Zehn Wein-Empfehlungen

Die Highlights der VINUM-Redaktion 2022

Unser Redakteur*innen und Autor*innen hatten dieses Jahr viele Kleinode im Glas. Die 10 besten stellen wir nun im Folgenden vor. Alles spiegelt natürlich eine sehr subjektive Aufnahme eines Verkostungmoments wieder, diesen möchten wir aber unbedingt mit unseren Leser*innen teilen.

Die Super Barbera (Christian Eder)

Marchesi Alfieri/Piemont

Barbera d´Asti DOCG Superiore Carlo Alfieri 2015

19 Punkte | 2023 bis 2030

Eigentlich waren wir zum 30-jährigen Jubiläum der Alfiera, der zeitlosen Barbera d´Asti Superiore der Marchesi Alfieri, ins Piemont gereist, aber wäre das nicht schon genug, wurde dabei auch der erste Jahrgang des Carlo Alfieri – 2015 -  präsentiert. Es handelt sich hierbei um eine Selektion der besten Lagen der Marchesi, mehr als sechs Jahre in Holz und Flasche gereift und in einer Mini-Auflage von 1750 Stück produziert: Betörende Schwarzkirsch-Schoko-Aromatik, am Gaumen komplex und durch die Säure perfekt ausbalanziert, das Finale bei aller Opulenz überaus elegant. Grosser Wein!

www.marchesialfieri.it

Ein Süsswein (Anick Goumaz)

Domaine le Grand Clos – Jean-Michel Novelle Vigneron Créateur 

Ninotchka Solera 2021

18 Punkte | 2020 bis 2050

Das Bouquet lädt ein zu einer Reise: zu tropischen Früchten, zu Holz und exotischen Gewürzen (vor allem Safran). Im Mund zeigt die virtuose Beherrschung des Solera-Ausbaus dieser Assemblage aus Petite Arvine, Petit Manseng und Sauvignon Blanc aus getrockneten Beeren. Gemacht ohne malolaktische Gärung, um die gesamte natürliche Säure der Rebsorten zu erhalten. Das Ergebnis ist ein bemerkenswertes Gleichgewicht zwischen Süsse, Feinschmeckerei und Spannung. Ein Wein der Spitzenklasse.

Verkostet in der Ausgabe 5 | 2022 FR

Ein Vulkanwein (Alice Gundlach)

Planeta

Sicilia DOC Rosso Nerello Mascalese Eruzione 1614 2018

16,5 | 2022 bis 2032

Im Jahr 1614 brach der Ätna aus. Auf dem Lavastrom von damals wurde der Weinberg gepflanzt. Dieser Nerello Mascalese wirkt sehr burgundisch mit seinen Sauerkirscharomen, seiner guten Säure und seiner filigranen Struktur. Am Gaumen frische grüne Kräuteraromen von Artischockenblättern, Eukalyptus und Sauerampfer. Ein Wein mit Schwung und Frische, ein sehr sympathischer, einladender Etna Rosso. Ein toller Begleiter für eine Gremolata, dazu mit viel versprechendem Reifepotenzial.

Verkostet in der Ausgabe 5 | 2022 DE

 

Ein Champagner (Nicole Harreisser)

Champagner Piper Heidsieck

Hors-Série Extra Brut 1982

Der 1982 aus der streng limitierten, einzigartigen Hors-Série von Piper-Heidsieck ist die zweite Ausgabe dieser Serie. Nach 39 Jahren auf der Hefe wurden die Flaschen von Chef de Cave Émilien Boutillat im Januar 2022 degorgiert, verkostet und neu gefüllt mit einer Dosage von 4g/l. Golden im Glas, mit sehr feiner Perlage, vibrierend und lebendig. Dicht gewoben, vielschichtig und mit Luft sich immer weiter öffnend. Am Gaumen sehr präsent und frisch, kreidige Noten. Hat Charme und wirkt sehr jugendlich mit grossem Reifepotenzial.

Auf Anfrage | www.dettling-marmot.ch

 

Ein Gutedel (Rudi Knoll)

Weingut Blankenhorn

Chasselas Courage 2019

Es ging hauptsächlich um Gutedel in der Reportage über das Markgräflerland in Ausgabe 7-8. Yvonne und Martin Männer, Eigentümer des Weingutes Blankenhorn in Schliengen, nennen eines ihrer Aushängeschilder a’la Schweiz Chasselas mit dem passenden Zusatz «Courage» (Mut) und wagen sich an einen stolzen, aber durchaus angemessenen Preis (28 Euro). Der Spontangärer lag zehn Monate auf der Vollhefe im Holzfass und entwickelte viel feine Würze, Komplexität und eine mineralische Note.

www.weingut-blankenhorn.de

 

