Wein & Handwerk: Wein Heimat Württemberg 1/2022

Spargel & Erdbeeren – so lecker schmeckt die sonnige Jahreszeit!

Text: Marina Eger, Fotos: Daniel Schneider

Endlich ist es so weit: Wir können uns wieder über knackige Spargel-Gerichte in allen Variationen freuen. Und über saftige, schmackhafte Erdbeeren. Egal ob als Dessert, als Gsälz oder im Drink – diese kulinarischen Highlights aus dem Ländle haben wir über den Winter doch so richtig vermisst, oder?

Selten fällt es mir so leicht, die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen wie im Frühjahr und Sommer. Das klappt richtig gut, wenn es endlich wieder Spargel und Erdbeeren gibt. Jetzt mal ehrlich: Nichts gegen die Wintersorten von Obst und Gemüse, aber mit Grünkohl und Rosenkohl fällt mir das schon deutlich schwerer. Deshalb bin ich ziemlich dankbar, wenn endlich wieder leckere Erdbeeren verkauft werden und Sorten wie Mieze Schindler, Polka und Lambada meinen Speiseplan versüßen. Und nicht nur meinen – schließlich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Erdbeeren in Deutschland bei durchschnittlich 3,8 Kilogramm.

Endlich wieder Erdbeerzeit bedeutet auch deutlich mehr Kreativität bei der Ernährung. Vom French-Toast mit Erdbeeren oder Smoothie zum Frühstück über den Salat mit Balsamico-Erdbeeren und Ziegenkäse-Kräuter-Talern bis hin zum Erdbeersirup im Secco. Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, Erdbeeren in der Küche einzusetzen abseits vom üblichen Tortenboden und Gsälz. Auf jeden Fall lohnt es sich, auch mal ganz besondere Sorten zu probieren. Schließlich gibt es auch weiße Erdbeeren, die nach Ananas oder Pfirsich schmecken, tief dunkelrote, fast schwarze Erdbeeren und auch gelbe Erdbeeren mit besonderen Geschmacksnuancen.

Die bieten auch die verschiedenen Spargel-Varianten. Mit Abstand am beliebtesten ist der weiße Spargel – auch Bleichspargel genannt. Gefolgt vom violetten und grünen Spargel. Dieser hat einen besonders hohen Vitamin-C-Gehalt und überzeugt geschmacklich. Toller Nebeneffekt: Grüner Spargel muss so gut wie gar nicht geschält werden. Maximal die holzigen Enden, das reicht völlig aus. Je nach Wetterlage wird Spargel ab Anfang/Mitte April geerntet. Temperaturen um die zwölf Grad sind wichtig für das Wachstum, welches bei entsprechenden Temperaturen am Tag durchaus auch mal 15 Zentimeter betragen kann. Die Spargel-Erzeuger gewährleisten durch eine clevere Auswahl der Sorten und vor allem durch die Farbe der Folien-Tunnel, dass bis zum Ende der Spargelsaison am 24. Juli – dem Johannistag – durchgängig geerntet werden kann.

Davor müssen die besonders beliebten und ertragreichen Spargel-Sorten wie Baklim, Cumulus, Ramires und Gijnlim aber erst mal drei Jahre wachsen, bis dann rund zehn Jahre geerntet werden kann. Die Nachfrage ist hoch: In Deutschland wurden in den Jahren 2019 und 2020 pro Kopf der Bevölkerung rund 1,7 Kilogramm Spargel verzehrt und auf insgesamt 22 400 Hektar wurde Spargel angebaut. Nachvollziehbar, schließlich ist Spargel ausgesprochen gesund. Er besteht zu 93 Prozent aus Wasser und hat somit nur 150 Kalorien pro Kilogramm. Ein echter Champion bei der Last-minute-Bikini-Diät ...

Tipp 1

Frisch vom Feld: Spargel aus Nürtingen

Es gibt den meteorologischen Frühlingsanfang. Und noch ein viel wichtigeres Signal, das für Sommer und Sonne spricht: Die Henzler-Spargelstände sind wiederaufgebaut. Knallrot leuchten die Häuschen an 33 Standorten rund um Nürtingen und sind voll mit vitaminreichen Leckereien. Fast täglich befinde ich mich hier, um ab Mitte April endlich tagesfrischen, knackigen Spargel zu kaufen. Und später natürlich auch Erdbeeren aus eigenem Anbau. Wie hoch mein Verzehranteil am Ertrag der Henzler-Anbaufläche von circa 40 Hektar ist, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht. Ich sag’s mal so: Andere kaufen sich Schuhe. Ich kaufe sehr oft Spargel. Umso glücklicher bin ich, dass ich im Familienbetrieb Henzler hinter die Kulissen schauen darf.

