VINUM Weinguide Deutschland 2024 • Winzer des Jahres 2024

Winzer des Jahres 2024

Interview: Matthias F. Mangold | Veröffentlicht: 07. November 2023


Schon ihr Vater Werner gilt als einer der Pinot-Pioniere an der Ahr. Dörte und Meike Näkel führen das nicht nur fort, sie setzen ihre eigenen Akzente – nach der Flut vor zwei Jahren im Schwierigkeitsgrad „Ultra“. Mit dem neuen Jahrgang trumpfen sie dennoch auf wie nie.

Wir können kein Gespräch führen, ohne die große Flut von 2021 zu thematisieren. Ist es heute in irgendeiner Form „back to normal“?

Die Frage ist nicht einfach mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten. Für uns war relativ schnell klar, dass aufgrund der massiven Schäden an Gebäuden und Inventar ein Wiederaufbau an Ort und Stelle nicht in Frage kommt. Das heißt, wir gingen schnell auf die Suche nach einem alternativen hochwassersicheren Grundstück, um das Weingut komplett neu aufzubauen. Die Planungen dafür laufen seitdem auf Hochtouren. An den alten Gebäuden haben wir alles nur provisorisch repariert, übergangsmäßig Container aufgestellt.

Welche Konsequenzen, falls überhaupt, hatte das für eure Art und Weise, Weine zu machen? Was passiert baulich und logistisch?

Ziemlich genau neun Wochen nach dem Flutereignis haben wir mit der Lese 2021 begonnen. Wir hatten also genau neu Wochen, um tonnenweise Schlamm und Unrat aus den Gebäuden zu schaufeln, diese zu entkernen, Strom und Wasserversorgung wieder herzustellen. Das gesamte Inventar mit allen Maschinen und Kleinteilen wie Eimern und Schläuchen, Rebscheren und Lesekisten bis hin zu Traktor, Presse, Tanks und Barriques musste neu angeschafft oder ausgeliehen werden. Gegen die Zeit und in einem Jahr, wo die Weinberge draußen auch sehr viel Pflege benötigten. Das war ein unglaublicher Kraftakt, den wir ohne die Hilfe und Unterstützung so vieler, insbesondere auch der Winzerkollegen aus ganz Deutschland, nicht geschafft hätten. Eine Konsequenz auf unsere Art und Weise des Weinausbaus hatte das ganze eigentlich nicht. Der Qualitätsanspruch war trotz Katastrophe wie immer hoch. Wir wollten im Jahr 2021 keine Abstriche machen.

Ihr stellt der Welt eine großartige Kollektion von 2021er Pinots vor. Nun wissen wir ja, dass viele Fässer fortgeschwemmt waren – wo waren all diese herrlichen Weine eingelagert?

Wir hatten knapp 400 Fässer, die den gesamten Jahrgang 2020 beinhaltet hatten. Diese wurden bis auf neu, die wir im Laufe der ersten Tage wieder finden konnten, alle samt Inhalt weggespült. Auch hier war es möglich, dank großer Unterstützung, neue und gebrauchte Fässer zu kaufen. Viele Winzer-Kollegen haben uns auch leere Fässer zur Verfügung gestellt, damit wir den neuen Jahrgang 2021 darin ausbauen konnten.

Weinmachen an der Ahr ist kein Kinderspiel. Worauf seid ihr besonders stolz?

Weinbau in Steillagen ist immer eine ganz besondere Herausforderung, die wir aber mit dem Wissen über die Weine, die hier entstehen, sehr gerne annehmen! Zum einen sind wir sehr stolz darauf, dass unser Vater Werner in den 80er Jahren dieses große Potential des Spätburgunders an der Ahr erkannt hat. Gegen alle Widrigkeiten hat er unerschrocken mit viel Pionierarbeit immer weiter an der Qualität gearbeitet und uns einen tollen Betrieb übergeben.

Zum anderen sind wir stolz, dass wir heute das Weingut, trotz der aufwendigen Arbeit in den Steilhängen, mit Hilfe eines wundervollen Teams immer weiter entwickeln können.

Kontaktdaten

Weingut Meyer-Näkel
Friedensstraße 15
53507 Dernau

Tel. +49 2643 16 28
weingut@meyer-naekel.de
www.meyer-naekel.de