"Le Beaujolais Nouveau est arriver en Asie!"

04.12.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Um den Durst der Asiaten nach dem Beaujolais Primeur (auch Beaujolais Nouveau genannt) zu stillen, haben neben den normal großen Cargo-Fliegern jüngst sechs riesige Transportflugzeuge den französischen Jungwein nach Hongkong geflogen. Laut Pressenotiz der Pariser Flughafenverwaltung habe die Fluggesellschaft Cathay Pacific mit ihren Boeing 747-800 Ende November insgesamt fast 2000 Tonnen Beaujolais Primeur von Paris nach Hongkong transportiert. Von Hongkong aus wurden die Flaschen in mehrere asiatische Länder gebracht und standen pünktlich zum weltweiten Verkaufsstart Ende November in den Regalen.

 

Der Beaujolais Primeur kommt jedes Jahr traditionell am dritten Donnerstag im November in den Handel. Die Asiaten, und insbesondere die Japaner, sind große Fans des Weins, von dem 40 Prozent von Frankreich aus ins Ausland exportiert werden. Im vergangenen Jahr hatte Japan fast acht Millionen Flaschen importiert - das ist mehr als viermal so viel wie die USA. 

Aus dem nördlich der Stadt Lyon gelegenen Weinbaugebiet Beaujolais stammend wird der Jungwein aus der Rebsorte Gamay, die ansonsten in Burgund für die gehobenen Qualitäten nicht zugelassen ist, gekeltert. Bereits in 1951 erwirkten die hiesigen Winzer eine Ausnahme im Weinrecht, dass ihnen erlaubte den roten Beaujolais vor dem 15. Dezember in den Handel zu bringen. Aus der frühen Verfügbarkeit und der anfänglichen Begierde der englischen Upper-Class nach diesem süffigen Wein entwickelte sich in der Folge ein Massenkult. 

Früher gab es durchaus gute Beaujolais Primeur - auch heute bemühen sich einige Erzeuger um Qualität, doch in den letzten 20 Jahren entwickelte sich der Wein durch eine enorme Nachfrage und einhergehender Massenproduktion sowie durch Zusatz von Aromen, Zuckerung und künstlich zugefügtem Alkoholgehalt zu einem „Saufwein“. Das der so „geschönte“ Beaujolais Primeur auch durch einen beschleunigten Vinifizierungsprozess (Mazeration in Kohlensäuregas) heute zumeist keine besondere Qualität aufweist, scheint die Konsumenten – jedenfalls in Asien – nicht zu stören. Doch auch außerhalb Asiens lieben die Fans seinen intensiven Duft und seine Fruchtaromen - beides ist allerdings nicht von Dauer. Lange aufbewahren oder sogar lagern sollte man den Beaujolais Primeur nicht, eher noch im Entstehungsjahr „genießen“, ansonsten können sich essigartige Aromen breit machen. Mitunter begleitet der Beaujolais Nouveau beispielsweise Käse-, Leber- und Blutwurstbrote, Pizza, Gemüse- und mediterrane Gerichte mit Hühnchen ganz passabel.

Der Beaujolais Primeur ist nicht zu vergleichen mit den Cru oder Grand Cru aus dem gleichnamigen Weinbaugebiet. Im Norden der Region sind zehn Appellationen definiert, die zumeist nach den Gemeinden benannt sind. Diese Teilregion ist geprägt durch markante Hügelformationen und verfügt über bessere Böden aus Granitgestein. Zu diesen Appellationen mit Sonderstatus gehören Saint-Amour, Juliénas, Chénas, Moulin à Vent, Morgon, Chiroubles, Fleurie, Brouilly und Côte de Brouilly. Hier entstehen Weine, die eine qualitative Spitze der Anbauregion darstellen, zumeist Jahrgangsweine sind und im Gegensatz zum Primeur auch gelagert werden können.

„Selbst Zeitgenossen, die Médoc nicht von Mâcon unterscheiden können und Pauillac für eine Automarke halten, also von französischem Wein absolut nichts verstehen, können beim Beaujolais Primeur mitreden. Der duftige, leichte, verführerische Wein, dessen Auftritt so gekonnt im Spätherbst zelebriert wird, hat es ihnen angetan. Dies ist ein Rotwein zum Einfach-So-Trinken, zum Leben, zum Lachen, dem nichts Geheimnisvolles oder Tiefgründiges anhaftet, der keine besondere Kennerschaft verlangt und der vor allem nicht vorgibt etwas anderes zu sein, als er ist: ein junger, fröhlicher Nachgeschmack des vergangenen Sommers“, schreibt Verena Zemme in ihrem Artikel ‚"Le Beaujolais Nouveau est arrivé!’ auf wissen.de.