Lecker !

Spargel ist auch ganz ohne Schinken und Sauce Hollandaise richtig lecker. Besonders junge, dünne Stangen schmecken roh richtig aromatisch. Spargel muss nicht zwingend gekocht werden und macht beispielsweise auch als Salat mit fruchtigen Erdbeeren eine tolle Figur. Weitere tolle Rezepte und Inspirationen finden sich auch im neuen Kochbuch vom Rammerthof Henzler – den absoluten Experten rund um Spargel!

Guido Henzler leitet den Anbau und zeigt uns, wie man professionell Spargel sticht. Er erzählt uns, wie alles angefangen hat. Damals als der Vater auf einem kleinen Feld in Raidwangen mit Spargel experimentierte. Eine echte Erfolgsgeschichte: Heute ist Henzler einer der großen Player im Ländle. Auch der Verarbeitungsmaschinenpark im Rammerthof ist beachtlich: Neben der intelligenten Sortiermaschine hat mich vor allem die Schälmaschine beeindruckt, mit der riesige Mengen Spargel blitzschnell geschält werden. Ein toller Service, nicht nur für die Gastronomie, sondern auch für schälunwillige Endverbraucher wie mich. Gunther Henzler und Tochter Ann-Kathrin Merli sorgen auch fürs leibliche Wohl: Neben Hofladen und Verkauf gibt es im hauseigenen Restaurant auch jede Menge Spargel-Leckereien. Ich will nicht zu viel versprechen, aber wer den Spargelsalat nicht probiert, hat echt was verpasst …

Mehr Infos:
www.rammerthof.de

» Zum «Spargel-Focaccia vom Grill»-Rezept

Der passende Wein

Teamwerk Esslingen eG

2020 Blanc de Blanc, Weißwein trocken

Ein fruchtiger Weißwein, der sich rassig und elegant präsentiert. Duftig, sein Charakter erinnert an eine sommerliche Blumenwiese. Im Abgang erfreut er mit feinem Schmelz und überzeugt als stimmiger Begleiter für die Sommerküche.

Preis: 6,60 Euro

www.teamwerk-esslingen.de


Tipp 2

Erdbeeren mit Schlossblick

Auch nach vielen gemeinsamen Jahren schaut Irina Blötscher ihrem Mann Stephan noch bewundernd zu, wie er konzentriert von Hand Eier aufschlägt, um daraus einen besonders fluffigen Kaiserschmarren nach altem Familienrezept zu zaubern. Dazu gibt es fruchtig marinierte Erdbeeren – ein absoluter Dessert-Renner auf der Sommer-Speisekarte des Restaurants «Stern» in Lichtenstein-Unterhausen. Dass Stephan Blötscher sich mal dauerhaft begeistert in der Küche betätigen würde, hätte früher eigentlich niemand gedacht. Schließlich schlägt sein Herz auch heute noch für die Landwirtschaft. Aber da gibt es schließlich noch das Traditionsgasthaus, das seit 1928 von der Familie betrieben wird – und die Liebe zur Kulinarik.

Lecker !

«Erdbeermarmelade macht man ausschließlich im Sommer», dann hat man auch im Winter was davon. Nicht so Stephan Blöt-scher: Er macht das ganze Jahr über sein begehrtes Erdbeergsälz. Im Sommer friert er einfach die saftigsten und schmackhaftesten Früchte ein, um auch im Winter daraus richtig leckere Marmelade zu kochen. Die schmeckt besonders gut, duftet wie im Sommer und hat eine wunderbare Farbe.

Nach einem Praktikum machte er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann. Zum Glück, denn im Job fernab der Heimat lernte er seine heutige Frau Irina kennen. Und wusste gleich: Das passt. Gemeinsam verwirklichen sie seitdem ihre gastronomischen Träume und erweitern sukzessive den Familienbetrieb. Und das sehr erfolgreich! Wer regional den schönsten Sommergarten weit und breit sucht, wird im «Stern» fündig. Mit Blick aufs Schloss Lichtenstein kann man in wunderbar bepflanzter Umgebung einfach die Seele baumeln lassen. Und, wie ich finde, das beste Schnitzel weit und breit essen, während der Brunnen vor sich hinplätschert. Hier wachsen auch alle Kräuter, die neben vielen regionalen Zutaten verarbeitet werden. Im Sommer spielen natürlich schmackhafte Erdbeeren eine große Rolle. Nicht nur auf der Dessertkarte, sondern auch zum Mitnehmen. Das Erdbeergsälz ist heiß begehrt. Kein Wunder, es schmeckt ja auch fantastisch.

