«Bubbles» bringen Glück!

«Exklusive Schäumer sind pure Handarbeit!»

Text: Thomas Vaterlaus (Ein Bestandteil des Dossier: World of Bubbles 2021), Fotos: Gettyimages/DewaldKirsten

Das Leben in einer «Bubble» kann gefährlich sein. Das Leben mit den «Bubbles» hingegen ist exquisit und inspirierend. Für all jene, welche die moussierenden Weine irgendwann für sich entdeckt haben, lässt sich der Beginn dieser «Amour fou» am besten mit dem legendären Schlusssatz aus dem Film «Casablanca» beschreiben, bei dem Rick (gespielt von Humphrey Bogart) zu Captain Louis Renault sagt: «Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.» Diese muss ja dann doch nicht so weit gehen wie beim legendären amerikanischen Baseball-Star Joe Di Maggio der 1954 als prickelnde Unterstreichung seines Heiratsantrags an Marilyn Monroe eine Badewanne mit 250 Flaschen Champagner aufgefüllt haben soll. Ob die Diva tatsächlich in die Wanne gestiegen ist und ob der Champagner eher Trink- oder Bade-Temperatur aufwies, ist nicht bekannt.

Mit der Aura des Besonderen

Ohne Frage basiert der gegenwärtige Schaumwein-Kult auch auf kurzweiligen Anekdoten und schillernden Legenden. Veuve Cliquot kann den legendären Marcel Proust für sich sprechen lassen, dem die Schäumer dieser Marke «unglaubliche Glücksgefühle» bescherten. Und Pol Roger profitiert noch immer davon, dass Sir Winston Churchill täglich das eine oder andere Fläschchen aus seinem Keller holte. Mit gewaltigen Werbebudgets zitieren die grossen Marken ihre illustre Geschichte und suggerieren uns immer wieder von Neuem, dass ihre prickelnden Elixiere so sinnlich sind wie ein Augenaufschlag von Julia Roberts. Es ist eine einmalige kommunikative Leistung, dass man einem jahrgangslosen Brut, den man in jedem Supermarkt kaufen kann und der millionenfach produziert wird, den Mantel des Exklusiven umhängen kann. Das spricht nicht gegen diese Produkte. Sie sind mitunter vorzüglich. Aber es gibt auch die anderen, die handwerklich hergestellten Schäumer nach der klassischen Methode. Es gibt sie in der Champagne, mehr und mehr aber rund um die Welt. Von der Insel Tasmanien im südlichsten und somit kühlsten Zipfel Australiens bis nach England im kühlen Norden Europas. Manche der neuen Schaumwein-Aficionados widmen sich ihrer Mission so radikal, dass sie nicht mal Zeit zum Aufbau einer Website haben. Wer zum Beispiel den kroatischen Winzer Tomislav Tomac im Internet sucht, landet auf einer Platzhalterseite, auf der steht: «Sorry, im Moment sind wir nicht hier. Wahrscheinlich sind wir im Rebberg oder kümmern uns im Keller um unsere Amphoren». Die gleichen Gegensätze verkörpern auch die Produkte selbst. Aber ein gut gemachter Prosecco di Conegliano Valdobbiadene für 15 Euro kann, im passenden Moment genossen, genauso inspirierend sein wie eine teure Prestige-Cuvée.

Die bunte Welt des Schaumweins

So bunt sich die Schaumweinwelt heute präsentiert, in einer Beziehung ziehen alle am gleichen Strick: Der Rest der Weinwelt mag noch so sehr über die Klimaerwärmung lamentieren und dem daraus folgenden Trend zu üppigeren Weinen, die guten Schäumer dagegen, von Prosecco oder Franciacorta über Cava, Sekt bis English Sparkling sind sich bis heute treu geblieben. Zwölf Volumenprozent Alkohol und eine lebendige, ja nervige Säure machen sie so einzigartig. Natürlich wäre es viel zu schade, mit den Schäumern nur dann anzustossen, wenn es offiziell was zu feiern gibt. Niemand hat die universellen Einsatzmöglichkeiten von erstklassigen Schaumweinen so treffend umschrieben wie Lily Bollinger. Am 17. Oktober 1961 weilte sie in London, um den 1955er Jahrgang zu präsentieren, als sie ein Reporter von der «Daily Mail» fragte, zu welchen Gelegenheiten sie denn Champagner trinke. Ihre legendäre und viel zitierte Antwort gilt heute für alle grossen Schaumweine dieser Erde: «Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, ausser wenn ich Durst habe…» Und genau so sollten wir es auch halten!

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