Dossier Friaul 2020

Auf den Hügeln des Friaul-Julisch

Fotos: Sabine Jackson / Marco Milani

Von perfekter Harmonie, feinwürzig und zart am Gaumen, so soll eine Scheibe Prosciutto di San Daniele sein, erklärt Lorenzo Bagatto. Mit rund 6000 Schinken pro Jahr trägt die kleine Prosciutteria Bagatto in San Daniele zum Ruf des Städtchens als Prosciutto-Mekka des Friaul bei. Der Prosciutto di San Daniele ist dabei ohne Zweifel eines der kulinarischen Aushängeschilder, nicht nur der Region, sondern ganz Italiens. Von anderen Ursprungsbezeichnungen unterscheiden den DOP-Schinken, dass die Schweinekeulen nur aus italienischer Produktion stammen dürfen und nur mit Meersalz eingerieben werden, bevor der Trocknungsprozess beginnt. «Dieser dauert dann 17 bis 18 Monate, bevor der Schinken die geschützte Ursprungsbezeichnung tragen darf», sagt Lorenzo Bagatto. Serviert wird er dann hauchdünn geschnitten am besten zu einem Glas Friulano. Denn Genussreisende finden zwischen San Daniele del Friuli, Cividale del Friuli, den Valli del Torre und Gorizia alles, was das Herz begehrt: zum Beispiel den feinwürzigen Käse aus Fagagna oder – weniger bekannt – das Pestât, ein regionales Pesto aus Gartenkräutern und Speck. Eine Gemüse-Spezialität ist hingegen die Rosa di Gorizia, ein intensiv- roter Radicchio mit leicht bitterem Geschmack und knackigem Biss.

«Der Picolit ist einer der eigenständigsten Süssweine Italiens.» 

Sandro Iacuzzi

Darüber hinaus liegen vier DOC-Gebiete der Weinproduktion in diesem ausgedehnten Teil der Region: Friuli Grave, Friuli Colli Orientali, Friuli Isonzo und Collio; sie stellen gemeinsam mit den DOCG-Gebieten Picolit, Ramandolo und Rosazzo ein einzigartiges weinbauliches Erbe dar. Weitum sichtbar ist das durch die ausgedehnten Weinberge, in denen Trauben für fruchtige weisse Friulano, Sauvignon Blanc, Ribolla Gialla, Pinot Grigio, Pinot Bianco und die roten Refosco dal Peduncolo Rosso, Merlot und Schioppettino wachsen.

Oder für den raren Tazzelenghe, einen fruchtigen, säurebetonten Rotwein aus der gleichnamigen Rebsorte, der nur von sieben Produzenten gekeltert wird. Einer davon ist Sandro Iacuzzi, der bei Montina gemeinsam mit seiner Tochter Marta elf Hektar Reben in kleinen Parzellen kultiviert: Der Tazzelenghe seines Gutes Jacuss bleibt zwei Jahre in gebrauchtem Holz, um sich abzurunden. Der 2015er überzeugt durch seine Beerenaromatik, seinen fruchtig-kernigen Charakter und doch auch seine Eleganz. Auf einem kleinen Rebberg vor der kleinen Kellerei kultiviert er noch eine andere Spezialität der Region: die Trauben für süssen Picolit DOCG. Sandro Iacuzzi: «Mit seinen Mandel- und Honigtönen und der Balance zwischen Süsse und Säure ist der Picolit einer der eigenständigsten Süssweine Italiens.» Das önologische Aushängeschild von Friaul- Julisch Venetien ist aber der weisse Friulano, ein Wein, der in seinem Namen auch den der Region trägt. Einer seiner renommiertesten Produzenten ist Adriano Gigante, der bei Corno di Rosazzo ein gutes Dutzend Hektar Rebberge bewirtschaftet. Sein Friulano Vigneto Storico ist dabei einer der meistprämierten Weine dieser Rebsorte: Er stammt von einem mehr als 50 Jahre alten Rebberg in Terrassenlage auf sehr mineralischen Böden. Das trägt zur Salzigkeit und zum Schliff, zur Struktur und zur Eleganz des Weines bei. Adriano Gigante: «Dabei ist der Wein überraschend langlebig, gewinnt sein Maximum erst nach einigen Jahren Reife in der Flasche.» Und passt natürlich auch zu einem Prosciutto aus San Daniele, aber das hat schon Rino Bagatto betont.