Weinland Österreich: Trotz Krise mehr Export

05.01.2010 - rk-yoopress-cs R.KNOLL

ÖSTERREICH (Wien) - Krise…? Kennen wir (fast) nicht. Das sagt sich zumindest die österreichische Weinwirtschaft, die zum Jahresende 2009 bei einer Pressekonferenz in Wien wieder einmal eine ausgezeichnete Bilanz vorlegen konnte - wobei ein kleiner Teufel im Detail steckte. Denn es gab zwar mit einer Exportmenge von hoch gerechneten 65 Mio. Liter gegenüber 2008 einen Zuwachs von 8,3 Prozent. Aber der damit erzielte Erlös von 112 Mio. Euro lag unter der Summe des Vorjahres (knapp 112 Mio. Euro). Mit anderen Worten: der Durchschnittspreis für österreichischen Wein sank relativ deutlich von 1,88 Euro/Liter auf 1,72 Euro/Liter.

 

Überrascht zeigte sich niemand von dieser Entwicklung. Schließlich hatte Österreich 2008 mit einer Ernte von etwa 3 Mio. Hektoliter deutlich mehr als normal eingebracht (langjähriger Schnitt 2,5 Mio. hl). Der Anteil an Tafelwein lag bei etwa 30 Prozent. Die Übermenge musste billig als offene Ware auch im Export vermarktet werden - sehr zur Freude zum Beispiel der deutschen Sektindustrie. Der Fasswein-Anteil im Export, bis 2003 noch absolut dominant, aber seitdem stark rückläufig, nahm durch diese Ausnahme-Situation wieder zu auf 27,3 Mio. Liter (Vorjahr 21,9 Mio. Liter).

In einem Jahr, da ist man sich bei der Österreich Wein Marketing sicher, wird die Bilanz wieder anders aussehen. Denn der 2009er Jahrgang ist nicht nur sehr gut, sondern außerdem knapp. Weinbaupräsident Josef Pleil unterbot in Wien sogar die offizielle Schätzung von 2,3 Mio. Liter: "Es werden wohl nur 2,1 Mio. Liter sein."

Zufrieden sind die Österreicher mit dem Inlandsmarkt und vor allem der Entwicklung im Lebensmittelhandel. Hier stieg der Marktanteil von Austria-Wein mengenmäßig um 5,3 Prozent auf 65,2 Prozent und wertmäßig auf 64,9 Prozent. Von solchen Zahlen können die deutschen Erzeuger nur träumen. Der lange Zeit rückläufige Ab-Hof-Verkauf blieb mit 30 Prozent konstant. Die Gastronomie erlebte merkliche Einbrüche durch die Wirtschaftskrise, während der Heimkonsum zunahm. Insgesamt konsumierten die Österreicher rund 2,4 Mio. hl, etwa drei Viertel davon entfallen auf heimische Gewächse.

Im Export ist Deutschland nach wie vor mit weitem Abstand führend. 46,9 Mio. Liter wurden 2009 über die Grenze geliefert (Plus 8,4 Prozent). Auch der Exportwert nahm leicht auf 65,4 Mio. Euro zu (1,7 Prozent mehr). Beim Weißwein (70 Prozent Anteil) liegt Österreich mittlerweile mit 6,4 Prozent Marktanteil auf dem dritten Platz hinter Deutschland und Italien. Die Schweiz ist wertmäßig der zweitwichtigste Markt (2,9 Mio. Liter Wein, 12,9 Mio. Euro Erlös). Mehr Wein wird zwar in die Tschechische Republik geliefert (5,5 Mio. Liter), aber hier ist der Wert mit lediglich 3,4 Mio. Euro recht gering.

Wer sich über einen niedrig anmutenden Durchschnittspreis für österreichischen Wein auf dem deutschen Markt von rund 1,40 Euro/Liter wundert, muss wissen, dass die Kofferraum-Exporte, die in der Regel zu deutlich höheren Preisen über die Grenze gebracht werden, nicht von der Statistik erfasst werden. Geschätzt wird hier eine Menge von über 10 Mio. Liter.