Welschriesling

WEL(S)CH EIN WEIN!

Text: Rudolf Knoll, Ursula Geiger, Foto: gettyimages / unpict

Welschriesling ist nicht verwandt mit dem klassischen Riesling, kann aber durchaus dessen geschmackliche Bandbreite von trockenen bis zu edelsüssen Gewächsen vorweisen und hervorragenden Sekt liefern. Die Anblaufläche in Österreich ist zwar in den letzten Dekaden zurückgegangen, doch im Burgenland und in der Steiermark erlebt die Sorte gerade eine sanfte Renaissance. Welschriesling ist nicht verwandt mit dem klassischen Riesling, kann aber durchaus dessen geschmackliche Bandbreite von trockenen bis zu edelsüssen Gewächsen vorweisen und hervorragenden Sekt liefern. Die Anblaufläche in Österreich ist zwar in den letzten Dekaden zurückgegangen, doch im Burgenland und in der Steiermark erlebt die Sorte gerade eine sanfte Renaissance.

Was ist die Nummer zwei der Weissweinsorte in Österreich hinter dem mit Abstand führenden Grünen Veltliner? Keineswegs ein Klassiker wie Riesling oder Weissburgunder, sondern eine Rebe, die zwar international vor allem im Osten Europas (Serbien, Rumänien, Kroatien, Ungarn) weit verbreitet ist, aber in Austria schon fast als autochthon gilt. Seine stärkste Verbreitung hat der Welschriesling in der Steiermark sowie im Burgenland. Rund 3338 Hektar stehen in ganz Österreich unter Reben. Hinzu kommen sicher noch diverse Flächen, die aber in der Bilanz in der Rubrik Gemischter Satz verschwinden, eine Kategorie, die in Austria zunehmend Bedeutung hat und in Wien sogar den DAC-Status bekam.

Im Burgenland wächst die Sorte auf gut 1200 Hektar; das ist deutlich mehr, als die Steirer vorweisen können, wo rund 750 Hektar mit Welschriesling bestockt sind. Vor 40 Jahren waren es rund 2400 Hektar. Damals wurde es noch besonders geschätzt, dass die spät reifende Rebe auch bei geringen Niederschlagsmengen gut gedeiht und hohe Erträge bringt. Aber Letzteres ist heute nicht mehr gefragt. Und selbst an eine besondere Stärke der Sorte muss öfter mal wieder nachdrücklich erinnert werden, weil diese Geschmacksrichtung aktuell nicht sonderlich modern ist: Welschriesling ist in der Lage, geniale Süssweine zu liefern! Auf diesem Gebiet kann die Sorte zu Hochform auflaufen, obwohl ihre Botrytisanfälligkeit gering ist. Sie wartet dann mit vielschichtiger, fruchtiger Aromatik, feiner Würze und anregender Frucht auf und kann sich hier durchaus mit grossen Süssweinen der Welt messen.

Woher sie kommt, wurde nie exakt nachgewiesen. In manchen Schriften ist von der Champagne die Rede, vermutet wird auch Norditalien, weil zahlreiche Synonyme wie Riesling Italico, Italien, Italian und Risling Italiansky bekannt sind. Sicher ist nur, dass es keine Verwandtschaft mit dem klassischen Riesling gibt, schon weil es im Geschmack und Aroma deutliche Unterschiede gibt. Eine entfernte Verwandtschaft besteht mit dem säurebetonten Elbling, der in Deutschland früher vor allem für die Sektproduktion gefragt war. Das ist in Österreich auch ein Part für den Welschriesling. Vor allem im nordöstlichen Weinviertel im Raum Poysdorf wird seine Eignung für schäumenden Wein geschätzt.

Im Burgenland und in der Steiermark zeichnet sich seit einigen Jahren eine Renaissance für den Welschriesling ab, verbunden mit dem Bestreben der Winzer, ihn auch im Premium-Bereich der trockenen Weine anzusiedeln. Hier kann die Sorte durchaus überraschen und zeigen, dass sie in dieser Version nicht nur Lieferant für herzhafte Zechweine sein muss. Einer der Protagonisten ist der Südburgenländer Uwe Schiefer, der sich schon seit mehr als zwei Jahrzehnten der Sorte annimmt und urteilt: «Unkompliziert, jedoch charaktervoll, sie spiegelt das einzigartige Terroir rund um den Eisenberg perfekt wider. Alte Rebstöcke holen aus den eisen- und schieferhaltigen Böden das Maximum heraus.» Schiefer baut die Sorte in grossen Holzfässern aus und ist im Keller ansonsten Minimalist. Er kann zudem eine gute Veranlagung zur Reife demonstrieren: Sein 2013er ist nach wie vor ein Freudenspender auf der Zunge. Lob verdienen auch die Ergebnisse von Winzern wie Heinz Velich und Reinhard Krutzler. Bei Velichs 2018er schwärmt Händler Pinard de Picard aus Saarwellingen von einem «herrlich erfrischenden Wein mit viel Würzigkeit und Tiefe». Krutzlers 2018er hat es Gerhard Biber (Weinfurore, München) angetan: «Nase kühl mit feinen Kräutern, feste Struktur, dezente Salzigkeit, toller Welschriesling mit Frische und Druck.»