 

Ein Roter Traminer (Eva Pensel)

Hofgut Wörner - Matthias Wörner

Roter Traminer 2020

Wahrlich kein klassischer Roter Traminer, den Matthias Wörner im badischen Durbach produziert. Schlank, puristisch, modern. Durch kurzen Schalenkontakt erhält der Wein seine kräftige, animierende Farbe. Spontan vergoren, ohne Schwefel, nicht filtriert, was dem dem Wein eine angenehm wilde und etwas blumige Nuance verleiht. Die alten Rebstöcke befinden sich in schwer zugänglicher Lage, dort wird der Rote Traminer in fleissiger Handarbeit gepflegt. Matthias bewirtschaftet seine fünf Hektar naturnah, mit selektiver Handlese, vergärt mit natureigenen Hefen und verzichtet auf Schönungsmittel und starke Filtration. Erst 2017 startete er mit der Produktion eigener Weine und ich bin mir sicher, wir werden in Zukunft noch viel von ihm hören.

25 Euro | www.hofgut-woerner.com

Ein Bordeaux Best Buy (Barbara Schroeder)

Château de Camarsac

Bordeaux Supérieur rouge AOC Château de Camarsac Sélection Vieilles Vignes 2020

16.5 | 2022 bis 2026

Natürlich gibt es bessere, höher bewertete und viel teurere Weine, erst recht in Bordeaux. Und dennoch: Diese Cuvée mit ihrem charakteristischen „Retro“-Etikett löst bei mir immer besondere Emotionen aus. Ein echter Bordeaux-Klassiker, mit Fingerspitzengefühl gekeltert, für weniger als 15 Euro – das hat Seltenheitswert.Interessante, komplexe Würze, gut gezeichnet, mit klassischer Bordeaux Eleganz, besondere Fruchtigkeit, geschmeidiges Tannin: vorbildlich, ein sicherer Wert.

Verkostet in Ausgabe 09 | 2022 INT

Was aus dem Wallis (Miguel Zamorano)

Domaine la Rodeline

Valais AOC Chasselas Les Terrasses Plamont 2020

18 Punkte  | 2022 bis 2028

Seit drei Jahren wohne ich in der Schweiz; immer wieder überrascht mich das Wallis: mit seinen komplexen, aber nicht komplizierten Weinen, die stets Freude stiften.In seiner hellen Robe gehüllt, bezaubert dieser Fendant mit seinen vorwiegend mineralischen Aromen, die schöne Noten von gelben Früchten und knackiger Aprikose freigeben. Am Gaumen gefallen die Ausgewogenheit und Finesse dieses Weissweins, der in einem Finale endet, das durch einen kleinen Hauch von Bitterkeit belebend wirkt. Ein sehr schöner Chasselas mit einem interessanten Lagerpotenzial.

Verkostet in der Ausgabe 7-8 | 2022

 

 

 

 

 

Ein Pinot Noir (Harald Scholl)

Méo-Camuzet

Richebourg Grand Cru 2018

19 Punkte | 2028 bis 2045

Wie Winzer Jean-Nicolas Méo schmunzelnd anmerkt, zwei Tage zu spät gelesen … Ungewöhnlich dunkel im Glas. In der Nase ebenfalls reichhaltig, reife Kirsche, darunter kühl, kalkig. Auch wuchtig im Mund, festes Tannin, immense Dichte, wieder gehaltvoll, vitale Säure, ungeheuer dicht, dennoch leichtfüßig. Elegant, zart cremig, vielschichtig, aufblühend mit Sauerstoff. Anhaltend, würzige, leicht salzige Ader im Finish. Bleibt minutenlang am Gaumen, ewig im Gedächtnis.

2'550 Euro | www.dallmayr.de

Ein weisser Sizilianer (Thomas Vaterlaus)

Cottanera

Etna Bianco DOC 2020

17.5 Punkte | 2022 bis 2027

Dieser Ätna-Cru aus den Sorten Carricante und Cataratto, nordöstlich des Vulkans angebaut und nur im Stahltank vinifiziert, erinnert mich an einen Chablis, der trotz seiner Geradlinigikeit das ganze Potential der Chardonnay-Traube erkennen lässt. Wunderbar, dass die Carricante-Traube das am Ätna auch schafft. Man kann von diesem lebendig-floral-mineralisch verspielten Gewächs locker eine Flasche alleine trinken (am besten zu frisch gebackenen Calamares) und fühlt sich nachher absolut klar und beschwingt. Ja, dieser Wein verschafft Durchblick! Das schöne daran: Nicht nur der Alkoholgehalt ist mit 12.5 Volumenprozent tief, das gleiche gilt auch für den Preis.

19 Franken | www.martel.ch