Interview mit Mikaël Grou
Voller Einsatz für den Concours
Text: Anick Goumaz, Foto: Jerome Favre

Mikaël Grou, der Sommelier-Wettbewerbe gewöhnt ist, gewinnt endlich seine erste Trophäe. Nach mehr als fünf Jahren als Chef-Sommelier im Restaurant «Chat-Botté» des Hotels «Beau-Rivage» in Genf wird er nun zu einer neuen beruflichen Erfahrung aufbrechen. Das Jahr 2025 wird also für den neuen «Besten Sommelier der Schweiz» ein ganz besonderes Jahr werden.
Herzlichen Glückwunsch, Mikaël Grou! Was bedeutet der Titel «Bester Sommelier der Schweiz» für Sie?
Nun ja, es ist schon mal ein Titel! Man braucht viele Misserfolge, um sein Ziel zu erreichen, und ich habe einige davon erlebt.
Ob Sieg oder Niederlage, bringen Wettbewerbe für Sommeliers etwas?
Ja, natürlich! Im Austausch mit den anderen Kandidaten waren wir uns einig, dass wir uns selbst herausgefordert haben, indem wir unseren Weinhorizont mit weiteren Kenntnissen erweiterten. Ich wusste immer, dass die italienische Weinwelt meine Achillesferse war. In diesem Jahr musste ich mich für den MSS-Wettbewerb richtig in die Materie vertiefen, auch schon 2024, als ich die Schweiz beim Wettbewerb Bester Sommelier Europas in Belgrad vertrat. Für mich war dies ein persönlicher Sieg.
Wie war Ihre Vorbereitung?
Es war schwierig, weil ich mich als Letzter – zwei Wochen vor dem Finale – angemeldet hatte! Der Uhrensalon Watch and Wonders begann zeitgleich mit dem Wettbewerb in Genf, was für das Hotel «Beau-Rivage» viel Organisation bedeutete. Ich musste übrigens am Freitagabend nach der Qualifikationsphase wieder arbeiten! Zum Glück hatte ich mich im Winter intensiv auf den Wettbewerb Bester Sommelier Europas vorbereitet. Über mehrere Monate lang habe ich meine gesamte Freizeit damit verbracht, habe im Tram und beim Spazierengehen Podcasts über Wein gehört. In den letzten Wochen habe ich mich dann wieder in die Welt der Schweizer Weine vertieft.
Was hat sich in der Zeit zwischen Ihrer Vorbereitung für den Wettbewerb Bester Sommelier Europas und dem MSS geändert?
Die Anforderungen im MSS-Wettbewerb sind sehr hoch. Er gehört zu den anspruchsvollsten nationalen Wettbewerben. In der Jury finden sich zwei der weltbesten Sommeliers: Paolo Basso und Marc Almert. Paolo Basso ist Vorsitzender des MSS. Ich wusste, dass er das Handwerk gerne in den Vordergrund stellt. Er will unsere Problemlösungsfähigkeit testen: Das Problem erkennen und es dann schnell lösen. Zum Beispiel kommt es vor, dass der Jahrgang nicht übereinstimmt, Lieferengpässe sind keine Seltenheit. Als Kunde erstaunt mich oft, wie wenig ernsthaft die Sommeliers mit diesem Problem umgehen. Als Profis sind wir verpflichtet, den Kunden darauf hinzuweisen und nicht nur die Flasche zu nehmen, die kommt. Schliesslich verkaufen wir keine Coca-Cola!
Das ist der praktische Teil, und was ist mit den anderen Prüfungen?
Bei der Verkostung stellt Paolo Basso gerne die Klassiker in den Vordergrund. Mit kleinen Stolpersteinen – normal für einen Wettbewerb. Bei der Theorie rechneten wir auch mit ein paar hochspezialisierten Fragen zu Weinbergen in der ganzen Welt, und davon gab es so einige!
Was bringen Ihnen diese Wettbewerbe?
Einer meiner Lehrer sagte: «Wissen ist Macht.» Ich denke, er hat Recht. Wettbewerbe zwingen uns dazu, immer weiter zu lernen. In Genf haben wir Kontakt zu Kunden aus der ganzen Welt, und wenn wir wissen, was sie zu Hause trinken, können wir sie besser beraten. Umgekehrt hilft mir die Praxis vor Ort auch enorm bei den Wettbewerben. Wie gesagt, Paolo Basso möchte den Beweis dafür haben, dass wir mit jeder Situation umgehen können. Manchmal sind die Fallen, die im Wettbewerb aufgestellt werden, nur banale Abenteuer aus dem Alltag eines Restaurants.
Apropos Lehrer: Haben Sie Mentoren, an die Sie nach diesem Sieg denken?
Zwei Personen haben meinen Werdegang geprägt, vor allem wenn es um Wettbewerbe geht. Mein Lehrer, Christian Stévanin, der an mich geglaubt hat. Wir hatten uns beide für Naturweine interessiert. Im Jahr 2007 gab es in Paris nur drei oder vier Einrichtungen, die sich diesem Thema widmeten, darunter das «Verre Volé». Er sagte zu mir: «Nein, gehen Sie ins ‹George V›». Dort lernte ich Vincent Debergé kennen, der mich auf den Wettbewerb Meilleur Sommelier de France vorbereitete.
Was sind nach dieser Reihe von Wettbewerben die nächsten Herausforderungen?
Die nächste Herausforderung wird natürlich die neue Stelle sein, die ich bald in Genf antreten werde. Ich werde mehr Verantwortung tragen. Ausserdem sind fünf Jahre als Chef-Sommelier im «Beau-Rivage» schon eine lange Zeit. Das passiert immer seltener!