Mehr Infos:
www.stern-unterhausen.de

» Zum «Kaiserschmarren mit marinierten Erdbeeren»-Rezept

Der passende Wein

Remstalkellerei eG

2019 Muskattrollinger Rosé Sekt trocken

Diese Württemberger Spezialität betört mit einem fruchtig-blumigen Duft, der sich am Gaumen zu einer Aromenexplosion wandelt. Die Süße des Sekts unterstreicht dessen Aromenvielfalt.

Preis: 8,10 Euro

www.remstalkellerei.de


Tipp 3

Eingemachte Leckereien aus Albstadt

Wenn kurz nach Weihnachten viele Schokoladennikoläuse traurig in den Regalen stehen, zerbrechen sich Supermarktleiter den Kopf: Wie bekommen wir die unter die Leute? Nicht so Claudia Schairer aus Albstadt-Pfeffingen. Sie verarbeitet die verschmähten Nikoläuse in ihrer Manufaktur «Alb im Gläsle». Zusammen mit Früchten, wie zum Beispiel Erdbeeren, werden sie zu feinster Konfitüre. Oder veredeln den heiss begehrten Eierlikör. Natürlich darf auch ein saftiger Marmorkuchen aus dem Glas nicht fehlen – powered by Nikolausi oder wahlweise auch Osterhasi. Claudia Schairer hasst es, Dinge wegzuwerfen. Seit sie einen kleinen Tante-Emma-Laden im Ort eröffnete, war das natürlich schnell ein Problem.

Lecker !

In Claudia Schairers Manufaktur dürfen Erdbeeren nie fehlen. Mit dem hausgemachten Erdbeer­balsamessig zaubert man die feinsten Salatsaucen. Kompott-Liebhaber kommen voll auf ihre Kosten, egal ob mit oder ohne Schuss. Beim Erdbeergsälz muss man sich nur entscheiden: mit oder ohne Schoko. Zum Glück gibt's als herzhaften Ausgleich Suppen und Saucen. Und einen Online-Shop, um schnell Nachschub zu ordern ...

Paprika mit leichter Cellulite? Wird nicht mehr gekauft. Ebenso die Banane mit braunen Flecken, Pilze oder natürlich viele Beeren. Vor allem die umliegenden Streuobstwiesen bieten immer wieder Obstmassen, die optimal eingekocht werden können. Claudia experimentierte mit Rezepten und fing an, nach den Tipps ihrer Schwiegermutter einzukochen. Erst Kleinmengen, dann entstand die Manufaktur. Die Produktion wurde ausgelagert in ein benachbartes Gebäude. Aber der Platz reicht weiterhin nicht aus, um all die Fans von selbstgemachtem und eingekochtem Glück im Glas zu versorgen. Kein Wunder, denn Claudias Produkte schmecken nach Heimat und vor allem auch sehr nach Erinnerung an Kindheit. Sie kocht und weckt noch ein wie damals Oma – ohne Zusatzstoffe, oft vegan. Nur mit moderneren Methoden. Und erzeugt dieses wohlige Soulfood-Gefühl, wenn man das Weckglas mit Kompott öffnet und schon vor dem Probieren allein der Duft völlig für Glücksgefühle sorgt.

Mehr Infos:
albimglaesle.de

Der passende Wein

Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck eG

2021 Täles Secco rosé

Fruchtig-frischer Perlwein! Ein animierendes Spiel aus ausdrucksstarker Frucht und prickelnder Frische. Feine Frucht-Aromen überzeugen.

Preis: 6,90 Euro

www.weingaertner-neuffen.de

Rezept: Secco mit Erdbeersirup

Rezept für 2 Personen


2 Handvoll Erdbeeren (klein geschnitten)

100 ml Erdbeersirup

1 Limette, gepresst

300 ml Secco Rosé

4 Eiswürfel

2 Limettenscheiben zum Garnieren


Die Erdbeeren waschen und putzen, große Früchte zerkleinern und die Limette auspressen.

Limettensaft, Erdbeersirup und die Hälfte der Erdbeeren in ein hohes Gefäß geben und pürieren.

Das Püree auf zwei Gläser verteilen.

Jeweils zwei Eiswürfel dazugeben und mit einer Limettenscheibe garnieren.

Dann mit Secco auffüllen.