Weine des Monats | November 2017

Fette Beute

Unter den vielen Entdeckungen, die wir in der Redaktion, auf Reisen oder privat verkosten, befinden sich immer wieder Weine, die 14 und mehr Volumenprozent Alkohol auf dem Etikett ausweisen. Hier verraten wir, welche Weine uns trotz oder gerade deswegen echt den Gaumen kitzelten.

1 / 486 Baden 2015

Empfohlen von Rudolf Knoll

Weingut Kress | Überlingen, Deutschland | 18,5 Vol.-%

«Das war nicht lehrbuchmässig», lacht Volker Blum, Kellermeister beim Bodensee-Weingut Kress über diesen Wein aus eingetrockneten, gesunden Spätburgunder-Trauben. Er setzte normale Reinzuchthefen zu und war am Ende überrascht, dass kaum mehr Restsüsse vorhanden war (nur mehr 5,8 g/l Fruchtzucker). Der in Barriques gereifte Wein ist ausgesprochen würzig, ohne spritige Note. Im Geschmack präsentiert er sich füllig, feurig, mit gereiften Gerbstoffen und bleibt im Anbruch monatelang frisch. Das Weingut selbst befand sich bis 2013 in Hagnau, ehe Christin und Thomas Kress ein 23-Hektar-Gut übernahmen, umzogen und seitdem 30 Hektar bewirtschaften.

Ca. 56 Euro | www.weingut-kress.de

Edetària 2014    

Empfohlen von Thomas Vaterlaus

Selecció Vinyes Velles | Terra Alta, Spanien | 15 Vol.-%

Diese Cuvée aus Garnacha Peluda, Syrah und Cariñena wirkt an kalten Spätherbstabenden wie eine gute alte Bettflasche. Aber trotz seiner maskulinen Power präsentiert sich dieser Wein aus der aufstrebenden katalonischen DO Terra Alta überraschend ausgewogen. Schon die granatrote Farbe ist für einen spanischen Cru überraschend hell. Die Aromatik wird von reifen roten Beeren geprägt, aber auch Garrigue-Kräuter, eine Spur von Leder sowie erdige Komponenten sind auszumachen. Es liegt vor allem an der Säure, dass dieser Wein trotz des hohen Alkoholgehalts animierend wirkt. Erst im wärmenden Abgang macht sich die Kraft dieses Gewächs bemerkbar.

29.50 Franken | www.martel.ch

Diavolo 2003

Empfohlen von Eva Maria Dülligen

Achkarren Schlossberg | Kaiserstuhl, Deutschland | 14 Vol.-%

Der Teufel trägt Pinot Noir. Zwar bringt der Diavolo vom Kaiserstuhl lediglich 14 Vol.-% auf die Alkohol-Waage, doch hat die Cuvée aus Spätburgunder, Cabernet Sauvignon und Cabernet Carbon einiges zu bieten: 2003, einer der heissesten Jahrgänge in 50 Jahren, hat neben rauchigen Aspekten solche wie Eisenkraut und Thymian in diesen Wein gebracht. Komplette Südausrichtung und dunkler Boden aus Vulkanverwitterungsgestein waren dabei nicht ganz unschuldig. Auch der Ausbau in mehrfach belegter burgundischer Eiche trug zu seinem Gewand bei. Der brombeerrote Teufel hat Gerichte wie Tagliatelle mit Steinpilzen und Kürbiskernöl fest im Griff.

Ca. 24 Euro | www.achkarren-wein.com

Imperio LXXIV 2015

Empfohlen von Cécile Richards

Feudo Croce | Apulien, Italien | 14,5 Vol.-%

Wenn die Flasche wie ein echtes Wurfgeschoss wirkt, ist der Inhalt oft ebenso schwer und breitschultrig: Markenzeichen für einen Primitivo di Manduria. Doch eine derartige Pauschalisierung wird diesem Süditaliener nicht gerecht. Beim Imperio LXXIV aus dem Jahrgang 2015 ist die Überraschung gross. Eine reife und gleichzeitig frische dunkelbeerige Frucht mit Brombeere, etwas Brioche, Leder und Tabak. Am Gaumen geschmeidig, sehr dicht und elegant, dazu ein faszinierendes Säurespiel. Der Abgang ist dann kühl, fast frisch, mit reifen Gerbstoffen. Ein wahrer Genuss zu italienischen Klassikern wie Pizza mit Bresaola und Mascarpone oder zu kräftigen Wildspeisen.

Ca. 24.90 Franken | www.zweifelvinarium.ch

Riesling Rüdesheimer Schlossberg 2015

Empfohlen von Carsten Henn

Joern Weine | Rheingau, Deutschland | 15 Vol.-%

Steve Skinner, Winemaker bei Elephant Hill (Neuseeland) ist Jörn Goziewskis Mentor in Sachen Weinmachen. Skinner liess ihn viele Weine verkosten – darunter auch Condrieus. Sie beeindruckten den jungen Deutschen. Goziewski denkt stets in Stilistiken, so auch bei seinem deutschen Condrieu. «Im Schlossberg stehen zwar nicht Marsanne, Roussanne und Viognier, aber Riesling!» Nach der Maischestandzeit kommt sein Riesling in ein neues Tonneau, wird darin spontan vergoren, durchläuft den BSA und wird mindestens ein Jahr auf der Vollhefe gelagert. Ein wahrer Exot, viskos-samtig, opulent, schlicht einzigartig!

Ca. 45 Franken | www.gerstl.ch

Le Petit Journal 2015

Empfohlen von Nicole Harreisser

Domaine des Peyre | Méditerranée, Frankreich | 15,5 Vol.-%

Ein Schwergewicht in Volumen auf dem Etikett, kreiert in der Provence zwischen Isle sur Lasoche und Gordes, eine Region, die für frisch-fruchtige Roséweine bekannt ist. Die Cuvée aus Syrah, Grenache und Carignan, mit Handschrift des beratenden Önologen Philippe Cambie, ist feinfruchtig, mit Noten von Eukalyptus und feiner Würze. Schwarze Johannisbeere, dunkle Kirsche, delikate Holznoten und Brioche lassen einen den hohen Alkoholgehalt vergessen. Im Glas entwickelt er sich mit Süsse, Veilchenduft, Noten von Trüffel und der Holzeinsatz gibt ihm eine gut ausbalancierte Struktur. Ein wunderbarer Wein für kräftige Fleischgerichte mit süssen Saucen.

Ca. 15 Franken | www.domainedespeyres.com

 

 

* Händler führen in ihrem Sortiment Weine dieses Produzenten.