Über 1000 Jahre alt und immer wieder neu!

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 12. April 2019

DEUTSCHLAND (Odernheim) – Normalerweise bilden sich Namen von Weingütern aus der Gründerfamilie, sei es nur mittels Verwendung des Familiennamens, sei es mit dem Zusatz eines Vornamens, manchmal wird auch der Ort zum Weingutsnamen. Das ist die Regel. Ist ein Weingut einmal erfolgreich, basierend auf Tradition, Weinqualität und Kundenstamm, gleicht eine Änderung des Namens schon einem ungewissen Abenteuer – es sei denn, es gibt einen unumstösslichen Grund für einen neuen Weingutsnamen.

Überlegungen waren lange diskutiert, bis die Entscheidung fiel: „Wir ändern unseren Namen!“ So geschehen beim „Weingut Klostermühle Odernheim“ – triftige Gründe führten dazu, denn der Erwerb erheblicher Rebflächen des ehemaligen Weingutes von Racknitz in der renommierten Spitzenlage „Kloster Disibodenberg“ – gleichbedeutend mit dem nun fast vollständigen Alleinbesitz dieser Lage, war ausschlaggebend für das Odernheimer Weingut. Dessen Eigentümer nennen den traditionsreichen Betrieb ab sofort „Weingut Disibodenberg“. Mit seiner Adresse „Am Disibodenberg 1“ liegt dieses tatsächlich zu Füßen des monumentalen Weinberges „Kloster Disibodenberg“ – dort bewirtschaftet das Gut rund 9,5 Hektar Rebfläche, vorwiegend Steil- und Steilstlagen.

„Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir mit der Pflege und dem Erhalt dieser erstklassigen Riesling-Lage an einem der ältesten Weinberge Deutschlands übernommen haben. Für unser Haus ist das eine große önologische, aber auch betriebswirtschaftliche Herausforderung mit kulturgeschichtlicher Dimension“, erklärt Eigentümer Prof. Christian Held.

An den Südhängen des Disibodenbergs, auf dessen Plateau die heilige Hildegard von Bingen mehr als 40 Jahre lang gelebt hat, wurden schon im Mittelalter Weintrauben kultiviert. Die Lage „Odernheimer Kloster Disibodenberg“ wird durch den Weinführer „Vinum“ zu den „großen deutschen Terroirs“ gezählt. Laut „Gault Millau“ gehört der Disibodenberg zu den wertvollsten Weinbergen an der Nahe. Das Weingut Disibodenberg besitzt und bewirtschaftet das Herzstück des Südhanges, in dem auch das weithin sichtbare Weinbergshäuschen steht, das 1811 errichtet wurde. Dieses dient auch als Wahrzeichen des Gutes.

Der Boden der ganz nach Süden ausgerichteten Steillage besteht aus Tonschiefer und Sandstein. Die unweit gelegene Flussaue sorgt für ausgleichendes Klima, also eine idealtypische Riesling-Lage. Die Weine vom Disibodenberg zeichnen sich durch feinste Frucht und eine mineralische Art aus, die zudem durch ihre Kraft und Eleganz überzeugen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Weingutes Disibodenberg liegt auf Burgundern. Bisher bewirtschaftete das Weingut Disibodenberg bereits die größte Pinot-Noir Fläche an der Nahe und verfügt mit dem Weinberg Montfort im Alleinbesitz über 5,5 Hektar sowie am Kapellenberg über 10,5 Hektar erstklassige Weinberge auch für Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay-Trauben. Die hochwertigen Montfortsekte runden das vielseitige Angebot ab. 

„Wir werden uns weiterhin mit ganzem Herzblut unseren Burgundern widmen“, verspricht Kellermeister Thomas Zenz vor dem Hintergrund einer fundamentalen Veränderung: „Uns wurde jetzt ein Riesling-Weinberg anvertraut, bei dem es eine Lebensaufgabe sein wird, dessen volles Potenzial zu heben und zur Entfaltung zu bringen“, ist er sich bewusst. Um dieser zusätzlichen Verantwortung gerecht zu werden, wurde das Team des Weingutes durch den jungen Diplom-Önologen Magnus Blätz verstärkt.

Eine neue Generation von Etiketten verdeutlicht den Zusammenhang von Beständigkeit und Wandel sowie von Tradition und Moderne. Neue Produkte wie der „Dizzy Beau“, ein tänzerisch, feingliedriger Riesling, sowie „Rosa“, ein duftiger Spätburgunder-Weißherbst, stehen für die Vielseitigkeit des grandiosen Jahrganges 2018, dessen Weine in den nächsten Monaten abgefüllt werden. In Zusammenarbeit mit dem Film-Komponisten und Weinkenner Harold Faltermeyer wurde der Grauburgunder „Melody“ kreiert, der ebenfalls neue Kunden gewinnen soll.