Zwei grosse Terroirs: Ein Gipfeltreffen besonderer Art

Vertikale Gut Hermannsberg vs. Leflaive

Degustation auf Gut Hermannsberg & Text: Harald Scholl

Riesling versus Chardonnay, Nahe versus Burgund, Gut Hermannsberg versus Domaine Leflaive – wie soll das gehen? Im Prinzip ganz einfach. Denn die Weine beider Weingüter sind bei aller Unterschiedlichkeit durch gemeinsame Qualitäten gekennzeichnet. Da ist vor allem die grosse Klasse der beiden Weingüter, die Einmaligkeit ihrer Lagen und Terroirs, die Fähigkeit der Weine aromatische und mineralische Eindeutigkeit zu zeigen, die Entwicklungsfähigkeit und Langlebigkeit über Jahrzehnte. Es sind zwei Weine, die unbestreitbar zu den grössten weissen Weinerlebnissen gehören. Auf dieser Basis lassen sie sich dann doch miteinander vergleichen, auch wenn es am Ende kein «besser» oder «schlechter» geben kann. Es bleibt am Ende eine Frage der persönlichen Vorlieben, welchem der Weine man den Vorzug geben möchte.

Und noch etwas versuchte diese Doppel-Vertikale zu belegen: die immer wiederkehrende Frage nach der Lage und ihrem Einfluss auf den Wein. Oder genauer gesagt: auf die Grösse eines Weins. Gut Hermannsbergs Kellermeister Karsten Peter ist seit seiner Lehrzeit im Burgund überzeugt vom Terroirgedanken, davon, dass die Rebsorte nur als Übersetzer zwischen Boden und Glas zuständig ist. Wenn man die Weine von Gut Hermannsberg probiert – gerade auch über Jahrgänge hinweg – wird klar, was damit gemeint ist. Es geht um die Expression des Bodens und des Jahrgangs, die Frage der Rebsorte ist relativ obsolet.

Gut Hermannsberg ist daher trotz der Rebsorte Riesling und auch ohne Muschelkalkböden deutlich «burgundischer» als die meisten anderen deutschen Weingüter, die mit den beiden burgundischen Rebsorten Pinot Noir (Spätburgunder) oder Chardonnay arbeiten. Und auch wenn es um Kontinuität und Wiedererkennbarkeit der Weine über Jahrgänge hinweg geht – weitere Parameter für die Grösse eines Weines –, kann Gut Hermannsberg definitiv mithalten. Nicht nur mit der Domaine Leflaive.

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