Vitiforst

Domaine les Dryades

Text und Fotos: Kaspar Keller

Erst im Jahr 2023 gegründet, umfasst die Domaine les Dryades von André Bélard 1,8 Hektar mit Parzellen in Saint-Saphorin und Dézaley. Und es ist kein Zufall, dass sich der Önologe mit einer deutschen Mutter und einem französischen Vater ausgerechnet für das Weinbauge-biet Lavaux entschieden hat. Nach seiner Ausbildung an der Weinbauschule von Changins arbeitete er 15 Jahre als Önologe in diversen Kellereien.

Nun setzt er seine eigenen Ideen in die Tat um. Ideen, die sich vom traditionellen und konventionellen Savoir-faire unterscheiden. Ein Unterschied, der Ende August schon von weitem auffällt: Bélard lässt seine Reben wuchern. «Im Moment versuchen wir aus der Fläche maximal viel Biomasse heraus-zuholen», sagt der 41-Jährige. Dazu sollen die Pflanzen in der Parzelle die Photosynthese maximieren und möglichst viel CO2 binden. «Kohlenstoff ist der Grundbaustein des Lebens.» Zwar stecken die Reben so mehr Energie in die Produktion von Zellulose und weniger in den Zuckergehalt der Trauben, dennoch verspricht sich der Winzer vom wilden Bewuchs Vorteile: «Wie schaffen es Bäume, so alt zu werden? Sie haben ein Gedächtnis.

Doch in der Regel lässt man den Rebstock, der ja eigentlich ein kleiner Baum ist, den Vegetationszyklus nicht zu Ende machen, weil man den Kopf abschneidet.» Bélards Rebstöcke lassen ihre Ranken denn auch deutlich höher steigen als die Reben der Nachbarn. «Wir haben hier manchmal Probleme mit dem Hagel.

«Mit den Bäumen kann ich ­Temperatur aus dem Rebberg ­herausnehmen.»

André Bélard

Das Wuchern kann den Trauben etwas Schutz bieten», sagt er. Bis vor wenigen Jahren wurden die Rebflächen der Domaine les Dryades konventionell angebaut. Nun ist der Betrieb in der Umstellungsphase auf Bio. Doch das Label geht dem Winzer nicht weit genug: Mit seiner Interpretation der Agro-Ökologie geht André Bélard deutlich weiter. Dazu gehört auch der Anbau von Pflanzen, die er zwischen die Reben gesetzt hat. Zwölf Bäume – Apfel, Birne, Quitte, Mirabelle und Weinbergpfirsich – hat er im Jahr 2022 gesetzt. Aussenrum wachsen nun Birke, Buche und Feldahorn.

«Mit den Bäumen kann ich Temperatur aus dem Reb-berg herausnehmen. Zudem speichern sie Wasser und können dieses den anderen Pflanzen zur Verfügung stellen. Zusätzlich will Bélard mit den Bäumen Synergien zwischen den Pilzen im Boden und der Rebe fördern: «Die Mykorrhiza wächst zum Beispiel in die Wurzeln der Reben rein und fördert die Nährstoffaufnahme.» Die Trauben sind Ende August zwar noch nicht ganz reif, dennoch befindet sich Bélard bereits mitten in der Erntesaison: Zwischen den Reihen hat er für den Eigengebrauch einen Gemüsegarten mit Mais, Tomaten und Mangold angelegt.

domainelesdryades.com

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