Kenn dein Limit

Die Jugend und der Rausch

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 9.Mai 2019


DEUTSCHLAND (Köln) – „Der Rausch ist auf dem Rückzug“, konstatiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – „Jugendliche in Deutschland trinken weniger Alkohol oder üben kompletten Verzicht“. Laut der BZgA konsumieren 8,7 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen mindestens einmal pro Woche und damit regelmäßig Alkohol, wie eine jetzt in Berlin vorgestellte Studie der BZgA belegt. Das sei ein „historisch niedriger Stand und ein gesellschaftspolitischer Erfolg“. 2004 lag die Zahl der Alkohol konsumierenden Jugendlichen noch bei 21,2 Prozent. Allerdings gibt es auch einen negativen Trend: Die Altersgruppe zwischen den 18- und 25-jährigen trinkt sich laut Studie wieder öfter in einen Rausch.

Die Zahlen

Rund 7000 junge Menschen wurden von April bis Juni 2018 für die Studie befragt. Von den jungen Erwachsenen gaben 37,8 Prozent an, sich im vergangenen Monat völlig betrunken zu haben. Nach einer jahrelangen rückläufigen Entwicklung ist das im Vergleich zu 2016 wieder ein Anstieg. Damals gaben 32,8 Prozent an, sich zuletzt einen Rausch angetrunken zu haben, 2004 lag der Wert noch bei 43,5 Prozent. Rund ein Drittel der jungen Erwachsenen (33,4 Prozent) trinkt nach der 2018 erhobenen Umfrage zudem regelmäßig, also mindestens einmal pro Woche Alkohol. Der Wert lag leicht höher als bei der Umfrage zwei Jahre zuvor.

Die Zahl der jugendlichen Rauschtrinker zwischen zwölf und 17 Jahren ist mit 13,6 Prozent seit mehreren Jahren relativ unverändert. Hingegen verzichten immer mehr Jugendliche komplett auf Bier, Wein und Spirituosen - mittlerweile deutlich mehr als ein Drittel (37,1 Prozent). Überhaupt ihr erstes Glas Alkohol tranken die Zwölf- bis 25-Jährigen durchschnittlich im Alter von 15 Jahren, 2004 hatte der Schnitt noch bei 14,1 Jahren gelegen. Auch beim ersten Alkoholrausch verschob sich das Alter seit 2004 von 15,5 auf 16,3 Jahre – ein positiver Trend.

Stimmen zur Studie

Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) sprach angesichts des rückläufigen Alkoholkonsums bei Jugendlichen von erfreulichen Zahlen. Der Trend vor allem zum häufigeren Rauschtrinken bei jungen Erwachsenen bedeute aber, „dringend am Ball zu bleiben“ bei der Prävention und Aufklärung. „Erwachsensein heißt nicht, dass es plötzlich in Ordnung ist, zu viel Alkohol zu trinken“, sagte Mortler. Ziel müsse sein, lebenslang einen bewussten Umgang zu erreichen.

BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss warnte vor den gesundheitlichen Risiken von Alkohol gerade bei Jugendlichen, die sich noch im Wachstum befänden. Alkohol sei „ein Zellgift“. Da Alkohol die Zellen schädigt, ist er gerade für Jugendliche besonders gefährlich. Ist das Wachstum noch nicht abgeschlossen und trinkt ein Jugendlicher zu viel, können sich Organe und Gehirn nicht voll entwickeln.

„Alkohol? Kenn dein Limit“

Alle zwei Jahre überprüft die BZgA anhand Studien inwieweit die seit 2009 laufende Präventionskampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“, die sich bundesweit an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, wie diese bei den Altersgruppen ankommt. Den größten Bekanntheitsgrad erreichen mit 64 Prozent Kampagnenplakate der Bundeszentrale. Online-Banner mit dem Slogan sind 42,2 Prozent der Befragten vertraut. Trotz aller Bemühungen sterben in Deutschland jedes Jahr mehr als 20.000 Menschen an den direkten Folgen ihres Alkoholkonsums. Rund 1,77 Millionen gelten als alkoholabhängig. Etwa 200 Krankheiten werden durch den Alkoholkonsum mitverursacht, so erhöht er beispielsweise das Risiko von Krebs und Herzkreislauferkrankungen.

Die BZgA-Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ ist die umfangreichste Alkoholpräventionskampagne in Deutschland und wird vom Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) gefördert. Dr. Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbandes, erläutert die Studie: „Die Abnahme des Alkoholkonsums im Jugendalter zeigt, dass unsere Präventionsarbeit ihr Ziel erreicht. Nun kommt es darauf an, Gesundheitskompetenz über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs noch stärker in den Lebenswelten der Jugendlichen zu verankern. Daher wollen wir gemeinsam unsere Angebote für Jugendliche in Schulen und Kommunen weiter ausbauen.“

Informationen zu den Alkoholpräventionskampagnen der BZgA:

www.kenn-dein-limit.info – Zielgruppe Jugendliche ab 16 Jahre

www.kenn-dein-limit.de – Zielgruppe Erwachsene

www.null-alkohol-voll-power.de – Zielgruppe Jugendliche unter 16 Jahre
 

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