Guter Start

Es kann noch viel passieren

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 27. August 2019


DEUTSCHLAND (Berlin) – Hitzewellen und Dürreperioden in einigen Regionen Deutschlands drücken auch in diesem Jahr die Erntebilanz. Wie der Deutsche Bauernverband (DBV) jüngst mitteilte, fuhren die Landwirte eine „leicht unterdurchschnittliche“ Getreideernte ein. Auch für Obst und Gemüse sei es „erneut ein schwieriges Jahr“ gewesen. Die Trockenheit habe auch zu höheren Kosten für die Bewässerung geführt. Im Durchschnitt müsse von Kosten in Höhe von zehn Prozent des Umsatzes der Betriebe ausgegangen werden. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte in Berlin, die Klimaveränderungen spüre die Agrarwirtschaft nun „schon im dritten Jahr“. 

Bei Äpfeln werde eine „gute Ernte“ von rund 912.000 Tonnen erwartet. Angesichts der guten Zahlen von 2018 sei das aber ein Rückgang von 24 Prozent. Für den Wein sagte Rukwied erneut eine „sehr gute Qualität“ voraus, wenngleich die Erntemenge ebenfalls nicht an die Rekordzahlen des vergangenen Jahres heranreichen werde.

Winzer zeigen sich hoffnungsvoll

Fragt man beim DWI nach, so seien die deutschen Winzer optimistisch in die diesjährige Weinlese gestartet. Die Federweißenlese begann in der Pfalz und in Rheinhessen schon Mitte August. Erwartet würden „frische, fruchtige neue Weine“, sagte Ernst Büscher vom DWI zum Saisonstart. Grund sei der regenarme, sonnige Sommer.

Zwar seien im Juli in vielen Regionen Trauben sowohl durch die Hitze als auch durch Hagel beschädigt worden, allerdings habe dies keine Folgen für die Qualität gehabt, hieß es. Entscheidend für die Qualität des Jahrgangs sei indes die Witterung der kommenden Wochen, betonte das DWI.

Die Hauptweinlese startet Mitte September, spätere Sorten werden mitunter erst Anfang Oktober geerntet. „Bis dahin kann noch viel passieren“, betonte Büscher. Aktuell entspricht der Entwicklungsstand der Reben demnach ungefähr dem 30-jährigen Mittel.

Stimmen aus der Politik

Die Grünen forderten angesichts der aktuellen Bestandsaufnahme eine umfassende Ackerbaustrategie und eine Bewirtschaftung, die an die Ökosysteme angepasst sei. „Die Milliardengelder, die in die Landwirtschaft fließen, müssen endlich zum Aufbau einer klimagerechten und stabilen Landwirtschaft genutzt werden“, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Grünen-Politikerin Renate Künast ergänzte, das Wassermanagement „komplett neu zu denken“.

Die FDP sprach sich, ähnlich wie auch vom DBV gefordert, für die Einführung einer Risikoausgleichsrücklage in der Land- und Forstwirtschaft aus. Nur so kämen die Bauern aus ihrer „Bittstellerposition“ heraus, erklärte der FDP-Agrarexperte Frank Sitta.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärte, Ministerin Julia Klöckner (CDU) werde „noch dieses Jahr ihre nationale Ackerbaustrategie vorstellen“, mit der der Beitrag des Ackerbaus zum Klimaschutz ausgebaut werden solle. Das Ressort verwies zudem darauf, dass es sich bei der DBV-Erntebilanz um Prognosen handle. Zahlen auf Basis amtlicher Erhebungen stelle das Ministerium in Kürze vor.

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