Unique wineries of the World

Schloss Gobelsburg

Text: Rudolf Knoll, Fotos: z.V.g., FreeVectorMaps.com

Einfachheit und Dynamik

Lang ist es her: Anno 1171 bekamen die Mönche des 1138 gegründeten Zisterzienserstifts Zwettl ihre ersten, rund 50 km entfernten Weingärten am Heiligenstein und Gaisberg zugesprochen. Es dauerte bis 1740, ehe die Zwettler das in der Nachbarschaft der Reben gelegene Schloss Gobelsburg, erbaut 1074 als wehrhafte Festung, kauften und zum Verwaltungssitz machten. In beiden Weltkriegen nahm das Schloss viel Schaden und musste aufwendig renoviert werden. Unter der Leitung von Abt Bertrand Baumann avancierte das Schloss Gobelsburg zu einem Vorzeigebetrieb. Als der Abt 1992, 75-jährig, sein Amt niederlegte, liess die Qualität deutlich nach. Aber in Zwettl zog man die Notbremse mit einem neuen Chef.

«Wir schätzen reife Weine besonders und bieten ihnen Raum für eine grossartige Entwicklung.»

Michael Moosbrugger

1996 übernahm der aus dem Hotelfach kommende, aber weinbegeisterte und gut vorgebildete Michael Moosbrugger (Jahrgang 1966) mit seiner Frau Eva die Regie. Anfangs unterstützt von einem Profi und Winzerfreund, Willi Bründlmayer, der auch die Fäden geknüpft hatte. Der gebürtige Vorarlberger erkannte sehr schnell das besondere Potenzial der Gobelsburger Rieden, das genetisch hervorragende Rebenmaterial, das im Klostergut selbst veredelt und in den Weingärten nicht gespritzt wurde. Und reifen konnte der Wein optimal in einem alten Keller.

Es kam einiges in Bewegung. Aus 35 Hektar wurden 80 Hektar Rebfläche. Der Exportanteil stieg von einem Prozent auf heute zwei Drittel der Gesamtmenge. Und nebenbei gab «Michi» Moosbrugger dem damals noch jungen Verein Österreichische Traditionsweingüter wichtige Impulse als Vorsitzender. Im Ausbau wurde an vielen Details gefeilt, nach der alten klösterlichen Devise «Einfachheit und Strenge». Dazu gehört das dynamische Kellerkonzept mit Fässern auf Rädern, um sie in jeweils passende Temperaturbereiche zu rollen, wenn nötig auch mal im Winter ins Freie.

Bei den Sorten blieb Gobelsburg konservativ. Grüner Veltliner und Riesling dominieren, Pinot Noir, St. Laurent und Zweigelt sind rote Ergänzungen. Mit Sekt mit langer Hefelagerzeit (Brut Reserve und Vintage Extra Brut) setzt man ein prickelndes Glanzlicht. Die aktuelle Kollektion ist durchgängig überzeugend, inklusive einiger rassiger edelsüsser Gewächse.

Geschmacklich spannende Besonderheiten sind ein Riesling und ein Grüner Veltliner aus 2016, die als «Tradition» deklariert sind und vinifiziert wurden wie im 19. Jahrhundert: mit Korbpresse und 20-monatiger Lagerung im grossen Holzfass. Und dann kann man auch noch Weine wie einen vielschichtigen 2010er Ried Heiligenstein vorweisen, der die besondere Wertstellung der reifen Weine im Haus demonstriert. Der älteste Wein im Keller stammt aus dem Jahrgang 1947…

Er wird bald eine neue Ruhestätte finden. Wo heute noch eine Baustelle ist, entsteht bis 2020, mit direktem Anschluss an den alten Keller, eine Art Reifekeller für lagerfähige Weine. Diese sind nach Einschätzung von Michael Moosbrugger sehr im Trend, aber Handel und Gastronomie haben dafür kaum Platz. «Doch wir schaffen ihn.»

Drei Spitzenweine

2017 Ried RENNER | 1. Lage | KamptalDAC Grüner Veltliner 

Jeder zweite Rebstock des Hauses ist Grüner Veltliner. Der Riedname passt, der Wein ist ein Renner im Sortiment. Typisch pfeffrig im Aroma; herrlich würzig und knackig im ersten Moment, dann tiefgründig und ausdauernd. Hoher Spassfaktor.

2016 TRADITION Riesling

Er wird ausgebaut wie vor vielen Jahrzehnten, Weinen nachempfunden, die in der (nicht verkäuflichen) Schatzkammer liegen. Feiner Apfelduft, ausgewogene Fülle, elegant, sehr eigenständig und nobel.

2016 PINOT NOIR Reserve

Pater Bertrand brachte die Sorte nach Gobelsburg. Er erkannte wohl ihr Potenzial für diese Gegend. Klassischer, kühl anmutender Burgunder mit feiner Cassis; fester Körper, feingliedrig, lang im Abgang. Wein zum Sinnieren.