Von der Bank ins Nahe-Weingut

16.01.2012 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Bad Sobernheim) - Er wuchs zwar in einem kleinen Selbstvermarkterbetrieb in Bad Sobernheim im Anbaugebiet Nahe auf. Doch obwohl in dieser Region beste Voraussetzungen für Weinbau existieren (ausgewiesen heute durch Betriebe wie Dönnhoff, Schäfer-Fröhlich, Emrich-Schönleber, Crusius in der Nachbarschaft) drängte es Christian Bamberger nicht danach, Winzer zu werden. Er war zwar nach dem Abitur ein Jahr in Kalifornien und fand im Napa Valley beim Reinschnuppern in die dortige Wein-Universität eine Beziehung zu Rotwein. Aber er studierte lieber Betriebswirtschaftslehre und war dann bei einer Bank in Frankfurt in der Schulung für Anlageberater tätig.

 

Doch dann starb im Jahr 2000 die Mutter, die aus Rheinhessen stammte und drei Hektar im Raum Stadecken-Elsheim in die Familie eingebracht hatte. Der Vater stand mit dem unbekannten 8-Hektar-Betrieb Steinhardter Hof plötzlich als nicht mehr ganz jugendlicher Einzelkämpfer da und brauchte Hilfe. Christian Bambergers Bruder, der ursprünglich mal als Nachfolger ausersehen war, hatte ebenfalls andere Berufsziele und lebte zu diesem Zeitpunkt schon in Wien. Also musste der Frankfurter Banker ran.

Zunächst half der Junior auf Sparflamme. Dann war er von Donnerstag bis Sonntag Zuhause tätig und nur mehr die restliche Zeit in der Bank. Und als schließlich der Vater vor fünf Jahren als 63-Jähriger nicht mehr weitermachen wollte, übernahm Christian Bamberger 2006 im schon gestandenen Alter von 36 Jahren komplett. Die gelegentliche Mitarbeit im Weinberg und Keller schon in der Jugend lieferte das Rüstzeug. Ansonsten musste er sich als Autodidakt zurecht finden.

Hilfestellung bei kritischen Fragen gaben nette Kollegen wie Harald Hexamer oder Namensvetter Heiko Bamberger in Meddersheim. Ansonsten findet er noch Unterstützung bei seiner Lebensgefährtin, die sich um das Büro kümmert. Der Vater zog sich komplett zurück. Obwohl einiger Investitionsstau im Betrieb bestand, lachte sich der inzwischen 42-Jährige noch zusätzliche Kosten (und Arbeit) mit einigen weiteren Hektar in steilen Lagen an. Er nutzte die Chance, auf Schlossböckelheimer Fluren Reben neu anzulegen und beschreibt ansonsten die Entwicklung so: „Ich gehe Schritt für Schritt voran, etwas langsam, aber es ist viel zu tun.“

Die Außenanlagen werden gerade aufgefrischt. Noch weist ein Schild an der Hauptstraße auf den alten Betriebsnamen hin, obwohl das Weingut mittlerweile unter dem Namen von Christian Bamberger firmiert. Im Keller wurden gerade einige Kunststofftanks aussortiert und dafür eine Reihe Barriques angeschafft. Die sollen vor allem den Rotweinen den letzten Schliff geben. Bei Weiß wird nur ein Chardonnay mit viel Fingerspitzengefühl im neuen Holz vinifiziert.

Der „Jungwinzer“ will sich vor allem mit Rot profilieren. Er verweist darauf, dass das Gebiet westlich von Bad Kreuznach wie auch die Region Nahe insgesamt für ihre Weißweine, vor allem den Riesling, bekannt ist, aber dass hier wenig überdurchschnittlicher Rotwein erzeugt wird. „Damit kann ich mich profilieren“, ist er überzeugt. Schaffen will er das nicht mit preiswerten Weinen. Die normale Kollektion beginnt mit einem Riesling für 7,50 Euro, die Rotweine klettern teilweise über die 20-Euro-Marke (Cuvée Réserve, Cabernet Dorsa).

Wichtig ist die stimmige Qualität. Sein Barrique-Chardonnay ist ein pfiffiger Wein mit viel Trinkfluss, der Riesling „S“ hat angenehm mineralische Noten und Saft, der Sauvignon blanc ist zurückhaltend im Aroma, aber ungemein würzig auf der Zunge. Mit seinem Schlossböckelheimer Riesling, der sich herrlich ungeschminkt gibt, kann man wunderbar erklären, was „Terroir“ beim Wein bedeutet. Die Bezeichnung „Vulkangestein“ lässt sich auf positive Art schmecken.

Bei den Rotweinen zeigt der Spätburgunder viel Feuer. Die neue Züchtung Cabernet Dorsa, die häufig für Cuvées verwandt wird, ist hier ein selbstständiger, geschmeidiger Rotwein. Gelungen sind der Sekt Blanc de Noirs vom Spätburgunder, ein herzerfrischender Wein ist der andere „Farblose“, ein Merlot Blanc de Noirs.

Abgeschafft hat Bamberger das Prädikatssystem. Beerenauslesen oder Eisweine strebt er ohnehin nicht an. Ein Riesling mit 80 g/l Restzucker wird dagegen in der Preisliste als „edelsüß“ deklariert. Kreiert wurde eine Edellinie unter der Bezeichnung „7byCB“ mit aktuell acht Rotweinen (darunter sogar ein Dornfelder) und einem Weißwein, dem erwähnten vulkanischen Riesling.

„Die Zahl sieben ist so etwas wie eine Glückszahl“, erläutert der Winzer. „Sie ist eine Art Symbol für Vollkommenheit. Das muss zwar nicht unbedingt für unsere Weine gelten. Aber wir wollen damit ausdrücken, dass diese Weine viel Aufmerksamkeit verdienen.“ Erfreuliche Aufmerksamkeit wurde dem Betrieb schon selbst zuteil. Der aktuelle Gault Millau spricht von einem „kometenhaften Aufstieg“ und einer „Kollektion aus einem Guss“.

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