Weine des Monats | Oktober 2017

Barrique forever

Unter den vielen Entdeckungen, die wir in der Redaktion, auf Reisen oder privat verkosten, befinden sich immer wieder Weine mit deutlich riech- und schmeckbarem Ausbau in der Barrique. Hier verraten wir, welche genussvollen Entdeckungen wir gemacht haben, bei denen das Holz echt gut mundet.

Chardonnay Orange 2015

Empfohlen von Rudolf Knoll

Liliac Winery | Transsilvanien, Rumänien | 14 Vol.-%

Der österreichische Unternehmer Alfred Beck, 69, ist schon gut 30 Jahre im Agrarbereich in Rumänien aktiv. Vor knapp zehn Jahren kam er eher zufällig im Norden des Landes zu Rebfläche, engagierte Ende 2010 den erfahrenen österreichischen Önologen Rudi Krizan. Inzwischen werden rund 200 000 Flaschen gefüllt. Der Inhalt ist stets ausgezeichnet. Ein Star im Sortiment ist der Chardonnay, der trotz sechs Monaten Maischestandzeit keine Ähnlichkeit mit üblichen Orange-Weinen hat, sondern wohltuend normal geblieben ist. Sieben Monate bis zur unfiltrierten Füllung lag er im neuen Holz, das zur Vielschichtigkeit des eleganten Weines beitrug.

Ca. 26 Franken | *www.valachiaweine.com

Monte Bello 2008

Empfohlen von Thomas Vaterlaus

Ridge Vineyards | Santa Cruz Mountains, USA | 13,3 Vol.-%

Müssen Weine, die lange in der Barrique reifen, wirklich nach Tabak, Zedernholz, Vanille riechen? Nein, keineswegs. Vor allem dann nicht, wenn wie beim Monte Bello die Barriques aus US-Eiche nicht mit Feuer, sondern nur mit heissem Wasser und Dampf geformt wurden. Die Trauben reifen zudem in einer Höhenlage von 800 Metern über Meer, es entsteht ein unglaublich gut strukturierter, ja filigran anmutender Wein mit präsenter Säure. Ein Tropfen, der an die grossen Bordeaux der klassischen Schule erinnert und trotz verblüffend tiefem Alkoholgrad stets Vollkommen wirkt. Der 1977er etwa, mit nur 11,7 Vol.-%, ist noch heute ein ganz grosser Wein!

Ca. 150 Franken | *www.vinpark.eu

Narrenkappe 2014

Empfohlen von Eva Maria Dülligen

S. J. Montigny | Nahe, Deutschland | 13 Vol.-%

Rieslinge aus der Barrique sind immer noch rare Vögel. Zu gross die Sorge, den Rebsortencharakter zu killen und statt gelber Frucht unterm Säurebogen eher Holzwürze und Schmelz auf die Zunge zu bringen. S. J. Montigny, Nahe-Winzer mit hugenottischen Wurzeln, liebt Riesling und Eichenfass-ausbau, hat den «nicht einfachen Jahrgang 2014» in neuen 500-Liter-Barriques aus dem Burgund reifen lassen und Folgendes erzielt: leuchtendes Goldgelb in der Farbe; eine Art Kräuterregen über Meersalz im Duft; gelbe Tropenfrucht mit Ananasanteil im Mittelbau; Anklänge von süss-salzigem Toffee und einen Sherry-Touch im Finish. Geht doch.

Ca. 18 Euro | www.weingut-montigny.de

Spätburgunder Rosé Chaiselongue 2016

Empfohlen von Carsten Henn

Weinhaus Bettina Schumann | Baden, Deutschland | 13 Vol.-%

Auf den schönen Namen Chaiselongue hört Bettina Schumanns Spitzen-Rosé. Die junge Winzerin aus Berlin ist studierte Geisenheimerin und als önologische Beraterin tätig. Für ihr eigenes Projekt kauft sie Trauben von Partnerwinzern. 2015 war ihr erster Jahrgang, die Weine mit den extravaganten Schuhen auf dem Etikett und den ungewöhnlichen Namen («Famose Schose» oder «Dit is der Clou vont Janze») fallen auf. Ihr Chaiselongue genoss vier Tage Maischestandzeit, wurde spontan vergoren, reifte in der neuen Barrique und wurde unfiltriert abgefüllt. Er ist ausschliesslich in Magnumflaschen erhältlich.

Ca. 33 Euro | www.schumann-wein.com

Barolo DOCG Essenze Vite Colte 2012

Empfohlen von Ursula Geiger

Vite Colte, Barolo | Piemont, Italien | 14 Vol.-%

Die 180 Winzer der Genossenschaft Vite Colte leisten hervorragende Arbeit. Insgesamt bewirtschaften sie 300 Hektar Reben, die teils in winzigen Parzellen auf der Gemarkung des Dorfes Barolo in den Langhe stehen. Viele Weinbergsarbeiten werden händisch erledigt, die Ernte sowieso. Es sind also 180 Helden der Reben, aus deren besten Trauben der Barolo Essenze gekeltert wird. Zwei Jahre reift der Barolo in Barriques und das steht ihm gut: Dunkles Rubin, reife Zwetschge, Beeren-Confit und Nougat schmeicheln der Nase. Am Gaumen passt die reife Säure zur kreidigen Struktur. Klassiker, der Wildgerichte bestens stützt.

Ca. 35 Franken | www.superiore.de

Massiv 2013

Empfohlen von Cécile Richards

Weingut Keringer | Burgenland, Österreich | 14,5 Vol.-%

Holz, Holz und nochmals Holz. Hatten wir das nicht schon kurz nach der Jahrtausendwende abgehakt? Damals, nach diesem Hype um Chardonnay und Cabernet Sauvignon aus den USA. Und heute? Kräftige Holzwürze wird manchmal gar als Fehlaroma oder unnötiger Zusatz bezeichnet. Doch Robert und Marietta Keringer beweisen mit ihrem Massiv das Gegenteil. Ihre Cuvée aus Blaufränkisch, Rathay, Zweigelt und Cabernet wird in neuen Barriques, teilweise sogar mit Doppelbelegung, ausgebaut. Heraus kommt ein erstaunlich zugänglicher, dichter und von kräftiger Beerenfrucht durchtränkter Wein, den sich auch Holzsensible gerne nachschenken lassen.

Ca. 42 Franken | www.zweigeltundco.de

 

*Händler führen in ihrem Sortiment Weine dieses Produzenten