Alpin + mediterran

Kellerei Meran, Marling

Fotos: Helmuth Rier

Die Meraner Genossen haben einen aussergewöhnlichen Umstand vorzuweisen, der sie fundamental von anderen Kellereien Südtirols unterscheidet: Es sind gleich zwei Anbaugebiete, die hier unter einem Dach vereint werden – und diese könnten gegensätzlicher kaum sein. Da ist die warme Region Meran selbst, wo in den Gärten und Parks auch schon mal Palmen, Zypressen und Olivenbäume stehen. Und gen Westen schliesst sich das alpine Vinschgau mit seinen Kälte und Dürrewellen an – dort finden sich selbst in tausend Metern Höhe noch Rebflächen der Kellereimitglieder. Genau dieser Kontrast macht einen der Reize dieses Betriebs aus, sich mit Rebsorten und Stilen breit aufzustellen. Man kann die Weine im 2010 entstandenen Neubau oberhalb von Marling mit seiner Panorama-Önothek und dem 360-Grad-Blick auf den Meraner Talkessel kennenlernen. 2010 fusionierte die Kellerei Meran mit der Burggräfler Kellerei – ein neuer Betrieb war geboren. Seit April gibt es in Meran eine eigene City-Vinothek.

Coole Leitsorten

Bis vor wenigen Jahren bestand der Rebsortenspiegel aus mehr Rot- als Weissweinen. Dass sich dies nun wandelt, liegt nicht zuletzt am Ausloten der Möglichkeiten im Vinschgau. Kühle und Ertragsreduzierung bringen straffe, druckvolle und auch mineralische Weine hervor, die den modernen Zeitnerv treffen. Insgesamt haben sich bei den Weissweinen Weissburgunder, Gewürztraminer, Pinot Grigio und immer stärker auch Chardonnay als Leitsorten herauskristallisiert. Auch Riesling und Kerner sind im Anbau, eine Spezialität für Südtirol. Bei den Roten dominieren Vernatsch, Lagrein und Blauburgunder.

Vernatsch reloaded

Die 360 Mitglieder werden vom Weinbeauftragten und vom Kellermeister der Kellerei beständig angeleitet, so präzise wie nur möglich zu arbeiten. Das zahlt sich in dem Wissen aus, dass Qualitätsstreben gar nicht mehr gross als Wunsch in den Raum gestellt werden muss. Bestes Beispiel hierfür ist eben der Vernatsch, immerhin für fast 30 Prozent der Gesamtproduktion verantwortlich. Hier ist man zurecht stolz darauf, einen enormen Sprung nach vorne gemacht zu haben, auch um der früher arg gescholtenen und gebeutelten Sorte wieder einen gerechten Platz im Ansehen zu verschaffen.