Fast 300 historische Weinkarten werden digitalisiert

06.03.2015 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (München) - Nach längeren Verhandlungen gelang es der Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V., noch kurz vor Jahresende mit dem Besitzer einer großen Sammlung historischer Weinkarten eine Vereinbarung abzuschließen: Demnach stellt der Sammler die von ihm in jahrzehnte- langer Arbeit zusammengetragene Sammlung historischer Weinkarten, die 269 Exemplare umfasst, jetzt dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) zur vollständigen Digitalisierung und Präsentation im Internet zur Verfügung.

 

Noch 2015 werden die kulturhistorisch äußerst interessanten Dokumente dann im Portal „dilibri“ jedem Interessierten digital zur Verfügung stehen, eine spätere Veröffentlichung auch in der „Deutschen Digitalen Bibliothek“ und in der „Europeana“ ist angedacht. Die Sammlung umfasst Weinkarten aus bedeutenden Restaurants im Zeitraum zwischen 1856 und 1966.

Wie interessant die Dokumente sind, mögen einige Beispiele aus einer Rüdesheimer Weinkarte verdeutlichen, die wohl im Dreikaiserjahr 1888 entstanden ist. So wird unter anderem deutlich, dass die besten Kategorien auch von Rheinwein damals in Bocksbeuteln verkauft wurden und dass man von fast allen Weinen auch halbe Flaschen erstehen konnte – die jeweils exakt die Hälfte kosteten. Während die meisten Weißweine auf dem Rüdesheimer Bischofsberg gelesen wurden (ergänzt durch einen „Schloss Johannisberger Cabinet“ sowie eine „Rüdesheimer Berg Orléans Auslese“), finden wir bei den „Rothweinen“ durchwegs Flaschen aus Ober-Ingelheim und Assmannshausen, darunter aus der Königlichen Domänen-Kellerei.

Die Karte der „Rüdesheimer Weinstube zur Niederwaldbahn“ zeigt auf dem Umschlag dabei einen volkstümlichen, kolorierten Stahlstich, der auf der Vorderseite unter anderem Zwerge im Weinberg darstellt, auf der Rückseite einen Winzer mit Weinglas. Und die Preise? Sie schwanken zwischen 1,50 Mark für ein „eigenes Gewächs“ bis hin zu 12 Mark für eine „feinste Auslese“ der Rebsorte Orléans, die damals neben dem Riesling eine im Rheingau verbreitete Sorte war. Was diese Tropfen heutzutage Wert wären, darüber kann man nur spekulieren; so bleibt uns nur die Freude, dass zumindest die Karten den Zeitenlauf überdauerten.