Wut auf Weinimporte

Französische Winzer greifen LKW mit spanischem Wein an

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 3. November 2023


Ein Protest von französischen Winzern an der französisch-spanischen Grenze ist Mitte Oktober eskaliert. Die Weinbauern blockierten nahe der Stadt Le Boulou die Autobahn und griffen mehrere Lastwagen an, die spanischen Wein einführen sollten. Das berichtet das britische Magazin Decanter mit Bezug auf Meldungen der Nachrichtenagentur AFP.

Rotwein und Cava auf der Strasse

Dabei zündeten sie Reifen an, um den Verkehr aufzuhalten. So konnten sie im Stau Laster ausfindig machen, die spanischen Wein geladen hatten. Zwei mit Rotwein beladene Tankwagen wurden auf die Strasse ausgeleert, dann öffneten die Angreifer einen mit Cava von Freixenet beladenen Sattelzug, zertrümmerten die Flaschen und schleuderten sie auf den Boden. Auch ein Lastwagen, der Tomaten transportierte, wurde geleert und die Ladung auf die Strasse geleert.

Spanien ist billiger

Der Protest richtete sich den Demonstranten zufolge dagegen, dass Frankreich vergangenen Jahr mehr als 650 Millionen Kisten spanischen Weins importiert habe, während französische Winzer teilweise massive Absatzschwierigkeiten haben. Der Weinkonsum in Frankreich ist schon lange rückläufig, und der Absatz der französischen Winzer, die günstigere Weine produzieren, geht dabei am stärksten zurück. Die spanischen Erzeuger bieten gleichzeitig niedrigere Preise an.

Gestiegene Kosten, gesunkene Einnahmen

Die örtlichen Behörden zählten 380 Teilnehmer an den Ausschreitungen. Frederic Rouanet, Präsident des Winzerverbands Aude, beschrieb die Situation als «explosiven Cocktail», ausgelöst durch eine schlechte Ernte aufgrund des Wetters, gestiegene Kosten aufgrund der Inflation und gleichzeitig gesunkene Weinpreise. David Drilles, Präsident des Winzersyndikats in den Pyrenees Orientales, sagte, die Revolte komme nach vier schlechten Jahren: «Wir haben kein Geld, keine Sichtbarkeit, das können wir nicht länger ertragen. Wir erwarten Unterstützung.»

«Sicherheit der Berufskraftfahrer gefährdet»

Der spanische Verband der Warentransporteure (CETM) rief zu rechtlichen Schritten auf und verurteilte die «völlig ungerechtfertigten Angriffe, die die Sicherheit der Berufskraftfahrer gefährden und zu erheblichen Verlusten für den Sektor führen.»

Feuer vorm Finanzamt

Nach dem Angriff auf die spanischen Lastwagen blockierten die Protestierenden bis zum späten Nachmittag den Verkehr, indem sie mit ihren Fahrzeugen im Schneckentempo in Richtung Aude fuhren. Dann zogen sie weiter zum Finanzamt in Narbonne und zündeten dort ein Feuer aus Reifen und Holzpaletten an.

Schon zuvor Brandstiftung

Anfang Oktober hatten Brandstifter bereits einen Anschlag auf einen Abfüller und einen Händler in der Aude ausgeführt, offenbar aus Rache dafür, dass die Unternehmen ausländischen Wein importiert hatten.

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