Holz wirkt nur unterstützend und nicht beherrschend. Man hat sich der Regionalität verschrieben und trägt seit September 2019 das Label «Schweizer Pärke» und «Regionaler Naturpark Schaffhausen». Bei den Weissweinen kommen Barriques aus Schaffhauser Eichenholz, bei den Rotweinen französisches und bei der Cuvée «Undercover » amerikanisches Eichenholz zum Einsatz. Hinter dem «Undercover» steht die Idee, in einer Cuvée nicht die einzelnen Traubensorten in den Vordergrund zu stellen, sondern das Geschmackserlebnis des Weines und die Nachfrage vor allem junger Weintrinker nach vollmundigen, zugänglichen Weinen zu stillen. Amerikanische Eiche gibt dem Wein ein weiches, sehr rundes Geschmacksprofil mit einem dezent süssen Touch, der aus der Frucht in Verbindung mit dem besonderen Aromenprofil der amerikanischen Eiche entsteht. Das Ideenreichtum und die Kreativität sind Aushängeschilder des Weinguts. Dabei verliert das Team eines nicht aus den Augen: den Bezug zur Region, dem wunderschönen Klettgau. Und natürlich die Zeit, um beste Qualität zu erzielen.

Unsere Selektion

AOC Schaffhausen Blanc de Noir 2020

Frisch und animierend in der Nase mit feinem Frischekick und gelben Früchten. Am Gaumen saftig, knackig und mit hervorragendem Süsse-Säure-Spiel der natürlichen Restsüsse. Zu Krustentieren ein Gedicht oder zu asiatischen Gerichten.

AOC Schaffhausen Pinot Noir Rötiberg 2017

Unfiltriert nach einem Jahr Ausbau in 500 Liter Fässern gefüllt, verströmt er ein intensives Kirschbouquet, unterlegt mit etwas Tabak und Bitterschokolade. Elegant am Gaumen, mit komplexer Struktur. Fein zu Wild oder Grilladen.

AOC Schaffhausen Undercover 2018

Eine Rotweinassemblage, deren Zusammensetzung im Dunklen bleibt. Sehr intensiv im Duft, reichhaltig und kräftig. Am Gaumen voluminös, aber nicht schwer mit dunkler Frucht, Vanille und etwas Rumtopf. Tannine wunderbar integriert. Endet in einem langen Finale.