Viele verdienen weniger als den Mindestlohn

Krise in Bordeaux: Jeder dritte Winzer schreibt rote Zahlen

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 25. Januar 2023


Einer von drei Bordeaux-Winzern sieht laut einer Umfrage der Landwirtschaftskammer des Départments Gironde sein Weingut existenziell bedroht. Dieses Ergebnis «spiegelt das Ausmass der Krise in den Bordeaux-Weinbergen wider», kommentierte die Landwirtschaftskammer in einer Pressemitteilung.

Anfang Dezember waren zahlreiche Winzerinnen und Winzer in Bordeaux auf die Strasse gegangen, um auf ihre schlechte wirtschaftliche Situation aufmerksam zu machen. Die Behörde hatte daraufhin einen Krisenstab eingerichtet. Dieser hatte die Online-Umfrage gestartet, um das Ausmass der Krise im Sektor einzuschätzen und entsprechende Hilfsmassnahmen ergreifen zu können. Von rund 4‘000 Winzerinnen und Winzern aus der Region hatten sich 1‘320 an der Umfrage beteiligt, um ihren Betrieb als bedroht zu melden.

Viele Winzer verdienen unter dem Mindestlohn

Laut Philippe Abadie, Direktor des Geschäftsbereichs, zeigte die Analyse des Rechnungsjahres 2021 der Landwirte in dem Département, die zu 85 Prozent im Weinbau tätig sind, grosse finanzielle Schwierigkeiten. Demnach hätten 70 Prozent der Befragten ein Einkommen unter dem Mindestlohn, ein Drittel mache unter dem Strich sogar Verluste, sagte Abadie der Nachrichtenagentur AFP. Die Zahlen stünden im direkten Zusammenhang mit dem Abschwung auf dem chinesischen Weinmarkt und dem beschleunigten Rückgang der Verkäufe in Frankreich.

Von den Landwirten, die sich an der Umfrage beteiligten, will mehr als ein Viertel den Anbau ganz einstellen und ihre Reben vollständig roden. Andere erklärten, dass sie sich breiter aufstellen und auch andere Produkte anpflanzen wollen, etwa Oliven oder Haselnüsse. «Viele möchten auch Ansätze für Wein- und Agrotourismus entwickeln», teilte die Landwirtschaftskammer mit und erklärte, dass sie dies technisch und finanziell unterstützen werde. Aber auch auf diejenigen, die angegeben hatten, ihr Weingut aufgeben zu wollen, werde man zukommen.

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